Wetter. Hornissen sind größer als Wespen oder Bienen und wirken daher oft gefährlicher. Das ist aber ein Irrtum, weiß der Imker Anton Müller aus Wengern.
„Das ist ja ein Riesennest“, sagt Anton Müller. Etwa 500 Tiere haben sich in dem Rolladenkasten einer Wohnung in Wetter eingenistet, schätzt der 73-jährige Imker aus Wengern. Nach und nach versuchen einzelne Hornissen zu flüchten, verirren sich sogar ins Wohnzimmer. Doch Anton Müller fängt sie ein – mit dem Staubsauger.
„Der Schaden ist nicht so groß, wie ich gedacht habe“, beruhigt er den betroffenen Wetteraner. Die Tapete müsse doch nicht entfernt werden, über eine Klappe im Fenstersturz kommt er an das Nest heran.
Müller zieht sich seine Schutzjacke mit Kapuze und Gesichtsnetz an. In den Händen hält er einen Insektenfangkasten, den er selbst gebaut hat.
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Die durchsichtige Box ist mit Schaumstoff ausgekleidet: „Sonst zerschellen die Tiere durch den Druck.“ An einer der zwei schmalen Seiten ist ein Rohr angebracht. Darauf steckt der Imker den Schlauch seines mitgebrachten Staubsaugers. Oben ragt ein etwas längeres Plastikrohr, das mit einem transparenten, dünnen Schlauch verbunden ist.
Hornissen sind ungefährliche Tiere
Anton Müller schaltet den Sauger ein und erklärt: „Ich versuche erst einmal, so viele Hornissen wie möglich einzusaugen, damit sie mich nicht gefährden, wenn ich das Nest entferne.“ Zwar bittet er den Kunden, in den Flur zu gehen, versichert aber: „Sie brauchen keine Angst zu haben, die fliegen immer ins Helle.“ Das bedeutet, selbst wenn es einzelne Hornissen ins Zimmer schaffen, orientieren sie sich sofort wieder zum Fenster hin. Verlässt eine Hornisse das Nest im Rolladenkasten, verfolgt er sie mit dem Plastikschlauch und saugt sie sanft ein – der Staubsauger läuft auf der niedrigsten Stufe.
Es ist sein erstes Hornissennest in diesem Jahr, erzählt Müller. Das größte, das er einmal entfernt hat, war Rückzugsort für 1000 Tiere. Hornissen seien an sich ungefährlich.
Weniger Gift als Wespen
Hornissen stehen unter Naturschutz.
Eine Königin gründet im April ein neues Nest.
Im September werden die Drohnen geboren.
Im Gegensatz zu Bienen bauen Hornissen ihre Waben waagerecht in Etagen.
Sie haben weniger Gift als Wespen und Bienen. Ihr Stich schmerzt allerdings mehr, weil ihr Stachel dicker ist.
Aggressiv würden sie nur, wenn man ihnen das Flugloch versperrt. Mindestens zwei Meter Abstand sollte man zu ihrem Flugbereich halten. Wenn eine Hornisse doch sticht, rät der Experte dazu, die Stelle zu kühlen: „Nelkenöl hilft auch.“
Auch Wespen waren schon im Rolladenkasten
Nach dem ersten Saugen beginnt Anton Müller damit, das Nest mit der Hand Stück für Stück herauszukratzen. Dabei stößt er auf ein altes, verlassenes Wespennest. Immer wieder klopft er gegen den Rolladenkasten, um die übrigen Hornissen herauszutreiben. Dann schaltet er wieder den Staubsauger ein und fängt die letzten Ausflügler ein – unter ihnen ist auch die Königin. Sie ist etwa ein Drittel größer als die Drohnen.
Zumindest in diesem Jahr kommen die Hornissen nicht zurück, weil die Königin fehlt. „Eventuell sind ein paar Tiere noch auf Beutezug, aber die sterben bald“, sagt Müller.
Mit einer Heißluftpistole klebt er ein Holzstück auf die Rückseite einer der Waben und legt sie in einen schmalen, hohen Kasten. Dort hinein wird er die Hornissen später umsetzen und sie in einen ökologischen Garten in Silschede bringen.
Der Schaden ist, wie versprochen, gering: Das Fliegengitter vor dem Fenster ist zerrissen, das zerfledderte Nest liegt auf der Fensterbank und auf dem Fußboden. Kein Summen ist mehr zu hören. Anton Müller packt ein, aufräumen muss der Kunde.
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