Wetter. Welche Wünsche Vertreter der ESV an Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) haben und wie der Politiker darauf reagiert

In kleinem Kreis und ohne großes Aufsehen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Evangelische Stiftung Volmar­stein besucht. Er zeigte sich nicht nur gut informiert, sondern auch äußerst interessiert und dazu sichtlich beeindruckt. Professor Lauterbach: „Ich danke Ihnen sehr, dass Sie diese wichtige Arbeit machen, die längst nicht jeder kann“. Experten der ESV nutzen die Gelegenheit, um den Gast auf Defizite bei der Refinanzierung wichtiger Versorgungsangebote hinzuweisen.

Stiftungs-Vorstand Markus Bachmann stellte dem Gast kurz die breit aufgestellten Angebote für Menschen mit Behinderung, Senioren, Kinder und Jugendliche sowie kranke Menschen vor. „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke“, betonte Markus Bachmann. Dabei gebe es in einigen Bereichen sogar Angebote, bei denen die Stiftung eine Art Leuchtturm sei und über ein Alleinstellungsmerkmal verfüge.

Dazu gehören das ambulante Medizinischen Behandlungszentrum für Erwachsene mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung (MZEB) und die Klinik für Inklusive Medizin im Evangelischen Krankenhaus Haspe. Auf einer speziell ausgestatteten Station werden erwachsene Menschen mit Behinderung entsprechend ihrer besonderen Bedürfnisse versorgt, wobei alle im Krankenhaus vorhandenen Experten bei Bedarf an der Behandlung beteiligt sind. „Diese wichtige Versorgung darf nicht von Spenden oder der Akzeptanz von Defiziten zu Lasten des Trägers abhängig sein, sondern braucht eine solide Refinanzierung“, kritisierte Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsfelds Gesundheit der Stiftung.

Finanzierung unzureichend

Minister Lauterbach zeigte sich überzeugt vom Konzept der Stiftung, Menschen mit Behinderung in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung ambulant und stationär medizinisch zu versorgen. Wenn es um die Regelversorgung dieser Menschen gehe, müsse es keine Uniklinik sein, so der Gesundheitsminister. Man muss einen Weg finden, um einem Haus wie dem Ihren diese Arbeit finanziell zu ermöglichen.“

Ekkehard Meinecke, langjähriger Leiter der Behinderten- und Jugendhilfe der Evangelische Stiftung Volmarstein, ist sich sicher: „Man kann etwas bewegen, wenn man nur immer wieder daran arbeitet.“ und ergänzt zuversichtlich „Man nimmt Lauterbach ab, dass er sich mit dem Thema beschäftigen wird. Und dies auf politischer Ebene zu diskutieren, ist schon sehr viel wert!“

Dass auch bei der Finanzierung stationärer Wohnangebote für Menschen mit besonderem Förderbedarf nachgebessert werden muss, machte Christina Bösken deutlich. „Menschen mit Behinderung erhalten nicht die gleichen Leistungen der Pflegeversicherung wie Menschen, die im klassischen Seniorenheim leben“, bedauerte die Leiterin des Stiftungs-Geschäftsbereichs Spezialpflege. Das Problem: Die pflegerische Versorgung, die mitunter auch durch Fachkräfte nötig ist, wird nur für 266 € im Monat finanziert. Das reicht insbesondere bei komplexen Behinderungen wie zum Beispiel Muskeldystrophie, Morbus Huntington oder Spina bifida nicht aus. „Dieses Thema ist ein Dauerbrenner“, bestätigte Minister. Karl Lauterbach: „Das ist eine Ungleichbehandlung, die bearbeitet werden muss. Ich nehme das mit. Da können Sie sich drauf verlassen.“

Christina Bösken berichtete außerdem über die Betreuung demenziell veränderter Menschen in einer Wohngemeinschaft. Ambulantes, individuelles und selbstbestimmtes Wohnen schaffe Lebensqualität und sei politisch gewünscht. „Die Politik muss dann aber auch die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, damit wir als Unternehmen nicht draufzahlen“, betont Christina Bösken. Minister Lauterbach stimmte ihr zu: „Demenz-WGs sind etwas hoch-sinnvolles. Wenn es sie bald aus finanziellen Gründen nicht mehr gibt, ist das bei weiteren Reformen zu bedenken.“

Motivation für die Mitarbeiter

Den Besuch des Bundesgesundheitsministers mit SPD-Parteibuch verfolgten mehrere SPD-Mandatsträger oder Kandidaten.„Ein wirklich guter Termin, ich habe vieles mitgenommen“, erklärte Kirsten Stich, stellvertretende Bürgermeisterin und Landtagskandidatin der SPD, nach der politischen Visite des Medizin-Professors.

Wetters Bürgermeister Frank Hasenberg zeigte sich gleichermaßen beeindruckt. „Hier war heute ein gut informierter Minister vor Ort, der tief im Thema steckt.“

Landrat Olaf Schade ist sich sicher: „Volmarstein ist in diesen Bereichen mit der Stiftung ein stark wachsendes Unternehmen“, ließ er wissen. „Umso besser, wenn wir Ideen und Überlegungen an dieser Stelle anbringen können.“

Nach dem intensiven Austausch bedankte sich Karl Lauterbach bei allen Anwesenden. „Das sind genau die Gespräche, die mich interessieren“, betonte er. Der kaufmännische Vorstand Markus Bachmann dankte dem Gesundheitsminister für sein großes Interesse an den ganz speziellen Versorgungsangeboten der Stiftung und deren finanziellen Herausforderungen für das Unternehmen. „Ihr Besuch ist für uns ist eine starke Motivation, den Weg der Spezialversorgung für Menschen mit Behinderung weiterzugehen.“