Wetter. Corona, Omikron und Turbulenzen: Die Schulleitung entschied, dass am Geschwister-Scholl-Gymnasium Wetter bis Weihnachten Distanzunterricht gilt.

Als ob die vergangenen Tage nicht schon turbulent genug waren, sagt die Leiterin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) in Wetter am Montagmittag: „Hier überschlagen sich gerade die Ereignisse.“ Ehe Ursula Zimmer Einzelheiten schildert, verkündet sie die gerade frisch getroffene Entscheidung: Nach dem Corona-Ausbruch mit hochgradigen Omikron-Verdachtsfällen in der Einrichtung gilt ab Dienstag und für den Rest der Woche Distanzunterricht.

Dass das GSG bis Weihnachten geschlossen bleibt, zeichnete sich am Vormittag ab. „Wir haben heute Morgen eine extrem hohe Zahl an Krankmeldungen erhalten“, erklärt Zimmer. Offensichtlich wollten sehr viele Eltern nach den Ereignissen in den vergangenen Tagen ihre Kinder nicht mehr einer Ansteckungsgefahr durch Präsenzunterricht aussetzen. Zudem berichtete die Rektorin von einem Schreiben aus der GSG-Schupflegschaft, das an die Bezirksregierung Arnsberg und Vertreter der NRW-Landesregierung ging. In dem tauchte die Forderung auf, Distanzunterricht anzuordnen. Zimmer: „Vom Ministerium erhielt ich dann den Hinweis, dass ich das entscheiden soll.“

So ergab sich am Montag die Situation, dass sich von den rund 725 Kindern und Jugendlichen des GSG bereits fast 120 Gymnasiasten in Quarantäne oder Isolation befanden, während für andere noch bis zum Nachmittag Unterricht in Oberwengern stattfand. Das sei aus der Sicht der Schulleitung zu verantworten gewesen, da laut Zimmer am Morgen alle Schnelltests in den Klassen negativ ausfielen. Bekanntlich galt Selbiges für die zuvor erfolgten PCR-Überprüfungen bei Lehrern, wie sich am Wochenende gezeigt hatte. Auch der Ennepe-Ruhr-Kreis teilte auf Anfrage mit, dass aus „infektiologischer Sicht“ für den 20. Dezember keine Schulschließung nötig gewesen sei. Das war am letzten Donnerstag anders, als das Gesundheitsamt wegen der Omikron-Fälle für Freitag Distanzunterricht angeordnet hatte.

Dies gilt auch jetzt wieder. Bei vielen besorgten Eltern stieß die aktuelle Entscheidung auf Zustimmung. Claudia Schmidt etwa, Mutter von zwei Gymnasiasten, hatte eines ihrer Kinder wegen einer Erkältung am Montag abgemeldet. „Es gibt viele Schüler, die gerne dieses Jahr Weihnachten mit ihrer Familie feiern würden oder Kinder, die Angst vor Kontakten in der Schule haben, da sich beispielsweise ihr Geschwisterkind im Moment noch in freiwilliger Quarantäne befindet“, sagt die Wetteranerin und lobt die GSG-Verantwortlichen, die insgesamt mit der Corona-Lage ordentlich umgehen. „Die Schule macht wirklich alles zum Wohl der Schüler.“

Notbetreuung und Klausuren

Zimmer berichtet noch sowohl von der wohlwollenden Haltung des zuständigen Dezernats bei der Bezirksregierung als auch von unterschiedlichen Reaktionen aus der Elternschaft. „Es gibt auch welche, die gegen Distanzunterricht sind. Die große Mehrheit dürfte aber denken: Gott sei Dank bleibt die Schule bis Weihnachten zu.“ Wer Hilfe benötige, kann in den nächsten Tagen die Notbetreuung des GSG in Anspruch nehmen. „Die haben wir früher schon mal angeboten, davon haben wenige Gebrauch gemacht.“

16 Omikron-Fälle

Aktuell gibt es 16 hochgradige Omikron-Verdachtsfälle in Wetter, davon 13 am Geschwister-Scholl-Gymnasium. Laut EN-Kreis verteilen sich diese auf neun in einer fünften und zwei in einer sechsten Klasse (plus jeweils ein Fall in Klasse acht und in der Q1).

Dazu müssen drei Wetteraner davon ausgehen, dass auch sie die Variante in sich tragen. Eine Person stehe in Kontakt zu Gymnasiasten, bei den anderen Beiden werde das vermutet.

Zudem will die Schulleitung organisieren, dass einige Gymnasiasten in dieser Woche noch Klausuren oder Klassenarbeiten schreiben können. Dafür sollen einzelne Klassen gelegentlich ins leere Gebäude kommen können, wo dann mit viel Abstand die letzten Lernstandserhebungen 2021 anstehen. Wie es 2022 weitergeht, ist völlig offen.

Hintergrund zum Hin und Her

Die Lage am Gymnasium Wetter in den letzten Tagen: Erst zu, dann wieder auf, jetzt bis Weihnachten weitgehend dicht. Wer kann denn während der Pandemie eine Schulschließung oder Distanzunterricht anordnen? Am vergangenen Donnerstag legte dies das Gesundheitsamt des Ennepe-Ruhr-Kreises für das GSG fest, gestern war es die Rektorin in Absprache mit der Bezirksregierung Arnsberg und dem Ministerium in Düsseldorf. Eine Sprecherin des EN-Kreises erläuterte, dass es dafür eine Verordnung gebe. Einerseits können Schulleitungen Entscheidungen treffen und dies mit der Bezirksregierung abstimmen. Andererseits heißt es seitens des NRW-Schulministeriums sinngemäß, dass vor dem Distanzunterricht möglichst jede Möglichkeit zur Aufrechterhaltung der Präsenzpflicht geprüft werden soll.

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Ein Gesundheitsamt könne wiederum eingreifen, wenn dies das Infektionsschutzgesetz rechtfertige. Aktuell heißt es aus Schwelm: „Unter den jetzigen Begebenheiten spricht sich der EN-Kreis für großzügige Schul- und Kita-Schließungen vor den Weihnachtsferien aus, sobald es in dem Setting zu einer einzelnen Infektion kommt. Dies ist mit der Hoffnung verbunden, dass dies einer explosive Ausbreitung der Omikron-Variante in Familien vorbeugen wird.