Herdecke. Die Revision im Pumpspeicherkraftwerk von RWE in Herdecke ist aufwändiger als angenommen, die Stromproduktion am Hengsteysee ruht noch länger.

Im Frühjahr 2022, so die Prognose zu Beginn der Revision, produziere das Herdecker Pumpspeicherkraft nach zehn Monaten Stillstand wieder Strom. Nun teilte RWE-Projektleiter Paul Golus mit, dass sich die Arbeiten etwas verzögern und sich der Wiedereinbau der Maschinen erst zum Ende des zweiten Quartals im nächsten Jahr abschließen lasse.

„In dieser Woche kamen die ersten Elemente wieder zurück zur Anlage, so dass wir mit der Remontage beginnen können“, so Golus. Manches sei auch schon fertig, beispielsweise die Sanierung der 400 Meter langen Druckrohrleitung im Hang. Die unterirdische Verbindung zwischen Speicherbecken und Turbine habe bereits einen neuen Korrosionsschutz erhalten. „Das war glücklicherweise sehr unkompliziert, auch wenn die Ausführung in der Dunkelheit für die Fachleute aus Österreich anstrengend war und wochenlang im Zwei-Schicht-Betrieb auch nachts erfolgte.“

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Auch einige Einzelteile stehen für den Wiedereinbau bereit oder kommen demnächst bis Ende Januar per Schwertransport, andere bereiten noch etwas Sorgen. Überraschend fiel etwa der Befund am Kugelschieber aus. Dieser „Wasserhahn“, über den sich der Zufluss zur Turbine regeln lässt, wies doch mehr Schäden an der Beschichtung auf als gedacht und kehrt verspätet im Februar zum Hengsteysee zurück. Dabei hatte RWE dieses 180 Tonnen schwere Bauteil erst 2013 überarbeiten lassen. „Wir wollen das Kraftwerk jetzt für die nächsten zwei oder drei Jahrzehnte ertüchtigen, daher hat Qualität gegenüber Schnelligkeit Vorrang“, sagt der Projektleiter.

Corona bisher kein nennenswertes Problem

Wegen Corona passte RWE das Revisions-Konzept an und installierte für die Arbeiter ein Testzentrum am Ufer des Hengsteysees. Dabei steht dort wenig Platz zur Verfügung, somit lassen sich dort nur wenige Bauteile lagern. Umso wichtiger sei laut Golus die Planung beim Wiedereinbau. „Die Reihenfolge ist klar, wir arbeiten uns dabei dem Wasserweg folgend quasi von unten an der Turbine bis nach oben zum Schlussstück Generator vor.“ Das beinhalte auch Risiken, da es teilweise um Millimeterabstände gehe.

Durch die Verzögerung steigen auch die Kosten der Revision (niedriger zweistelliger Millionen-Euro-Betrag). „Wir stehen insgesamt im Spannungsfeld Termindruck, Qualität, Finanzen und Arbeitssicherheit“, sagt der Projektleiter. „Bisher haben wir eine ganz gute Balance gefunden, auch personell.“