Herdecke. Das Haus von Peter Uphoff steht direkt neben dem Herdecker Bach. Der richtete vor einem Jahr massive Schäden im Erdgeschoss vom Bachplatz 2 an.

Am Jahrestag der Flut schießen Peter Uphoff viele Gedanken durch den Kopf. Fast schon vergleichbar mit der damaligen Geschwindigkeit des Herdecker Bachs, der am Abend des 14. und auch am 15. Juli 2021 massive Schäden an seinem Haus anrichtete.

Seit dem Ende der 1980er-Jahre wohnt der Herdecker, der in der benachbarten Kommunalverwaltung in Wetter arbeitet, mit gelegentlichen Unterbrechungen im Bachviertel. Und zwar in seinem Elternhaus. Doch das, was der daneben fließende Bach dort im vergangenen Sommer binnen weniger Stunden anrichtete, überstieg das Vorstellungsvermögen von Uphoff.

Folgen der Flut noch sichtbar

Erst kürzlich schloss sich gewissermaßen ein Kreis. Mitte Juni konnte nun die Allianz-Versicherung in ihr Büro im angemieteten Erdgeschoss am Bachplatz 2 zurückziehen. Zur Freude des Hauseigentümers Peter Uphoff, der viel über die schwierige Sanierung in dem schönen Fachwerkgebäude erzählen kann. „Elf Monate – das hört sich lange an. Aber andere hier im Bachviertel sind jetzt immer noch mit den Folgen der Flut und Renovierungen beschäftigt“, berichtet der Herdecker.

Der gesamte Bachplatz stand vor einem Jahr unter Wasser.
Der gesamte Bachplatz stand vor einem Jahr unter Wasser. © Alexander Wuntke

Um direkt das größte Problem zu benennen: „Es war und ist teilweise immer noch unheimlich schwierig oder gar stressig, Handwerker zu bekommen.“ Seine Mieter, die Versicherungs-Vertreter Tanja und Alexander Wuntke, können das ebenso bestätigen wie viele andere Flut-Betroffene. Uphoff berichtet von weiteren Hiobsbotschaften für ihn. „Unglaublich frustrierend war das Ausmaß der Schäden.“ Unvergessen auch die unterschiedlichen Auswirkungen: „Wir am Bachplatz sind damals gewissermaßen abgesoffen, ein paar Meter weiter ging oben in der Fußgängerzone das Leben ganz normal weiter. Während wir einige Tage malocht und eine unglaubliche Menge an Gegenständen entsorgt haben, hörte ich von dort lachende Menschen. Wir fühlten uns wie auf einer Insel, die von der normalen Welt abgeschnitten ist.“

In seinem persönlichen Rückblick darf auch ein Gespräch mit einem Gutachter nicht fehlen. Nach den ersten Tagen und dem halbwegs guten Gefühl, inmitten von Schlamm, Fäkalien und Öl doch schon eine Menge Unrat beseitigt zu haben, folgte der nächste Schock. Der Experte berichtete von den besonderen Herausforderungen eines massiven Wasserschadens. Anstatt einer zügigen Renovierung im Erdgeschoss mit dem Allianz-Büro hieß es: Alles raus und die Ebene kernsanieren.

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Damit begann die Geduldsprobe in Sachen Handwerker. Zumal deren Arbeiten in einer logischen Reihenfolge ablaufen müssen. Dabei hatte Peter Uphoff noch Glück im Unglück. Er fand sowohl einen guten und engagierten Maurer als auch eine zuverlässige Zimmerei, die die Holzarbeiten in seinem Fachwerkgebäude übernahmen. Gleichwohl beschreibt der Herdecker den Ablauf als ein Abwarten von Tag zu Tag oder Schritt für Schritt. „Ich hänge sehr an dem Haus, kenne da jeden Balken, auch meine Kinder haben eine starke Bindung hier hin.“ Umso einschneidender die Erinnerungen an die Überschwemmungen. Etwas auch nur ansatzweise Vergleichbares habe er im Bachviertel noch nie erlebt.

Ein Wechselbad der Gefühle

Bei der Rückschau auf das vergangene Jahr denkt Peter Uphoff auch an die unbürokratische Soforthilfe der Stadt Herdecke zwecks Entsorgung. Allgemein gesprochen ergänzt er aber noch: „Im Laufe der Zeit fühlte man sich doch sehr auf sich allein gestellt.“ Motivation erhielt er durch die Zusage der Allianz, dass diese wieder zurück ins Erdgeschoss seines Hauses ziehen wollte. „Also sagten wir uns, dass wir es hier schön hinbekommen sollten und die Ebene wie eine Art Neubau betrachten sollten.“

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Er begrüßt, dass die Stadt Vorkehrungen zur Verhinderung einer ähnlichen Flut verfolgt. „In Zeiten des Klimawandels sollte allen bewusst sein, dass so etwas wieder passieren kann.“ Das damalige Hochwasser habe aber auch die Nachbarschaft am Bachplatz enger zusammen geschweißt, wobei in diesem Viertel noch niemand mit der Katastrophe abschließen konnte. Uphoff berichtet von emotionalen Nachwirkungen der Überschwemmungen. Etwa Verlustängste, wobei damit auch eine besondere Wertschätzung für das Eigenheim einhergehe. Und vor dem Sommer 2021 habe er fast nie den Wetterbericht angeguckt. Das hat sich geändert. „Wenn dann das Wort Unwetter fällt, bekomme ich eine Gänsehaut. Das zeigt mir, dass einen die Ereignisse vom vergangenen Juli wohl nie mehr loslassen.“