Wetter. Es gibt eine Strafanzeige gegen Stadt Wetter und die Bahn. Warum der frisch aufgestellte Sperrzaun vielleicht nicht reichen könnte
Fünf miteinander verschränkte Metallgitter sichern vom Ruhrtalradweg her die Bahngleise in Oberwengern vor unbefugtem Betreten. Obwohl nicht dafür zuständig, habe die Stadt sich für diese Sicherungsmaßnahme entschieden, teilte die städtische Pressestelle am Donnerstagnachmittag mit. Am Morgen des gleichen Tages hatte ein Bürger online Strafanzeige gegen die Stadt und die Bahn wegen der unverstellten Abkürzung über die Gleise gestellt. Begründung der Strafanzeige: Gefährdung der Öffentlichkeit durch Unterlassung.
Seit Monaten ist die Overwegbrücke über die Ruhr gesperrt. Im Bereich über der Bahnlinie gibt es keine Fahrbahn mehr. Autofahrer und Fußgänger müssen einen Umweg nehmen. Für Schüler aus Alt-Wetter führt er über die neue Ruhrbrücke Richtung Gedern und ist etwa eine Viertelstunde länger als der gewohnte. Als beobachtet wurde, dass Schüler und Bürger aus Grundschöttel oder Oberwengern die gefährliche Abkürzung über die Bahngleise wählten, gab es Flatterbänder von der Polizei und Zaunelemente am Durchlass von der Hagener Straße her. Immer wieder wurden die Bänder entfernt und die Zäune beiseite geschoben. Seit einiger Zeit gibt es gar kein Hindernis mehr.
Die Stadt Wetter hat nun auf der anderen Seite der Gleise Fakten geschaffen. Vom Ruhrtalradeweg sind es nur ein paar Schritte aufs Gleisbett. Der Ruhrtalradweg ist weiterhin befahrbar, weil er seit Jahren über die eigens für Fußgänger und Radfahrer angehängte Brücke führt, die beide Ufer miteinander verbindet. Hier steht jetzt der Zaun, daran befestigt die Schilder „Durchgangsverbot für Fußgänger“ und „Lebensgefahr“.
Der Gleiskörper ist Eigentum der Bahn, erklärt die Stadt, und auch die zuständige Bundespolizei in Dortmund sieht die Bahn in der Verkehrssicherungspflicht. Die Bahn hat auf Nachfrage der Redaktion aber mehrfach darauf hingewiesen, dass sie ihr 33.000 Kilometer langes Streckennetz in Deutschland nicht komplett einzäunen könne. Stattdessen setze das Unternehmen auf Aufklärung. Die Polizei hat die Bahn mit einer Informationsveranstaltung im Geschwister-Scholl-Gymnasium dabei unterstützt. Das Angebot einer Wiederholung habe die Schulleitung aber nicht angenommen, so ein Sprecher der Bundespolizei.
Bis Anfang der Ferien habe es tägliche Streifen im Bereich der Abkürzung gegeben. Weil aber so gut wie nichts los war und auch kein Fußgänger beim Überqueren beobachtet und angesprochen werden konnte, sind die Streifen nun nicht mehr so intensiv. Was die Polizei allerdings mitbekommen hat: Auf der wenig entfernt liegenden eigentlichen Baustelle über der Bahn hat es erheblichen Vandalismus gegeben. Die Baufirma beklagt beschädigte Baumaschinen, auch seien Bauarbeiter beworfen worden.
Der Bürger, der nun Strafanzeige gestellt hat und auch das NRW-Verkehrsministerium informieren wollte, hält „die fußläufige Alternativroute für völlig indiskutabel.“ Verständlich für ihn, dass sich Fußgänger - in erster Linie Schüler - nicht an den „unzumutbaren Weg halten.“ Was der Anzeigeerstatter nicht verstehen kann: Warum wurde keine Behelfsbrücke installiert, die ja nur die Bahnlinie hätte überspannen müssen. Über den Ruhrtalradweg sei die Anbindung ans andere Ruhrufer ja gegeben.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass der ursprüngliche Zeitplan für die Brückensanierung nicht zu halten ist. Dabei ist momentan unklar, wann überhaupt wieder Fußgänger eine vervollständigte Overwegbrücke nutzen können. Der Sperrzaun am Ruhrtalradweg wird womöglich nicht die letzte Sicherungsmaßnahme sein, um das gefährliche Abkürzen zu verhindern. Während die Sperre aufgestellt wurde, mogelten sich bereits drei Fußgänger gleich neben dem Zaun durch die Büsche aufs Gleis..