Herdecke. Warum die Partei sich in Herdecke jung aufgestellt sieht und Friedrich Merz doch der richtige Bundeschef sein könnte
Eine Ruheständlerin als Parteivorsitzende. Jetzt doch wieder ein Mann als Fraktionschef. Ist das die Rolle rückwärts bei der CDU in Herdecke? Das Dementi ist deutlich. Und es lässt sich begründen, wie ein Gespräch mit den Spitzen der Partei zeigt.
Das Personal
In die Kommunalwahl 2020 ging die CDU mit einer Mittzwanzigerin, die zugleich Partei und Fraktion führte. Mittlerweile ist auf Julia Brunow als Parteivorsitzende die ehemalige Planungsamtsleiterin Doris Voeste gefolgt, und der Fraktion sitzt Patrick Wicker vor. Die Fraktion sei weiterhin jung aufgestellt, versichert Patrick Wicker. Julia Brunow habe weiter ihr Mandat, auch der Fraktionsgeschäftsführer Jan Torwesten und er selbst seien unter 35. Und an der Parteispitze stehe weiter eine Frau. Doris Voeste hält sich zugute, dass bei ihrer Aufgabe „manchmal ein Stück Lebenserfahrung auch ganz hilfreich sei.“
Das Bündnis
Corona hat die Gespräche verlängert. Aber kurz vor Weihnachten hat sich in Herdecke doch ein Bündnis von CDU, Grünen und FDP formiert. Wo trägt der Koalitionsvertrag deutlich die Handschrift der Union, wo musste sie Kröten schlucken? Prägend sei die CDU beim Bemühen um ausgeglichene Finanzen in der Stadt gewesen, erklärt Patrick Wicker. Auch beim Thema Sicherheit habe sie wichtige Anstöße geliefert. Die Wache der Feuerwehr am Herdecker Bach müsse ausgebaut werden, der Schutz vor Hochwasser sei eine drängende Aufgabe. Die Verständigung auf zusätzliche Gewerbeflächen war in den Bündnisgesprächen eine harte Nuss. Jetzt zeigt sich die CDU zufrieden, um wenigstens die vorhandenen Betriebe in der Stadt zu halten. Dr. Georg Torwesten, zweiter Stellvertreter der Bürgermeisterin, ergänzt: Stabile Gewerbesteuereinnahmen sind ein wichtiger Baustein für die Kalkulation.“ Ansonsten sei das Aufeinanderzugehen der Parteien gar nicht so schwierig gewesen. Beim Thema Radwege oder Straßengrün sei die CDU moderner als vielfach gedacht. Der parteilose Kämmerer hat viele Vorschläge zur Gesundung der städtischen Finanzen gemacht. Im Grundsatz will die CDU ihm folgen. Auch bei Mehreinnahmen durch höhere Eintritte und Knöllchen. Ein ausgebautes Freibad rechtfertige höheren Eintritt, und zusätzliche Kontrollgänge im Stadtgebiet befriedigten das Ordnungs- und Sicherheitsbedürfnis der Bürger.
Die Bundespartei
Die Wahl von Friedrich Merz zum Bundesvorsitzenden sei ein Signal des Aufbruchs gewesen, ist sich die Spitze der CDU in Herdecke einig. Aus Sicht von Patrick Wicker „liegt die schlechte Stimmung hinter uns“, und Doris Voeste sieht Friedrich Merz „zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle.“ Als Chef der Opposition sei ein Mann gefragt, der intern einen und nach außen „auch mal beißen kann“.
Die Bundes-CDU hat in vier Jahren drei Mal die Spitze neu besetzt. Da muss nicht jeder Vorsitzender der Partei auch der Wunschkandidat aller sein. Patrick Wicker bekennt, bei der Mitgliederbefragung für Norbert Röttgen gestimmt zu haben. Auch für Georg Torwesten war Friedrich Merz nicht der Lieblingskandidat. Torwesten stellt fest: Merz polarisiert stark. Aber mittlerweile traut er ihm auch Qualitäten als Einiger zu. Das passt dann auch zur Aufbruchstimmung im Herdecker Stadtverband: Für Georg Torwesten „läuft es im Team sehr gut“, Doris Voeste: „Wir haben noch mal richtig Schwung genommen.“
Politik und Pandemie
Politik machen ist für die Parteien in Corona-Zeiten nicht ganz einfach.Im Parteibüro der CDU in Herdecke gibt es nicht mal einen Monitor: Auf Hybrid-Meetings wird hier nicht gesetzt.In den besonders schwierigen Zeiten der Pandemie gab und gibt es Online-Konferenzen.In den wärmeren Monaten mit mehr Möglichkeiten für persönliche Treffen wurden dann ausreichend große Räume für Begegnungen gesucht.