Herdecke. Um Stadtentwicklung sollte es gehen beim CDU-Besuch von Ministerin Scharrenbach in Herdecke. Dann war aber doch ein anderes Thema bestimmend.
Die Herdecker haben dem Ministerium für Heimat, Kommunales und Bau viele Fördermittel zu verdanken. Jetzt war auf Einladung der CDU die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach zu Gast, und natürlich wollte nicht nur die (parteilose) Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster wissen, ob Herdecke auch künftig stark unter die Arme gegriffen wird. Die Ministerin hat die Frage beantwortet, aber der Krieg in der Ukraine und die Unterbringung der geflüchteten Menschen beherrschten dann doch den Ministerinnen-Besuch.
Am Morgen erst war in der Zeitung ein Bericht erschienen zur Hilfe nach dem Hochwasser im letzten Juli: 389.000 Euro waren es allein für Herdecke. „Das hat sehr geholfen“, bedankte sich Dr. Strauss-Köster beim Gang durch die Fußgängerzone bei der Ministerin. Auch der Kampsträter Platz ist nur so schön geworden, weil Fördermittel ihn mitfinanziert haben. Und beim wichtigsten Wohnungsbau-Projekt in der Stadt, der Schaffung von rund 100 Wohneinheiten „Am Berge“ in Ende, ist eine Entwicklungsgesellschaft des Landes beteiligt.
Da ist es natürlich wichtig, eine Perspektive für künftige Projekte zu haben. Ein Feuerwehrhaus mit Wohnungen schwebt der Herdecker CDU vor. Einen riesigen Stauraum hat sie als Puzzlestein für eine künftige Hochwasserabwehr vor Augen. Lässt sich das wie im bisherigen Rahmen weiter fördern, wenn auch die Kosten der Corona-Krise und die Militarisierung nach dem Einmarsch der Russen in der Ukraine zu tragen sind?. „Die Mittel sind realistisch“, sagt Ina Scharrenbach.
Nicht nur beim Geld hofft die örtliche CDU auf die Ministerin, die in zwei Monaten bei der Landtagswahl wieder gewählt werden will. Der überarbeitete Regionalplan bereitet CDU-Fraktionschef Patrick Wicker Verdruss: „Wir haben Null Flächen für Gewerbe. Das ist existenzgefährdend für die Stadt.“
Die Ministerin erweist sich zunächst einmal als gute Zuhörerin. Immer wieder gibt es ein knappes „ok“. Das heißt so viel wie: Ja, ich höre zu, ja, ich habe verstanden. Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster kennt das schon von anderen Begegnungen mit Ina Scharrenbach: „Ich weiß, dass Sie aus solchen Gesprächen viel mitnehmen“, sagt die Bürgermeisterin bei einem kleinen Imbiss im Blue-Jay.
Besonders Sarah Kramer hat viele Fragen mitgebracht. Sie kandidiert am 15. Mai bei der Landtagswahl im Wahlkreis für Witten und Herdecke. Wo steht das Land gerade bei der Aufnahme von meist Müttern und Kindern aus der Ukraine? „Wir fahren gerade die Erstaufnahmelager hoch“, gibt Ina Scharrenbach zur Antwort. Sie weiß von dem Problem der Städte, dass sich privat Untergebrachte nicht unbedingt melden - was eine faire Verteilung schwerer macht. Wie viele Kinder werden für die Zeit des Wartens auf die Rückkehr in die Ukraine in einen deutschen Kindergarten wollen, wie viele Schüler müssen unterrichtet werden? Und was ist mit den Menschen, die wegen Behinderungen besondere Betreuung brauchen? Für die Ministerin ist das aktuell „mehr ein Sich-Vortasten.“
Die Bürgermeisterin berichtet: „Wir rudern den ganzen Tag wie verrückt.“ Und Herdeckes CDU-Vorsitzende Doris Voeste sieht gerade bei der Schaffung von neuem Wohnraum eine wichtige Aufgabe. Sonst fürchtet sie „viel Sprengstoff und sozialen Unfrieden.“
Zweitstärkste Kraft
Die CDU ist in Herdecke weiter die zweitstärkste Partei.Im Rat hat sie sich erneut mit Grünen und FDP verbunden.In der Ratsperiode von 2009 bis 2014 war das auch der Fall.Die Partei hat seit ihrer ersten Bewerbung die parteilose Dr. Katja Strauss-Köster als Bürgermeisterin unterstützt.