Wetter/Herdecke. Jede zweite Klinik in Deutschland rechnet laut „Krankenhausbarometer“ mit roten Zahlen für 2021. Wie sieht es in Ende aus?
Deutlich weniger Einnahmen, deutlich mehr Ausgaben – Prof. Alfred Längler vom Gemeinschaftskrankenhaus in Ende weiß: „Corona hat uns 2020 ziemlich zugesetzt und wird das auch im laufenden Jahr tun.“ Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat von ihrem jüngsten „Krankenhausbarometer“ abgelesen, dass jede zweite Klinik in diesem Jahr mit roten Zahlen rechnet und vier von fünf Krankenhäusern Personalprobleme in der Pflege haben. In Ende auch?
Ob 2021 rote oder schwarze Zahlen geschrieben werden, kann erst in ein paar Tagen festgestellt werden. Und doch ist für Alfred Längler jetzt schon klar, dass Corona erneut die Zahlen nach unten drücken wird. Das Gemeinschaftskrankenhaus hat höhere Ausgaben wegen der ganzen Schutzmaßnahmen von Corona. Zugleich fließt weniger Geld in die Kasse: Geplante Operationen werden schon mal verschoben, Kapazitäten vorgehalten.
Manchmal aber auch schrecken Patientinnen und Patienten vor Operationen zurück. Zu groß ist ihre Angst vor eine Infizierung mit Corona. So schlimm wie in der ersten Welle von Corona sei das aber nicht mehr. Alfred Längler: „Damals wurde ein Riesenbogen ums Krankenhaus gemacht.“ Zwar gibt es Rückvergütungen für die Kliniken oder Freihaltepauschalen, aber für den ärztlichen Leiter des Gemeinschaftskrankenhauses steht fest: Einfach durchreichen ließen sich die Gelder nicht. Die Unterstützung mildere die Folgen zwar ab. Aber: „Die Kliniken tragen das mit.“
Finanzielle Vorhersage unmöglich
Für das nächste Jahr am Gemeinschaftskrankenhaus gibt es zwar einen Wirtschaftsplan. Wie realistisch der allerdings ist, werden die nächsten Monate zeigen müssen. Eine Vorhersage der Pandemie und der finanziellen Folgen für die Krankenhäuser sei angesichts der Dynamik der Pandemie nicht möglich, so Professor Alfred Länger. Allerdings geht er fest davon aus, dass es in einer fünften Welle auch deswegen zugespitzter an den Krankenhäusern zugehen wird, weil dann wohl auch Teile des Personals in Quarantäne geschickt werden müssten und für die Arbeit ausfallen würden.
Beim Personal ist es angesichts einer bundesweiten Abwendung von den Pflegeberufen in Ende bislang noch nicht eng, versichert Längler. Er bestätigt aber auch: „Wir könnten mehr Mitarbeiter geschäftigen, wenn wir mehr finden würden.“ Aktuell versuche das Gemeinschaftskrankenhaus, den Mitarbeitenden eine besondere Wertschätzung entgegen zu bringen. Andernorts gebe es massiven An- und Abwerbedruck - bis hin zu Dienstwagen für Mitarbeitende in der Pflege.
TV-Bilder zeigen Realität
Wie stark zeigen sich die personellen Probleme in Ende? Die Bürgerinnen und Bürger in Herdecke und Umgebung wollten wissen, ob es in der Pflege genug Mitarbeitende gebe und die Qualifikation ausreiche. Bislang jedenfalls habe es „für eine gute Patientenbetreuung gereicht“, zeigt sich Längler überzeugt. Ansonsten hält er die Bilder aus den Fernsehnachrichten von ausgelasteten Intensivstationen und überlasteten Pflegerinnen und Pfleger für sehr realistisch. Alfred Längler stellt fest: „Alle sind müde und ausgelaugt nach fast zwei Jahren Corona“. Und da kommt wohl noch mehr an Belastung.
Verschärfung bei den Krankenhäusern
Aus dem „Krankenhausbarometer“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) geht hervor, dass 60 Prozent der Kliniken in Deutschland für das ablaufende Jahr mit wirtschaftlichen Verlusten rechnen. Gegenüber dem Vorjahr dürfte sich der Anteil der Einrichtungen, die rote Zahlen schreiben, verdoppeln.Ein maßgeblicher Grund für die Probleme sei die geringere Auslastung durch die Pandemie.