Wengern. Viel Arbeit für Jury: Imker Anton Müller aus Wengern gewinnt 2020 bei Deutschlands größtem Honig-Test einen ersten Preis (Kategorie Frühtracht).
Zum Fototermin fährt Anton Müller noch eine überdimensional große Biene mit einer Sackkarre auf die Wiese. Damit möchte der Honig-Produzent aus Wengern quasi stellvertretend den Erzeugern danken, die ihm nun den nächsten Preis vom Landesverband der westfälischen und lippischen Imker bescherten. Aus diesem Anlass kam nun dessen als stellvertretender Vorsitzender Markus Schreiber an die Stadtgrenze Wetter-Witten, um die Siegermedaille und eine Urkunde zu überreichen.
Auch wenn Anton Müller schon einige Auszeichnungen für seine süßen Leckereien erhalten hat, so reiht sich der aktuelle Preis in den vorderen Rängen ein. Warum? Bei der jährlichen Honigbewertung musste – oder besser: durfte – eine 30-köpfige Jury des Landesverbands 1061 eingereichte Erzeugnisse (zu jedem Los gehören drei Gläser) von 601 Teilnehmern probieren. Somit handele es sich auf diesem Gebiet um den größten Test in Deutschland. Die Organisation kürt abschließend Sieger in drei Kategorien: Sommertracht flüssig und kristallisiert sowie Frühtracht. Letztere gewann das Mitglied des Imkervereins Herdecke-Ende und sorgte damit für den einzigen Erfolg aus der Sicht des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Prüfung im Labor
Was zeichnet das Sieger-Produkt aus? „Cremig, geschmeidig, sehr typischer Honig-Geschmack“, sagt Anton Müller. Er habe zeitnah gewusst, dass ihm 2020 die Frühtracht gut gelungen sei. Ehrensache, dass er wie seine Frau und sein Sohn einige Gläser zum Landesverband schickte. Der ließ insgesamt mehr als 600 Proben auf Rückstände untersuchen. Die Favoriten der Jury kamen zusätzlich in ein Labor, um beispielsweise eine Pollenanalyse zu veranlassen. „Getestet wurden Aspekte wie Sauberkeit, Gewicht, Aufmachung oder Verunreinigung – und natürlich der Geschmack“, erklärt Markus Schreiber.
174 Mal vergab die besagte Imker-Organisation in diesem Jahr das Prädikat Gold in der Kategorie Frühtracht (Sohn Anton Müller bekam Bronze). Die allerbesten Honigsorten ermittelte die Jury dann in einem Punktesystem. „Da kommt es auf Nuancen an“, sagt der Vize-Vorsitzende des Landesverbands.
„Ich freue mich, dass ich scheinbar vieles richtig gemacht habe“, sagt Anton Müller in seinem Verkaufsraum in Wengern. Dort riecht es nach Wachs, er ist gerade mit der Kerzenproduktion beschäftigt. „Diesbezüglich ist der Absatz in Corona-Zeiten aber zurückgegangen.“ Für seinen Frühtracht-Honig erhielt er schon mehrfach Auszeichnungen, 2008 etwa vom damaligen NRW-Landschaftsminister Eckhard Uhlenberg oder 2013 bei einer Ehrung in Dortmund.
Qualität wichtiger als Preise
Der in der hiesigen Region sehr bekannte Imker landete nach eigenen Angaben mit seinen Honigproben in den vergangenen Jahren so gut wie immer unter den ersten Zehn beim Wettbewerb des Landesverbands. „Es geht mir dabei nicht darum, als Bester abzuschneiden“, so Müller. „Vielmehr soll aufgezeigt werden, dass wir hier einen qualitativ hochwertigen Honig herstellen.“ Zumal in Deutschland generell hohe Anforderungen für diese Produkte gelten – „das geht sogar über den Lebensmittelstandard hinaus“, erzählt der Wengeraner.
Der übernahm im Jahr 1999 die Bienen von seinem Vater. Und hat bis heute Spaß daran, auch wenn er wegen der Pandemie in diesem Jahr kaum Bauernmärkte besuchen konnte. „Man entwickelt sich ja über all die Jahre weiter“, meint Anton Müller. Dementsprechend kann er viele Geschichten zu diesem Thema erzählen. Beispielsweise von einer Russland-Reise, als er unfassbar viele Honigsorten an einer einzigen Anlaufstelle vorfand. „Diese Menge hatte ich weder zuvor noch habe ich sie seither irgendwo gesehen“, sagt der Naturfreund und kann dann auch viele Hintergründe über Vorgaben für Imker, etwa zum prozentualen Wassergehalt in Honiggläsern, erklären.
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Dabei gelingt auch ihm nicht alles. Einige seiner Gläser, die die Landesverbands-Jury auf Schadstoffe untersucht habe, enthielten Rückstände und kamen nicht in die Wertung. Ein Umstand, mit dem Imker Müller gut leben kann.