Wengern. In den Ruhrauen standen 30 Bienenvölker von Anton Müller, als die Flut kam. Fast alle Bienen sind tot; über eine Tonne Honig muss er entsorgen.

Wo soll Anton Müller anfangen zu berichten? Wie die Gefühle schildern, die ihn überkommen, wenn er die braune Masse aus toten Bienen und Ruhrschlamm von den Kästen fegen muss? Der Imker aus Wengern und seine Familie haben beim Hochwasser in den Ruhrauen 30 ihrer 60 Bienenvölker verloren. Und mit ihnen schätzungsweise eine Tonne Honig. „Als das Wasser immer höher stieg, sind die Bienen in die Waben reingeklettert. Das tun sie in der Not, um sich zu schützen. Aber da sind sie dann elendig ertrunken“, sagt Anton Müller. Sein finanzieller Schaden sei fünfstellig.

Im Urlaub vom Hochwasser erfahren

Am Tag danach war das Wasser schon wieder etwas gesunken; die Kästen lagen überall verstreut in den Auen.
Am Tag danach war das Wasser schon wieder etwas gesunken; die Kästen lagen überall verstreut in den Auen. © Unbekannt | Privat

Letzte Woche Montag sind Gudrun und Anton Müller zum Urlaub auf die Ostsee-Insel Poel gefahren. „Wir wollten zwölf Tage entspannen. Bis uns Lukas Wagener, mein Imker-Praktikant, am Mittwoch anrief und mir sagte, dass bei uns Wasser in die neue Bienenhalle laufe. Er war wohl hier und hat das gesehen. Wir haben dann die Tagesschau angeguckt und gesehen, was in Hagen los ist“, erzählt Anton Müller. Und seine Frau Gudrun ergänzt: „Wir haben sofort gepackt und sind um 22 Uhr losgefahren. Um 4 Uhr waren wir hier und haben dann überall Feuerwehr gesehen. Wir konnten nach Hause, obwohl die Straße jetzt noch schlimmer ist als vorher.“

Neuer Deich gebrochen

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Am Donnerstag morgen wollte Anton Müller zu seinen Bienenvölkern in der Aue am Wasserwerk Volmarstein. „Ich kam nur bis zur Brücke, hatte keine Chance. Das Wasser stand noch anderthalb Meter hoch. Dort wurden ja Rohre gelegt für die neue Wasserversorgung, und auch der Deich wurde neu aufgebaut. Aber der ist Mittwochnachmittag gebrochen und hat alles überschwemmt. Auch die Firma, die dort ist, hat fluchtartig den Bereich verlassen. Die mussten sogar zwei Fahrzeuge zurücklassen“, so der Imker. 18 Völker und 25 Jungvölker („Die Rennpferde fürs nächste Jahr“), sogenannte Ableger, hatte Anton Müller bzw. sein Sohn Alexander in den Volmarsteiner Ruhrauen stehen. Die sind fast alle ertrunken. „In dieser Zeit sind die Bienen so stark, da waren etwa 40 Kilo Honig in den Kästen. Wir wollten ihn nach dem Urlaub rausholen und hatten uns so darauf gefreut. Die Waben sind so voll, wenn man sie jetzt rausnimmt, blutet einem das Herz. Von all dem kann ich höchstens noch ein bisschen Wachs verwenden. Alles anderes muss ich entsorgen; denn in dem Wasser sind Öl und Fäkalien“, so der Imker. Weitere zwölf Völker standen am Wasserwerk in Witten – auch die sind fast alle tot. Zwar habe sein Sohn Mittwochabend noch die Deckel der Kästen geöffnet, „aber es hat nichts genutzt“, so Müller.

Die Reste suchen

„Jetzt laufen wir durch die Ruhrwiesen und suchen die Reste. Wenn noch welche leben, hole ich sie raus. Schätzungsweise zwei mickrige Völker zu je 10.000 Bienen haben überlebt“, sagt Anton Müller. „Das Schlimmste ist das Saubermachen. Da ist nur noch eine Matsche aus toten Bienen mit Ruhrschlamm vermischt. Wenn man das säubern muss, das ist übel. Und die toten Bienen aus den Kästen zu fegen, das ist emotional wirklich hart.“ Von den 65 Völkern der Familie Müller ist fast die Hälfte weg. „Dabei ist es ein Spitzenjahr. Vor allem der ungeliebte Bärenklau hat soviel Nektar, den lieben die Bienen“, weiß Gudrun Müller. Ihr Mann wird nun wieder Bienen züchten und von einem Imker, der das Hobby aufgegeben hat, einige Völker dazu kaufen.