Wetter/Kiel. Die Demag aus Wetter liefert 14 Prozesskrane nach Kiel, damit ThyssenKrupp in einer neuen Halle damit bis 2034 sechs Unterseeboote bauen kann.

Wenn die Demag und ThyssenKrupp eine Zusammenarbeit vereinbaren, klingt das allein schon wegen der Namen und der Vergangenheit hinsichtlich deutscher Industriegeschichte spektakulär. Hier die Kranbauer aus Wetter, dort der Stahl- und Technologiekonzern mit Sitz im Ruhrgebiet. Beide weltweit bekannt.

Besonderes Projekt

Bereits im vergangenen Jahr verkündeten die beiden Unternehmen, dass sie ein besonderes Projekt planen. Demag Cranes & Components erhielt von der Werft ThyssenKrupp (Marine Systems) den Auftrag zur Lieferung von 14 Prozesskranen. Diese Hebeanlagen sollen Fachleute in neuen Produktionshallen am Standort Kiel installieren. Laut Mitteilung „ein echtes Meilenstein-Projekt von Marine Systems, weil der Standort damit zu einem internationalen Kompetenzzentrum für die U-Boot-Produktion werden wird“.

Lieferung auch an norwegische Marine

Der Systemanbieter für Marineschiffe und Unterseeboote, nach eigenen Angaben führend in Europa, will für besagtes Projekt eine neue Bauhalle in Schleswig-Holsteins Hauptstadt errichten und den Standort Kiel zu einer bedeutenden Anlaufstelle hinsichtlich der Konstruktion von U-Booten entwickeln. Dort starte schon sehr bald der größte Auftrag der Firmengeschichte von Marine Systems (2005 als Holding gegründet): Sechs baugleiche U-Boote sollen dort entstehen. Vier will der Mutterkonzern ThyssenKrupp an die norwegische, zwei an die deutsche Marine liefern.

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Das Auftragsvolumen beträgt den Angaben zufolge rund 5,5 Milliarden Euro. Ein Teil davon geht an die Demag beziehungsweise deren Mutterkonzern Konecranes. Beim Bau der U-Boote kommt die in Wetter entwickelte Prozesskrantechnik zum Einsatz. Zur Fertigung in sieben Hallenschiffen bewegen jeweils zwei Krananlagen (mit insgesamt vier Hubwerkskatzen) die Teile.

150 Tonnen Tragkraft

Keine Kleinigkeit, jeder Kran hat eine Tragfähigkeit von 150 Tonnen. Die Demag baut die 14 Zweiträger-Prozesskrane mit drei unterschiedlichen Spurmittenmaßen. Das traditionsreiche Unternehmen aus Wetter setze dabei auf zahlreiche Ausstattungsmerkmale, mit denen sich die Leistung, die Lebensdauer und insbesondere die Präzision der Hebeanlage steigern lassen.

Feinfühlig trotz tonnenschwerer Last

„Wir freuen uns, dass wir unseren Kunden ThyssenKrupp Marine Systems bei diesem sehr anspruchsvollen und zukunftsgerichteten Projekt von unserer Prozesskrantechnik überzeugen konnten und ihn somit bei der Umsetzung unterstützen werden“, sagt Dr. Thomas Bönker, bei der Demag Cranes & Components für Prozesskrane mitverantwortlich. Der Senior Vice President führt weiter aus: „Die hohe Verfahr- und Positioniergenauigkeit der Krane wird zum Beispiel gefragt sein, wenn zwei über 100 Tonnen schwere U-Boot-Segmente von je zwei Kranen und vier Katzen feinfühlig positioniert werden müssen, um den Rumpf zusammenzufügen.“

Technischer Hintergrund

Der Bau der sechs U-Boote der Klasse 212CD, ein gemeinsames Beschaffungsprogramm der deutschen und norwegischen Marine, startet den Angaben zufolge 2023. Bis dahin werde die Demag die 14 Prozesskrane gefertigt, ausgeliefert und in Betrieb genommen haben.

Zu den Prozesskranen gehören laut Demag unter anderem auch noch ein optimierter Seilablauf an den Hubwerken (um die Standzeiten der Hubseile zu verlängern), eine erweiterte Überwachung der Hubwerksbremse (zur Steigerung der Sicherheit), eine elektronische Überlastsicherung mit Lastkollektivspeicher (um die Restlebensdauer der Hubwerke zu ermitteln) und ein durchgehender Online-Support.

Eine automatische Anpassung der Geschwindigkeit an die Last erhöhe zudem die Produktivität des Krans, ohne das Sicherheitsniveau zu beeinträchtigen