Esborn/Wengern. Die jahrzehntelangen Platzprobleme sind mit dem Neubau der Feuerwache Esborn verschwunden. Aber Corona macht den Rettern weiter das Leben schwer.
Corona hat vieles unmöglich gemacht. Ein Richtfest an der neuen Feuerwache in Esborn zum Beispiel. Von einer öffentlichen Übergabe des Neubaus mal ganz zu schweigen. So fand der Umzug der ehrenamtlichen Feuerwehrleute der Löschgruppe Esborn bereits im Herbst letzten Jahres ohne großes Aufhebens statt – ohne Musik, ohne Bürgerinnen und Bürger, ohne Reden, ohne Party. Und obwohl die Truppe nun endlich im neuen Domizil an Albringhauser Straße zeitgemäße Standards vorfindet, macht die Pandemie den Rettern weiterhin das Leben schwer.
In der geräumigen, etwa 200 Quadratmeter großen Fahrzeughalle haben jetzt vier Wagen Platz. In die alte, nur wenige Meter entfernt an der Voßhöfener Straße gelegene Feuerwache, passten gerade einmal zwei Fahrzeuge hinein. „Die haben hintereinander gestanden, dicht an dicht mit Null Spielraum. Um durch die Halle zu kommen, mussten wir beim Löschgruppenfahrzeug immer erst die Federn runterlassen. Zum Umkleiden wurde die Fahrzeughalle genutzt, es war alles viel zu klein“, erinnert Löscheinheitsführer Peter Wösthoff an die beengten Zustände in der ehemaligen Wache. „Jetzt ist alles nach den neusten Richtlinien der Unfallverhütung und nach dem neusten Stand der Technik gebaut“, so Wösthoff weiter.
Restarbeiten stehen noch an
In der Fahrzeughalle des Neubaus sind nun der Kinderbus und der Gerätewagen Gefahrgut zur Bewältigung von ABC-Gefahren stationiert. „Der GWG hat vorher in Alt-Wetter gestanden“, so Wösthoff. Und ergänzt: „Für den gibt es 2023 Ersatz; denn er ist schon über 20 Jahre alt.“ 19 Feuerwehrleute gehören aktuell zur Löschgruppe Esborn, darunter fünf Frauen. Weswegen die neue Umkleide der Frauen auch etwas kleiner ausgefallen ist als die der Männer. „Aber die machen alle dasselbe“, betont Wösthoff, der mit seinem Team seit Ende Oktober im Neubau arbeitet. Einige Restarbeiten, Beschriftungen, Klingel und andere Kleinigkeiten fehlten noch. „Aber wir fahren von hier aus schon alle Einsätze. Mit der alten Wache haben wir komplett abgeschlossen, die ist leer, das Licht ist aus, und Wasser gibt es auch nicht mehr. Wobei wir auch während der vierjährigen Bauzeit und bis zuletzt von drüben alles gefahren haben“, erläutert Wösthoff. Die Löschgruppe Esborn befahre im übrigen im sogenannten Rendesvouz-System auch alle anderen Stadtteile Wetters. „Wenn in Wengern was los ist, fahren wir mit Wengern zusammen und umgekehrt, weil wir das sonst alleine nicht schaffen“, so der Führer der Löscheinheit Esborn. Er verweist darauf, dass die Aufgabe der Feuerwehr in der Harkortstadt „mit Freiwilligen gerade noch zu schaffen“ sei. Für einen typischen Wohnungsbrand etwa würden mindestens zwei Löschgruppen benötigt: „Dann sind wir in Wengern mit dabei.“
Über 80 Einsätze haben die ehrenamtlichen Retter aus Esborn im letzten Jahr absolviert. „Das ist viel für so eine kleine Mannschaft. Wir hatten auch schon an die 100“, bilanziert Wösthoff und weist auf eine Besonderheit der Esborner Löschgruppe hin: Deren Einsatzkräfte kümmern sich um alle Ölspuren im ganzen Stadtgebiet – und zwar immer dann, wenn die Mitarbeiter des Stadtbetriebs Feierabend haben oder im Wochenende sind. Ebenfalls von der Esborner Wache aus werde nun der Gerätewagen Gefahrgut eingesetzt, „aber das machen wir nicht alleine. Die Feuerwehr macht alles irgendwie zusammen.“
Alle Einsätze mit FFP2-Maske
Apropos zusammen: Gerade Gemeinschaft ist ja in Zeiten der Pandemie so gut wie gar möglich. Sprich: „Alles läuft auf Sparflamme; es findet tatsächlich nur das Notwendigste statt. Wir haben hier jetzt alles, dürfen uns aber nicht treffen. Vor jedem Dienst und nach jedem Einsatz macht jeder einen Spucktest. Und alle Einsätze werden mit FFP-2-Maske absolviert. Das macht keinen Spaß“, versichert Peter Wösthoff. Drei mal Treppe rauf und runter zu laufen mache ja schon ohne Maske keinen Spaß, „aber eins ist klar: Wir müssen den Laden am Laufen halten“.
>>>Retter warten lange auf neue Wache
50 Jahre war die Löschgruppe Esborn der Freiwilligen Feuerwehr Wetter im Gerätehaus an der Voßhöfener Straße beheimatet; der letzte Anbau erfolgte in den 1980er Jahren. Es soll nun abgerissen werden. Im Rahmen eines vertraglich vereinbarten Flächentauschs für den neuen Standort ist der alte Standort nicht mehr im Eigentum der Stadt, sondern in Privatbesitz.
Der erste Spatenstich für das neue Feuerwehrgerätehaus erfolgte übrigens bereits Ende 2017 nach sechs Jahren Planungszeit. Ursprünglich wurde mit einer Fertigstellung Anfang 2019 gerechnet. Die Gesamtfläche des Neubaus, der sich auf einem 3500 qm großen Grundstück befindet, beläuft sich auf 600 qm. Neben der etwa 200 qm großen Fahrzeughalle befinden sich in der neuen Wache Sanitär- und Umkleideräume, Werkstatt, diverse Schulungs- und Lagerräume, Küche, Gefahrenstofflager, Büro und Bereitschaftsraum.
Auch für Wengern ist eine neue Feuerwache in Planung. Für die erste Sitzungsperiode in diesem Jahr, die im Februar/März beginnt, wird der Satzungsbeschluss vorbereitet. Danach kann die Baugenehmigung erteilt werden; es folgt die Ausschreibung. „Je nachdem, wie die Ausschreibung läuft, kann der Baubeginn Ende des Sommers/Anfang Herbst 2022 starten“, heißt es dazu aus dem Rathaus.