Herdecke/Hagen. . Die Volmetalbrücke an der A1 wird saniert. Auf mehr Lärmschutz können die Herdecker aber nicht hoffen. Dabei nimmt der Verkehr weiter zu.
- Seit Jahren wird in Herdecke über die Lärmbelästigung durch die A1 diskutiert
- Jetzt wird die Volmetalbrücke saniert
- Der Lärm-Experte von Straßen-NRW macht wenig Hoffnung, dass sich dadurch etwas ändert
Bis Ende November saniert Straßen-NRW auf der A1 die Volmetalbrücke zwischen den Anschlussstellen Hagen-West und -Nord. In diesem Jahr stehen an der Herdecker Stadtgrenze die Fahrbahnen in Richtung Bremen an, 2018 geht es in Richtung Köln weiter.
Das Bauwerk wird neu abgedichtet, bekommt eine neue Fahrbahndecke, Markierung, neue Schutzplanken sowie neue Geländer und die vorhandenen Brückenränder werden instandgesetzt. Auch die Fahrbahnübergänge werden ausgetauscht. Es ist die erste umfangreiche Sanierung seit dem Neubau 1986. Straßen-NRW investiert in die Sanierung der fast 160 Meter langen Brücke in diesem Jahr 1,8 Millionen Euro aus Bundesmitteln.
Ideensammlung im Ausschuss
Mitglieder des Bauausschusses erhoffen sich im Zuge der Maßnahmen Verbesserungen für Herdecke. Ulrich Schwellenberg (SPD) spricht in diesem Zusammenhang von einer „starken Lärmbelästigung“ für die Stadt. Gisbert Holthey von der CDU wiederum regt an, unter der Volmetalbrücke den Schall bei der Durchfahrt auf der B54 zu reduzieren. „Das wirkt da wie ein Trichter, über weiches Material als Abdeckung könnte man die Wände dämmen.“
Fraktionen sollen sich zusammentun
Klaus Reuter von den Grünen erinnert an den Lärmaktionsplan, wonach vor allem das Friedrich-Harkort-Gymnasium und Anwohner am Sonnenstein von den Autobahn-Auswirkungen betroffen seien. „Wenn die Behörde im Zuge der Sanierung der Brücke jetzt keinen Handlungsbedarf sieht, steht das im Widerspruch zum Empfinden der Schüler und dort lebenden Bürger.“ Neben einer Erhöhung der dortigen Lärmschutzwände – Holthey wiederum fordert einen Lückenschluss entlang des dortigen A1-Abschnitts – appelliert Reuter an alle Fraktionen, sich gemeinsam für Verbesserungen einzusetzen.
Schreiben des Landesbetriebes
1300 Unterschriften haben die Herdeckerinnen Kristina Igelhorst und Friederike Harnisch für mehr Lärmschutz an der Autobahn 1 gegenüber dem Gymnasium in Herdecke gesammelt und an den Petitionsausschuss des Landes geschickt.
Als Antwort gab es ein Schreiben vom Landesbetrieb Straßen-NRW, in dem erläutert wird, dass es an dieser Stelle keine Verpflichtung für Lärmschutz gibt.
Lärm entsteht vor allen durch die Abrollgeräusche der Reifen.
Viele Ideen, doch der Lärmexperte von Straßen-NRW, Manfred Klein, macht wenig Hoffnung, dass es in naher Zukunft am Herdecker Ruhrufer spürbar leiser wird. „Natürlich haben wir darüber nachgedacht, wie wir Lärmschutz verwirklichen können“, sagt der Ingenieur.
Hohe Wände ohne Effekt
Doch gebe es an dieser Stelle auch nach der aktuellen Verkehrszählung (die stammt aus dem Jahr 2015) keine Verpflichtung, lärmmindernde Maßnahmen zu ergreifen. Zwar seien freiwillige Maßnahmen möglich, doch sei es an dieser Stelle grundsätzlich schwierig, den Autobahnlärm einzudämmen. „Wenn wir eine vier Meter hohe Wand bauen, hat das kaum einen spürbaren Effekt“, so der Experte. „Dafür liegt die Bebauung zu weit weg und mit dem Sonnenstein auch noch am Hang.“ Das heißt: Vor allem die Geräusche, die der Verkehr Richtung Bremen verursacht, wird von einer Lärmschutzwand kaum aufgehalten. „Da müsste man mindestens zehn Meter hoch bauen oder einen Deckel auf die Autobahn legen“, erklärt Manfred Klein.
100 000 Fahrzeuge am Tag
Eine Lärmminderung um drei Dezibel könne erreicht werden, wenn ein so genannter Flüsterasphalt aufgebracht werden. Das allerdings müsse dann auf der gesamten Streckenlänge von Hagen-West bis Hagen-Nord geschehen, um einen Effekt zu haben. „Die 160 Meter auf der Brücke bringen da nichts.“ Frühestens 2021 sieht Klein eine solche Baumaßnahme. Problematisch dabei: Offenporiger Asphalt, der die Abrollgeräusche der Fahrzeuge schluckt, muss alle zehn Jahre erneuert werden. Und das in der Regel unter Vollsperrung. Bei einer Verkehrsdichte von 100 000 Fahrzeugen am Tag sei das eine Baumaßnahme, die man nicht unbedingt in so kurzen Abständen ausführen möchte.
Die Möglichkeit einer Geschwindigkeitsbegrenzung ist im Rahmen der Lärm-Diskussion ebenfalls angesprochen worden. Auch hier bremst Manfred Klein. „Den Lärm verursachen vor allem die Lkw. Die dürfen an dieser Stelle nur 80 km/h fahren und müssten auf 60 km/h reduziert werden. Das ist für eine Autobahn nicht denkbar.“