Herdecke. Ukraine-Hilfe: Die Mitarbeiter in der Sammelstelle der Stadt Herdecke haben alle Hände voll zu tun. Spritgeld zählen gehört dazu
Säcke mit Winterkleidung, Kisten mit Knabbereien: Vor wenigen Stunden erst hat die Sammelstelle aufgemacht, und schon stapeln sich an mehreren Ecken des langgestreckten Raums in der Herdecker Feuerwache die Hilfsgüter. Auch die gläserne Spardose im Eingangsbereich ist schon gut gefüllt. Gerade hat ein Senior einen Hundert-Euro-Schein durch den Schlitz im Deckel fallen lassen. Spritgeld für die Fahrt Richtung Kriegsgebiet, die Mitarbeiter der Stadt nächste Woche planen. In ihrer Freizeit.
Der Raum für die Hilfsgüter hat beinahe die Abmessungen eines Aufliegers. Ein schwerer LKW wird es aber nicht sein, der nächsten Mittwoch zur Grenze von Rumänien und Ukraine rollt. Vier Kleinlaster sollen es stattdessen sein, besetzt mit je zwei Fahrern. Eines der Fahrzeuge ist vom Autohaus Möller. Hier hat man Erfahrungen mit Hilfsfahrten: Vor über zwei Jahrzehnten führten sie nach Rumänie. Christian Suberg von der Stadt war damals schon dabei, und auch heute weiß er, um wie viel Kilometer der Weg weiter runter nach Rumänien ist als etwa nach Polen. Andernorts werden auch hierhin Hilfskonvois zusammengestellt.
Decken, warme Kleidung, Babynahrung, Verbandsmaterial oder Desinfektionsmittel haben die Männer von der Feuerwehr schon entgegen genommen. Und gerade hebt ein Spender aus dem Kofferraum seines Autos eine Kiste mit Knusperwaffeln. „Die Menschen haben viel Mitleid“, weiß Suberg, aber ein bisschen wollen die Spender auch sicher gehen, dass ihre Gaben tatsächlich bei den Bedürftigen ankommen. Bei der Feuerwehr fühlen sie sich in sicheren Händen.
Ein Senior, der sich zum SPD-Parteibüro verirrt hat, zeigt diese Zuversicht. Die SPD hat während der Marktzeit die Türe geöffnet und sammelt Hygieneartikel. Der ältere Herr aber hat zwei wärmende Decken, die er an die Menschen in der Ukraine abtreten möchte. „Zwei wunderbare Decken“, schwärmt er, und ganz wichtig sei es, dass sie nicht in die falschen Hände gerieten. Nach dem Tipp mit der Feuerwehr verlässt er beruhigt das Parteibüro an der Hauptstraße.
Im Zugang begegnet er einem Paar, das taschenweise Hygieneartikel ins Parteibüro bringt. Schnell hat die Spenderin die Lage überblickt, stellt Shampoo zu Shampoo, Cremes zu Cremes. An einer Wand haben Klaus Klostermann und Carsten Adametz Babywindeln gebunkert. Die beiden Ratsherren der SPD nehmen bei dieser zunächst einmaligen Aktion die Spenden entgegen. „Das geht nicht in die Ukraine“, klärt Adametz eine der Spenderinnen auf. Die SPD sammelt für die Menschen, die schon in den nächsten Tagen in Herdecke erwartet werden. Und dann auch soll sich zeigen, wie die Hilfe weiter geht.