Wetter. Die Angst vor Corona lässt viele Patienten OPs verschieben oder absagen. Die Orthopädische Klinik Volmarstein trifft das hart.
Die Corona-Krise setzt auch vielen Krankenhäusern stark zu. Die Evangelische Stiftung Volmarstein spricht für ihre Orthopädische Klinik von „spürbaren Verlusten“. Innerhalb des Gesamtunternehmens sei das für ein Jahr zu tragen. Der Kaufmännische Vorstand Markus Bachmann: „Aber die Verluste gehen an die Substanz.“
Die Orthopädische Klinik der ESV steht mit dieser Geschäftsentwicklung nicht allein. Mehr als die Hälfte aller Kliniken in Deutschland rechnet bei der Schlussabrechung für 2021 mit Verlusten. Das hat eine Befragung vor Jahresende ergeben. Die genannten Gründe sind vielfach Auswirkungen der Corona-Krise, so auch in Volmarstein.
Ringen um Fachkräfte
In Volmarstein wird ein Rückgang der Belegung um rund 15 Prozent im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 beklagt. Die Zahl der jährlichen Operationen ist von 6000 auf 5000 gesunken. Das hat mit der Scheu der Patienten zu tun. Viele fürchten einen Ansteckung mit Covid 19 im Zuge ihres Krankenhausaufenthaltes. Markus Bachmann: „Gerade Patienten mit planbaren Operationen waren und sind sehr zurückhaltend mit Krankenhausaufenthalten.“
Hat die Orthopädische Klinik in Volmarstein irgendwelche Möglichkeiten zur Kompensation der fehlenden Einnahmen? Markus Bachmann verneint. Die Politik müsse endlich aufwachen und zum Ausgleich der Verluste „auch die Fachkliniken über einen ,Rettungsschirm` unterstützen.“ Derzeit erhielten die Fachkliniken keine staatliche Unterstützung bei der Bewältigung der Pandemie. Einsparungen bei Sachkosten seien kaum mehr möglich.
Das Ziel fürs laufende Jahr ist hoch gesteckt: Markus Bachmann hat die Hoffnung, 2022 wieder annähernd an die Belegungszahlen von 2019 heran zu kommen.
Noch von einer anderen Seite gerät Volmarstein unter Druck. Der allgemeine Fachkräftemangel mache auch vor den Fachkliniken nicht halt, heißt es auf Nachfrage zur Personalsituation. Freie Stellen würden teilweise über externe Dienstleister besetzt. Entlastung ist hier nicht zu erwarten, im Gegenteil. Bachmann geht davon aus, dass sich der allgemeine Fachkräftemangel in der Pflege weiter verschärfen wird.
Planbarkeit bringt Vorteile
Die ESV weiß sich schon lange im Wettbewerb mit anderen Anbietern von Pflegeleistungen. Werbekampagnen und ein starkes Aus- und Weiterbildungsangebot sollen auch die Orthopädische Klinik als attraktiven Arbeitsort herausstreichen. Auf einen Vorteil kann die Klinik als Fachklinik dabei verweisen: Hauptsächlich werden Fälle geplant behandelt. Das mache die Tagesabläufe für die Mitarbeitenden planbar, heißt es bei der ESV. Und planbar sei dadurch zudem die Freizeit.
Corona setzt auch Gemeinschaftsklinik zu
Aus dem Ende 2021 veröffentlichten „Krankenhausbarometer“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) geht hervor, dass 60 Prozent der Kliniken in Deutschland für 201 mit wirtschaftlichen Verlusten rechnen.
Gegenüber dem Vorjahr dürfte sich der Anteil der Einrichtungen, die rote Zahlen schreiben, verdoppeln, so die DKG.
Ein maßgeblicher Grund für die Probleme sei die geringere Auslastung durch die Pandemie.
Auch das Gemeinschaftskrankenhaus in Ende beklagte deutlich weniger Einnahmen bei deutlich mehr Ausgaben.
„Corona hat uns 2020 ziemlich zugesetzt und wird das auch im laufenden Jahr tun“, so Prof. Alfred Längler, ärztlicher Direktor des Gemeinschaftskrankenhauses, wie stark, werde sich zeigen.