Herdecke. Das Hochwasser Mitte Juli 2021 zerstörte am Bachplatz auch den Jugendtreff „FachWerk“ der Stadt Herdecke. Das Erdgeschoss ist fertig renoviert.

Sommerferien 2021. Das schlechte Wetter mit viel Regen trübte in der zweiten Woche auch die Laune auf dem Abenteuerspielplatz, den die Stadt Herdecke traditionell organisiert. Doch das war weit weniger schlimm als das, was das Team der offenen Kinder- und Jugendarbeit am 15. Juli im Treffpunkt „FachWerk“ vorfinden sollte.

„Am frühen Abend des 14. Juli hatte ich ein aktuelles Video vom überschwemmten Bachplatz gesehen“, erinnert sich Holger Steiner vom Jugendamt, der die dortige Anlaufstelle (mit Café) und manches mehr leitet. Durch das Hochwasser waren die Fenster vom städtischen Gebäude „FachWerk“ kaum noch zu sehen. „Wir wollten da noch hinfahren und retten, was zu retten sein könnte. Es gab aber kein Durchkommen“, so Steiner. Der langjährige Mitarbeiter der Verwaltung sah das Schadensausmaß erst am Tag danach. „Eine totale Katastrophe.“

Knapp 70 Zentimeter hoch stand das Wasser in dem Treffpunkt für Herdeckes Nachwuchs. Sechs Angestellte der Stadt gingen an jenem Donnerstagmorgen in Gummistiefeln durch das geflutete Erdgeschoss. „Es war ein großes Durcheinander, Gegenstände schwammen herum, viele Möbel und auch die Küche wurden stark beschädigt“, berichtet der Leiter der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Während einige Betreuer am Abenteuerspielplatz blieben, begannen im Haus am Bachplatz die Aufräumarbeiten.

„Alles raus“ lautete zunächst das Motto im Jugendtreff „FachWerk“, den die Stadt 2014 komplett modernisiert hatte. „Bis auf den Billardtisch und den Kicker war hier im Erdgeschoss nichts mehr zu gebrauchen“, erinnert sich Holger Steiner. Böden gebrochen, Strom weg, Theke aufgequollen, Kühlschrank weggeschwemmt, alle Gesellschaftsspiele durchnässt. Trocken blieb der Bunker mit den Sportgeräten.

Dank der Bürgermeisterin und Öffnungszeiten

„Ich bin sehr froh, dass wir mit dem Fachwerk eine wichtige Anlaufstelle für unsere Jugendlichen bieten können. Die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier ist gerade jetzt wichtiger denn je“, sagt Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster, „daher bin ich auch sehr dankbar für die Unterstützung des Lions Clubs.“

Der Treff (es gilt die aktuelle Corona-Schutzverordnung) ist für Jugendliche ab 13 Jahren wie folgt geöffnet: Montag bis Donnerstag jeweils von 15 bis 20 Uhr; Freitag von 15 bis 21 Uhr und Samstag von 16 bis 21 Uhr.

Am 15. Juli räumten die städtischen Angestellten das Parterre vom „FachWerk“ komplett leer und befreiten es vom Schlamm. „Jeder von uns hat da funktioniert, obwohl wir emotional alle betroffen waren.“ Natürlich habe es am Bachplatz, wo sich seit Jahrzehnten der städtische Jugendtreff befindet, mal Hochwasser gegeben. Doch die Dimension der Flut von Juli 2021 übertraf bisherige Erfahrungen.

Im Sommer begannen dann die Betreuer und das städtische Gebäudemanagement mit der notwendigen Renovierung im Erdgeschoss, das einem Rohbau glich. Dank einer großzügigen Spende des Herdecker Lions Clubs konnten die Angestellten zum Beispiel neue Möbel in einem schwedischen Einrichtungshaus kaufen. „Wir haben manches in Eigenregie erledigt, das gesamte Team hat angepackt“, berichtet Steiner. Da der Dartautomat oder auch die Playstation funktionierten, konnten Kinder und Jugendliche kurz nach den Sommerferien das „FachWerk“ wieder besuchen. Zur Notlösung mit reduzierten Öffnungszeiten gehörten Flur und erste Etage, bis Weihnachten war Improvisation gefragt. Steiner: „Wegen Corona kamen ohnehin weniger Leute als vor der Pandemie, gemütlich war es bis zum Jahresende hier aber nicht, zudem konnten wir nichts an der Theke anbieten.“

Auch interessant

Seit einigen Tagen steht nach dem Abschluss der umfangreichen Renovierung dem Nachwuchs wieder das gesamte „FachWerk“ zur Verfügung. Neu sind: Küche, Tresen, robuste Sitzmöbel, Spiele, Fernwärme-Heizung. „Wir haben auch die Deko etwas verändert und konnten den Treff nun gezielt einrichten“, so der Verantwortliche. „Aus unserer Sicht ist es schöner als vorher. In diesem Jahr wollen wir noch eine Wiedereröffnungsparty draußen feiern.“