Wetter/Herdecke. Dass in Wetter und Herdecke Wohnungen fehlen für die Ukraine-Flüchtlinge, ist bekannt. Aber wie steht es um die Kapazitäten bei den Ämtern?
Schon vor dem Ukraine-Krieg sind vermehrt Flüchtlinge nach Wetter und Herdecke gekommen. Zuletzt wurden für die Ortskräfte der deutschen Soldaten in Afghanistan Unterkünfte in den beiden Städten an der Ruhr gesucht. In Herdecke sind die räumlichen Kapazitäten besonders ausgereizt, auch in Wetter sind sie endlich. Wie aber sind die Ämter besetzt, die sich bei der Betreuung von Flüchtlingen ins Zeug legen müssen? Und wo bauen die Stadtverwaltungen schon jetzt auf das Engagement ehrenamtlicher Helfer?
Flüchtlinge werden beispielsweise in den Flüchtlingseinrichtungen und angemieteten Wohnungen betreut, und in Wetter organisiert das Sozialamt regelmäßig Spendensammlungen. Weil das längst nicht alle Berührungspunkte sind, die Geflüchtete mit der hiesigen Bürokratie haben, tun sich beide Städte schwer mit der Frage, wie viele Menschen denn genau im Rathaus mit der Begleitung von Geflüchteten beschäftigt sind.
Von einer „Querschnittsaufgabe“ ist in Herdecke die Rede. Namentlich aufgeführt werden Hauptamt, Ordnungsamt, Schulamt, Jugendamt, Kämmerei und Gebäudemanagement. Diese Bereiche sind natürlich nicht ausschließlich für Flüchtlinge da. Aber berührt von der Aufnahme sind sie schon. An einer Stelle gibt es dann doch mal eine Zahl: „Die konkrete Betreuung findet über das Sozialamt statt, namentlich sieben Stellen“, so die städtische Pressestelle im Herdecker Rathaus. Ergänzend heißt es: „Eine vakante Stelle ist derzeit ausgeschrieben und wird schnellstmöglich besetzt.“
Im Sozialausschuss war diese Personalie kürzlich Thema. Für die unmittelbare Betreuung der Flüchtlinge hatte die Stadt Herdecke bisher eine volle und eine Teilzeitstelle. Die Teilzeitkraft steht bald nicht mehr zur Verfügung. Unmittelbar nachbesetzen wolle die Stadt aber nicht, hatte sie im Ausschuss ausgeführt: Die Stadt setzt auf eine längerfristige Lösung mit einer möglicherweise gut geförderten Vollzeitstelle. Vor diesem Hintergrund hatte es auch bei den Haushaltsberatungen Forderungen gegeben, den VCS wieder schneller vollständig zu beauftragen wie bis zum Ende des Jahres. Nach Jahren der psychosozialen Betreuung von Flüchtlingen war die Vereinbarung mit dem VCS nicht fortgeschrieben worden. Aktuell hat der Rat zwar die Beauftragung wieder beschlossen, zunächst aber mit deutlich weniger Stunden als sonst.
Gut funktionierende Netzwerke
Haben die Stadtverwaltungen personell darauf reagiert, dass die Zahl der Geflüchteten in den letzten Monaten angestiegen ist? Der Kreis derjenigen, die sich mit geflüchteten Menschen beschäftigen, ist in den vergangenen Monaten weder aufgestockt noch abgebaut worden, heißt es aus Herdecke. In Wetter wird die Frage nicht beantwortet, aber darauf verwiesen, dass eine Anpassung ja noch erfolgen könne. Pressesprecher Jens Holsteg: „Wir müssen auf konkretere Informationen warten. Zum jetzigen Zeitpunkt etwas zu organisieren, wovon wir noch nicht wissen, was wir hier in Wetter zu erwarten haben, macht noch keinen Sinn.“ Auch Herdecke zeigt sich beweglich: Sollte aufgrund des Krieges in der Ukraine eine höhere Zahl an Personen zu betreuen sein, sei eine Aufstockung denkbar.
In beiden Städten gleichermaßen unverzichtbar gilt das Engagement Ehrenamtlicher. Zahlreiche Herdeckerinnen und Herdecker hätten in der Vergangenheit bewiesen, dass sie gerne helfen, glaubt die Stadt Herdecke, auf eingespielte Netzwerke zurück greifen zu können. Auch Wetter sieht ein gut funktionierendes Miteinander, wie sich an der Organisation der Friedenskundgebung gezeigt habe: „Innerhalb weniger Stunden haben Kirchen, Fraktionen, Organisationen und Stadt Hand in Hand den Samstag geplant.“
Hilfsangebote werden im Zweibrücker Hof koordiniert
Die Stadt Herdecke hat die Bürger für Mittwoch, 18 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung in den Ruhrfestsaal im Zweibrücker Hof eingeladen.Hilfsorganisationen werden aufzeigen, wie man sich für ukrainische Flüchtlinge einsetzen kann. Die Stadt will einen kurzen Überblick der Lage in Herdecke geben.Für den für Mittwochabend geplanten Transport von Hilfsgütern in die Ukraine sollen keine Spenden mehr abgegeben werden, so die Organisatoren.