Wetter/Ennepe-Ruhr. Ein führendes Technologie-Unternehmen hat seinen Sitz in Wetter. Doch was macht TQ-Systems eigentlich?

1650 Mitarbeiter, 14 Standorte in Deutschland, China, Schweiz und den USA sowie ein mehr als solides Wachstum – TQ ist eine Firma, ohne die in der Luftfahrt, der Industrieelektronik, der Haustechnik und auch in der Medizintechnik nicht viel liefe. Die Firma hat einen Standort in Wetter und genau dort, in den ehemaligen Reme-Hallen, veranstaltete das Unternehmen nun den ersten Technologietag.

Das Portfolio von TQ ist riesig. Wer jedoch beispielsweise ein E-Bike fährt, der kann sich ziemlich sicher sein, dass der Antrieb von TQ kommt. Flugfunkgeräte und Transponder? Ebenfalls von TQ. Robotik beim Zahnarzt? Da steckt auch TQ hinter. Ebenfalls führend ist das Unternehmen in der Gebäudeautomatisierung. „Wir sorgen beispielsweise dafür, dass durch unsere Technik bei der Nutzung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, beim gleichzeitigen Betrieb von Dusche, Waschmaschine und Herd keine Zugriffsspitzen entstehen“, erläutert Mitarbeiterin Verena Stiller das komplexe Thema. „Durch unsere breite Aufstellung haben wir eine gute Risikostreuung. Während der Corona-Krise hatten wir zum Beispiel wenig für die Luftfahrt zu tun, wurden aber in der Medizintechnik förmlich überrannt“, so Mitarbeiter Manuel Weber. Das sei einer der Gründe, warum das Unternehmen weiter stark wachse und auch in den kommenden Jahren, trotz der schwierigen Beschaffungsmarktsituation derzeit, hohe Ziele habe.

Impulsvortrag zur neuen Industrie

Beim Technologietag sollte es jedoch nicht nur um das Unternehmen selbst gehen, auch die Gäste sollten von dem Besuch profitieren. So gab es einen Impulsvortrag von Professor Peter Burggräf von der Universität Siegen, er referierte unter dem Titel „The New Industry“ (Die neue Industrie). In der sehr gut besetzten ehemaligen Lagerhalle nahm Burggräf daraufhin die Besucher mit, um der Frage auf den Grund zu gehen, wo die deutsche Industrie auf der S-Kurve zwischen Zeit und Leistungsfähigkeit momentan stehe. Er definierte vier verschiedene Faktoren, die momentan für die Wirtschaft wichtig seien. Dazu gehöre zuallererst natürlich der Prozess der Digitalisierung. „Der Prozess der Digitalisierung wird nicht enden. Es ist wie eine Welle im Meer. Sie wird immer schneller und größer“, so Burggräf und macht das auch an einem Beispiel fest. „Wir haben heute in unseren Smartphones einen Chip, der die Leistungsfähigkeit des schnellsten Supercomputers von vor 20 Jahren hat. Alles in unserem Handy.“

Professor Peter Burggräf erläutert die Herausforderungen der Industrie der Zukunft. 
Professor Peter Burggräf erläutert die Herausforderungen der Industrie der Zukunft.  © Yvonne Held

Eine weitere wichtige Herausforderung ist die Klimaneutralität. „Jede Industrie muss vor dem Hintergrund des Green Deal auf den Kopf gestellt werden. Es wird eine extreme Anstrengung für alle Industriezweige“, prognostiziert Burggräf. Der nächste Kraftakt ist der demografische Wandel, der bereits jetzt zu einem Fachkräftemangel in der Industrie führe. So sehen bereits heute 55 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel als Risiko. Laut Studie des Basler Forschungsinstituts Prognos AG könne sich allein bis 2020 die Zahl der fehlenden Facharbeiter, Techniker, Forscher und medizinischen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen, bis 2040 sogar auf 3,3 Millionen, gab Bruggräf preis.

Ein weiteres Problem, vor dem die deutsche Industrie derzeit stehe, sei, dass Deutschland nur noch bei zwei Schlüsseltechnologien führend sei: der Biotechnologie und der Produktionstechnik. „Deshalb müssen jetzt neue Ideen und eine neue Form der Produktion entwickelt werden“, meint Burggräf. Jedes Unternehmen müsse seinen eigenen Weg mutig fortschreiten. Neue Geschäftsfelder durch das Angebot von digitalem Service könnten erschlossen werden. Die Verknüpfung von neuesten, digitalen Technologien zur Steigerung der Produktivität müsse stattfinden. Und Künstliche Intelligenz (KI) solle genutzt werden. Dazu gehöre auch, dass langfristig KI mit menschlichen Entscheidungen auf einer Stufe stehen. „Deshalb müssen wir jetzt anfangen, KI zu verstehen und ihr zu vertrauen“, rät Burggräf. Gegen den drohenden oder bereits vorhandenen Fachkräftemangel riet Burggräf, dass die Industrie sich sichtbarer machen solle und die Zugangshürden zum Arbeitsmarkt reduziert werden müssten.

Der Energy-Talk soll den Unternehmen Lust auf eine Umstellung auf LED machen. 
Der Energy-Talk soll den Unternehmen Lust auf eine Umstellung auf LED machen.  © Yvonne Held

Wie ein Schritt in Richtung Klimaneutralität oder zumindest CO²-Reduktion aussehen kann, das erfuhren die Besucher eine Halle weiter beim fünften Energy-Talk der AVU und der Stadtwerke Witten gemeinsam mit der EN-Agentur. Sie informierten, wie 60 bis 90 Prozent des Stroms durch den Umstieg auf LED eingespart werden können. Glänzendes Beispiel dafür: Michael König von TQ in Wetter, der angab, die Kosten für die Umstellung in weniger als einem Jahr wieder raus zu haben.