Wetter. Wie die Evangelische Stiftung Volmarstein trotz Corona als Bremse auch in Wetter weiter wächst und was sich an der Spitze grundlegend ändern soll

Die Evangelische Stiftung Volmarstein wächst auch in schwerer Zeit. Im Corona-Jahr 2021 ist der Umsatz auf 337 Millionen Euro angestiegen, und die Zahl der Beschäftigten liegt erstmals über 4000. Das Wachstum soll Folgen haben auch für die Organisation an der Spitze. Der zur Zeit vakante Posten eines Theologen oder einer Theologin im Vorstand der Stiftung wird nicht mehr besetzt. Stattdessen soll ein „Zentrum für Theologie - Diakonie - Ethik“ eingerichtet werden. Der Stiftungsrat, so der Vorsitzende Hans-Peter Rapp-Frick, habe sich für diesen Weg einer Stärkung des theologischen Profils entschieden.

Corona hat es insbesondere dem Klinik-Bereich im „Gesamtkonzern“ (Vorstand Markus Bachmann) schwer gemacht. Patienten haben ihre OPs hinaus gezögert, Klinikpersonal war an Corona erkrankt und musste absagen. Markus Bachmann: Im Bereich Gesundheit mit den Krankenhäusern und Reha-Angeboten „war das Ergebnis besser als befürchtet, aber dennoch leicht negativ.“ 130 Millionen sind hier umgesetzt worden, rund 50 Millionen davon in den beiden orthopädischen Kliniken der ESV in Volmarstein und in Dortmund. 70 Millionen Umsatz waren es beim Krankenhaus am Mops in Haspe. Erstmals hat das Geschäftsfeld Soziales mit einem Umsatz von 131 Millionen Euro die Gesundheit überflügelt: Dazu trägt das Berufsbildungswerk in Volmarstein mit einer weiterhin hohen Auslastung bei. Aber auch der Bereich Kinder- und Jugendhilfe ist stark gewachsen. Dazu trägt der frisch eröffnete Kindergarten Wilhelminengarten an der Ecke Wilhemstraße/Gartenstraße in Alt-Wetter bei.

Wichtige Weichenstellung

4108 Beschäftigte wurden zu Jahresbeginn gezählt, rund 5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Wir hätten gerne noch 150 Mitarbeiter mehr gehabt“, so Markus Bachmann, „aber mehr hat uns der Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung gestellt.“ Insgesamt zeigte er sich aber zufrieden mit dem Ergebnis der Anstrengungen, die ESV als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Vor etwas mehr als zehn Jahren habe die Stiftung 2400 Mitarbeitende gezählt. Die Angebote seien erweitert worden und damit ein zusätzlicher Personalbedarf geschaffen worden. Nun bremse der Arbeitsmarkt bei der Weiterentwicklung der ESV. Deren drittes großes Geschäftsfeld, die Dienstleistungen im Gesundheitsbereich, tragen mit 64 Millionen Euro zum Gesamtumsatz bei.

Als Weichenstellung für die Zukunft sieht der Stiftungsrat das „Zentrum für Theologie - Diakonie - Ethik“, so Hans-Peter Rapp-Frick. Es gehe darum, den besonderen Geist der ESV als Einrichtung der Diakonie sichtbar zu machen. Für die Leitung des Zentrums soll eine Theologin oder ein Theologe gesucht und noch in diesem Jahr berufen werden, nicht aber für den Posten als theologischer Vorstand, den Sabine Federmann zum Jahreswechsel geräumt hatte. Die Leitung des Zentrums habe den Rücken frei, um sich beispielsweise mit der Inklusion im Alltag der ESV oder dem Thema assistierter Suizid zu beschäftigen. Dienstvorgesetzter aller Mitarbeiter müsse diese Leitung ebenso wenig sein wie in der finanziellen Verantwortung. Beim theologischen Vorstand war das anders. Eine Aufwertung der zweiten Führungsebene soll Teil der Veränderungen sein. Vorstand bleibt der bisherige kaufmännische Vorstand Markus Bachmann.

Der wagte auch einen Ausblick in die nähere Zukunft: Er mache sich „ein bisschen Sorgen angesichts der allgemeinen Krankenhausentwicklung“, so Bachmann. Alle Rettungsschirme würden derzeit zusammengeklappt, die Kliniken müssten frei schwimmen, „die Bedingungen sind aber nicht mehr wie vor Corona.“

Rechenzentrum legt zu

Das Rechenzentrum Volmarstein als Tochterunternehmen der ESV erzielte 2021 das beste Ergebnis in seiner mehr als fünfzigjährigen Geschichte.

Das sei Ausdruck einer verstärkten Nachfrage im Bereich digitaler Dienstleistungen im Gesundheitswesen.

Das Rechenzentrum sei mit über 200 Beschäftigten größter IT-Anbieter in der Region einschließlich Hagen, so Stiftungsratsvorsitzender Hans-Peter Rapp-Frick.

Andere Angebote im Bereich Healthcare Services wie etwa das Steri-Center der ESV in Herdecke hätten dagegen unter den Corona-bedingten geringeren OP-Zahlen gelitten.

Auch interessant