Herdecke. Unwetter und Umweltprobleme: Vor allem Heizöl und Benzin vermischen sich mit dem Hochwasser. Die Feuerwehr errichtet Sperren im Herdecker Bach.

Nach dem Hochwasser steht das menschliche Leid im Vordergrund. Am Herdecker Bachplatz zum Beispiel fehlen in Erdgeschosswohnungen oder Kellern teilweise Wände, weil die Flut diese in der letzten Woche wegriss. Unterdessen riecht bzw. stinkt es – je nach Windrichtung und Örtlichkeit – immer noch an einigen Stellen im Stadtgebiet nach Benzin oder Öl, das zudem oft am schmierigen Treibgut haftet.

Während die Debatte bezüglich Bevölkerungswarnungen und Konsequenzen hinsichtlich des Klimaschutzes Fahrt aufnimmt, rücken auch Umweltschäden vermehrt ins Blickfeld. Schnell herrschte am 14. und 15. Juli Klarheit, dass die Flut auch viele Öltanks mitreißt und sich zudem Benzin aus Fahrzeugen mit dem Hochwasser vermischt. Trübstoffe schwimmen ebenso immer noch in der Ruhr wie Chemikalien und Fäkalien. Regenbogenfarben schimmerten immer wieder auf der Oberfläche des Flusses, der sich auf mehr als 2,6 Quadratkilometern ausbreitet.

Vorrichtungen bleiben vorerst im Bach

Die Freiwillige Feuerwehr wiederum rückte einige Male zu Öl-Verunreinigungen am Herdecker Bach aus. Wahrscheinliche Ursache: beschädigte Heizöltanks, die die Sturzflut nach dem Starkregen aus Kellern oder von Firmengeländen fortriss. Auf die Frage, wie viele Vorfälle dieser Art es in Herdecke gegeben haben könnte, sagte ein Feuerwehrmann: „Es dürfte fast einfacher zu ermitteln sein, an welchen Stellen das nicht geschah.“

Wetter/Herdecke- Eine Woche nach dem Hochwasser

Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte.  © www.blossey.eu | Hans Blossey
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
Luftbildfotograf Hans Blossey war erneut unterwegs und zeigt eine Woche nach dem großen Hochwasser den Vergleich einiger Orte. 
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Die Einsatzkräfte setzten darauf hin schlauchartige Vorrichtungen im Herdecker Bach, und zwar sowohl an der Walkmühle als auch neben dem Kanuclub kurz vor dem Ruhreinlauf. Diese Ölsperren bleiben vorerst bestehen, können laut Mitteilung in einem „Fließgewässer jedoch nie die komplette Ausbreitung verhindern, eine Undichtigkeit ist nicht zu vermeiden.“

Nach Rücksprache mit der Unteren Wasserbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises mussten die Feuerwehrleute demnach hinnehmen, dass sich das Problem am Herdecker Bach nicht weiter eindämmen lasse. Heißt: Sie können die Abgrenzungen demnächst nur regelmäßig kontrollieren und eines Tages wieder abbauen.

Auch der EN-Kreis erfuhr von aufschwimmenden Öltanks in mehreren Firmen aufgrund der Überschwemmungen. Die zuständige Untere Wasserbehörde ging vor einigen Tagen davon aus, dass in manchen Fällen gewisse Mengen von wassergefährdenden Stoffen in das Wasser gelangten. „Das Ausmaß des Schadens kann derzeit noch nicht ermittelt werden“, hieß es kürzlich.

Zudem gab es Veröffentlichungen, wonach in den Klärbecken des Ruhrverbandes viele tote Fische landeten. Durch das Hochwasser wurden sie auf die Wiesen gespült. Als der Pegel wieder sank, saßen die Fische regelrecht auf dem Trocknen, wenn sie es nicht rechtzeitig zurück ins eigentliche Flussbett geschafft hatten.

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Dem Ruhrverband als zuständige Stelle für die Qualität des hiesigen Flusswassers liegen erste Erkenntnisse vor, wonach das Unwetter in der hiesigen Region wohl keine Umweltkatastrophe mitverursacht habe. „Viele Untersuchungen stehen noch aus, bisher deutet aber nichts auf dramatische Auswirkungen hin“, sagt Sprecher Markus Rüdel und bezieht sich auf zwei Wasserproben aus dem Fluss in Essen vom 16. sowie 19. Juli. In denen zeigte sich, dass die physikalischen Werte (unter anderem der Sauerstoffanteil) ebenso unkritisch waren wie chemische Messungen etwa zum Stickstoffgehalt.

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Der Anstieg von Kohlenstoff und Mineralölkontamination sei angesichts eines solchen Ereignisses auch nicht ungewöhnlich. Mit Blick auf die immensen Massen dürfte das Wasser die ausgetretenen Gefahrstoffe gewissermaßen so stark verdünnen, dass sich die Umweltbelastung zumindest in Grenzen halte. „Mit dem eingesetzten Rückgang der Pegelstände normalisiert sich das weiter“, sagt Rüdel und berichtet von rund 400 Millionen Kubikmetern Wasser im Ruhreinzugsgebiet, die die Flut laut Verband mit sich brachte. Für ökologische Rückschlüsse hinsichtlich Fischbestand oder Auswirkungen auf andere Tiere sei es noch zu früh, da biologische Untersuchungen ausstehen und sich Folgen auf Flora sowie Fauna eher langfristig abzeichnen würden.

Auswirkungen von einem Tropfen Öl

Wer in die Ruhr, die momentan eher als „braune Brühe“ daherkommt, blickt und bedenkt, dass ein Tropfen Öl bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen kann, dürfte die vorläufigen Angaben des Verbands erfreut zur Kenntnis nehmen.