Wetter/Herdecke. 2G plus kommt: Wenn jetzt verschärfte Corona-Maßnahmen gelten, setzen die Gastwirte in Wetter und Herdecke wieder auf ihre Stammkundschaft.
Die aktuelle 2G-Regelung, wonach ein Genesenen- oder Geimpft-Nachweis ausreicht, um gastronomische Einrichtungen zu besuchen, gilt offiziell noch. Doch der Startschuss für die neue Corona-Verordnung, die 2G plus in der Gastronomie vorsieht, soll am 15. Januar erfolgen. Wie wirken sich die verschärften Regeln wohl in heimischen Restaurants aus?
Restaurant Orchidee
Die Inhaberin des Restaurants Orchidee in Wetter blickt trotz 2G plus optimistisch in die Zukunft, auch wenn es durch die neuen Festlegungen mehr Nachteile als Vorteile gebe. Haifen Wang berichtet, dass nach der Festlegung der 2G-Regelung das Restaurant die ersten Tage zwar weniger besucht wurde, aber nach und nach wieder immer mehr Leute kamen. Was die neue Verschärfung betrifft, wird es diesmal – so hofft sie – genauso laufen. Aber Zweifel und Sorgen bleiben dennoch. Denn die monatlichen Kosten, die die Inhaberin zahlen muss, bleiben natürlich dieselben – egal, ob die Kunden weiterhin ihr Restaurant besuchen oder nicht.
Neue Regeln
Ab dem 15. Januar 2022 gilt 2G plus in Gastronomien.Doppelt geimpfte Menschen benötigen dann einen Test. Menschen, die geboostert sind, nicht.
Was den Alltag für ihr Restaurant mit den Corona-Verordnungen betrifft, so wäre die Organisation und auch die Übersicht der Kosten einfacher, wenn die Gastronomie wieder komplett schließen müsste, meint sie. So könnte Haifen Wang nur die Außer-Haus-Lieferung einplanen. Sie hofft, dass sich nun mehr Leute boostern lassen, sodass die neue Regelung die Gastronomie nicht beeinträchtigt und Restaurants und Cafés weiterhin geöffnet bleiben können. Sie selbst ist froh darüber, dass ihre Mitarbeiter alle geboostert sind und die Testpflicht für ihr kleines familiäres Team dadurch entfällt. Sie zählt auf ihre Stammkunden und ist für die Unterstützung all ihrer Gäste in dieser schweren Zeit sehr dankbar.
Café Heiner
Volker Wetzel, Inhaber des Café Heiner in Wetter, macht die neue Verschärfung nicht viel aus. Die erstmalige Verordnung der 2G-Regelung sei für die Gastronomie viel einschneidender gewesen. Mittlerweile habe sich die Bevölkerung daran gewöhnt, dass (egal wohin man möchte) man gewisse Einschränkungen beachten muss. Seine Kunden zeigen die Nachweise auch schon ohne Aufforderung auf.
Zwar beklagt er, dass man den Zeitpunkt der Geltung der neuen Corona-Verordnung konkreter mitteilen müsse, damit sowohl Betreiber als auch Kunde vorbereitet sind. Jedoch wird er dies für sein Café selbst in die Hand nehmen sowie seine Stammkunden und auch neue Kunden schon vorzeitig darüber informieren. Er erzählt, dass in Pandemie-Zeiten deutlich wurde, wie wichtig Stammkunden für das Geschäft sind. Auch den Lockdown-Phasen, in denen er sein Café schließen musste, konnte er etwas Positives entnehmen. Neue Ideen mussten her: So führte der ausgebildete Koch die Außer-Haus-Lieferung in sein Café ein. Obwohl das Café jetzt öffnen darf, ist die Außer-Haus-Lieferung bei seinen Kunden weiterhin sehr beliebt. Da zu seinen Kunden in der Regel mehr Leute der älteren als der jüngeren Generation gehören, sind diese zu 95 Prozent geimpft und zum größten Teil schon geboostert, erzählt Volker Wetzel. Daher hofft er, dass sich die neue Verordnung im Alltagsgeschäft nicht bemerkbar machen wird.
Café Wenning
Guido Behrens blickt der Regelung 2G plus skeptisch entgegen, denn „2G war schon anstrengend genug“, so der Inhaber des Café Wenning. Es sei eine zusätzliche Schikane für die Gastronomie. Er befürchtet, dass es dem Großen und Ganzen nicht wirklich dienlich ist. Auch wenn sein Café in Herdecke am vergangenen Wochenende gut besucht war, he er Zweifel, dass dies damit zusammenhängen könnte, dass Kunden noch das letzte Wochenende vor der verschärften Regelung nutzen wollten.
An gut besuchten Wochenenden macht sich besonders bemerkbar, dass mindestens ein Mitarbeiter immer in der „Warteschleife“ steht, so der Betreiber. Denn dadurch, dass Impfnachweise und Genesenenscheine kontrolliert werden müssen (ab dem 15. Januar nun auch die Tests), steht ein Mitarbeiter immer vorne an der Tür und fällt für den Service aus. Behrens denkt zwar, dass viele seiner Kunden schon geboostert sind; eine gewisse Verunsicherung macht sich aber trotzdem breit. „Es wird spannend, wie viele Leute sich zusätzlich noch testen lassen und diesen Zeitaufwand auf sich nehmen, um einen Kaffee trinken zu gehen“, sagt der Konditormeister. Die Testzentren passen sich zwar mit verlängerten Öffnungszeiten an, jedoch werden die Hürden für die Kunden immer höher gelegt. Er würde sich auch mehr Motivation von Seiten der Regierung für die Gastronomen wünschen, die jetzt mittlerweile schon seit Jahren mit der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. „Die Wortwahl der Politiker, dass sie es den Kunden bewusst schwerer machen wollen, ein Restaurant oder Café zu besuchen, finde ich für die Gastronomie sehr demotivierend und unpassend gewählt“, sagt Guido Behrens.
Westfälischer Hof
Nikola Babic, Inhaber des Westfälischen Hofs in Wetter, möchte erstmal abwarten, wie sich die Situation mit der neuen Verschärfung entwickelt. Seiner Meinung nach ist es schwer einzuschätzen, ob die neue Verordnung große Veränderungen mit sich bringen wird. Dennoch ist er sich nach der Erfahrung mit 2G sicher, dass die Kundschaft weniger wird. Die zusätzliche Zeit, die die Kunden nun für das Testen miteinplanen müssen, habe nicht jeder im Alltag. Natürlich sei es einerseits gut, dass jetzt jeder einen Test vorweisen muss, da auch Genesene und Geimpfte Überträger der Krankheit sein können. Man habe dadurch die Sicherheit, dass die Ansteckungsgefahr im Restaurant sehr gering ist. Aber andererseits steht für Nikola Babic die Frage im Raum, ob die Leute sich jetzt vielleicht nur für besondere Anlässe testen gehen lassen und dadurch die spontane Laufkundschaft wegfällt.
Die 2G-Regelung hatte für das Restaurant schon deutliche Nachteile. Auch wenn Nikola Babic sich eigentlich nicht beklagen möchte, machen sich die Verordnungen und die Pandemie generell finanziell bemerkbar. Er berichtet, dass seine Umsätze im Dezember 30 Prozent unter den Zahlen aus 2019 lagen.