Wetter. Für die kalte Jahreszeit empfiehlt EN|Wohnen dicke Decken und warme Kleidung. Ein Gespräch über die Gas-Misere mit Geschäftsführer Alexander Dyck
Im Flur der Zentrale von EN|Wohnen ist es etwas düster. „Eine Sparmaßnahme“, sagt Geschäftsführer Alexander Dyck erklärend. Die Wohnungsgesellschaft mit hunderten von Wohnungen in Wetter gibt ein gutes Beispiel. Denn sparen sollen auch ihre Mieter. Ob das reicht, um auch bei Energiemangel einigermaßen warm durch den Winter zu kommen? Alexander Dyck gibt Antworten.
Wie ist die Gemütslage angesichts der unablässigen Meldungen über drohende Engpässe beim Gas?
Alexander Dyck: Wir fragen uns täglich, was können wir tun, was ist machbar? Über 80 Prozent unserer Wohnungen werden mit Gas versorgt. Der Rest sind Ölheizungen. Und auch hier gibt es eine Kostenexplosion. Statt 5000 Euro für eine Öl-Füllung zahlen wir jetzt 15.000 Euro. Immerhin ist hier die Versorgung sicher. Diese Mieter werden im Winter nicht frieren.
Und wie ist das beim Gas?
Zunächst mal sind die Kosten beunruhigend, da sie kaum kalkuliert werden können. Wichtiger aber ist die Sorge: Reicht das Gas aus, auch für die Städte im EN-Kreis? Wir haben in den letzten zwölf Jahren sehr viel in Technik im Wohnungsbestand investiert. Im Wesentlichen war das Sanierung oder Ausbau von Etagen- oder Zentralheizungen auf Gasbasis. Wenn aber Gas nicht fließt, bringt auch effiziente Technik nichts. Bricht morgen die Kältewelle ein, würden wir unseren Mietern empfehlen, eine dicke Decke zu nehmen und warme Kleidung.
Wie sieht es aus mit Notfallplänen?
Je nach Stadt im Kreis müsste gesehen werden, welche Pläne für den Notfall existieren. Dann wären ja nicht nur wir als Wohnungsgesellschaft betroffen, sondern ganze Gebiete. Wir selbst können es nicht leisten, Zentren aufzubauen, in denen die Menschen sich aufwärmen. Ich hoffe da auf Kooperationen mit den Kommunen.
Hat es schon Gespräche mit einzelnen Städten über Aufwärmräume gegeben, Turnhallen etwa oder Gaststätten mit Saal?
Aktuell führen wir solche Gespräche noch nicht, weil wir nicht wissen, wo was auf uns zukommt. So haben wir derzeit weder Hallen gemietet noch im Focus. Ich sehe da die Städte und die Gesellschaft in der Verantwortung.
Eigene Vorratslager beim Gas sind ja wohl keine Option...
Wir sind auf die Lieferungen der Versorger angewiesen. Wenn die nicht liefern können, dann werden unsere Kunden betroffen sein. Laut Bundesnotfallplan soll ja eine Versorgung gesichert werden. Trotzdem weiß keiner, ob es reicht.
Wenn es wirklich morgen richtig kalt wird - bleiben die Heizkörper wirkungslos?
Morgen nicht. Für den Augenblick gehen wir davon aus, dass die Gasspeicher Kapazitäten haben.
Ist das Reden über Aufwärmräume Panikmache oder Vorbereitung auf das Wahrscheinliche?
Das ist keine Panikmache. Das sind Optionen, die eintreten können. Man sollte sich in der heutigen Zeit keine Grenzen in den Gedanken setzen bei Lösungsansätzen. Es geht schließlich darum, dass Menschen ohne Heizung und warmes Wasser sein könnten und das über einen längeren Zeitraum. Es geht um greifbar nahe Worst-Case-Szenarien. Ich kann nur jedem Kunden und jedem Unternehmen empfehlen: Setze dich bitte damit auseinander und spare jetzt Energie ein, schalte unnötigen Strom aus und Anlagen runter. Man sollte sich auch langsam von den gewohnten vielleicht 22 Grad auf 19 Grad Raumtemperatur umstellen. Das würde uns als Gesellschaft insgesamt weiter bringen. Durch Sparen können wir viel erreichen.
Sparen müssen die Mieter. Wie sind sie von ihrer Wohnungsgesellschaft informiert worden?
Da setze ich auf die Öffentlichkeit, und in der Öffentlichkeit wird täglich darüber informiert. Es wird in der Presse berichtet, Wirtschaftsminister Habeck kommuniziert das jeden Tag. Wir haben nichts on top drauf gesetzt und irgendwelche Briefe verschickt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch so bei allen unseren Mietern angekommen ist. Unsere Mieter waren auch vor dieser Krise oft schon zum Sparen gezwungen. Das konnte auch schon mal zu Schimmelbildung führen, wenn nicht genügend geheizt oder falsch gelüftet wurde. Solche Probleme werden sich verstärken. Das wird passieren, wenn die Menschen ihre Wohnungen nicht wenigstens auf einem niedrigen Niveau warm kriegen.
Sie haben Anzeichen, dass die Sparbotschaft bei Ihren Mietern angekommen ist?
Wir haben täglich Anrufe von den Mietern. Die wollen wissen: Sind die Öltanks gefüllt, ist alles mit den Heizungsanlagen in Ordnung?
Kann neue Technik helfen?
Wer heute seine Heizungsanlage erneuern will, bekommt zunächst keinen Handwerker und dann keine Teile. Lang- und mittelfristig vielleicht schon, aber bis zur Heizsaison ist nichts zu erwarten. Wir haben in den letzten zwölf Jahren 64 Mio. Euro in den Wohnungsbestand investiert. Das ist derzeit von außen verzögert. Wir machen weiter, zahlen aber nicht jeden Preis. Unser Ziel bleibt bezahlbares Wohnen.