Wetter. Während sich der Landwirt Sorgen um seine Kühe macht, gehen ihn vermeintliche Tierschützer über die sozialen Medien an.
Nervenaufreibende und arbeitsintensive Tage hat das Hochwasser auch Rainer Hemesoth und seiner Familie beschert. Der Nebenerwerbslandwirt aus Oberwengern hat 17 Großtiere und Nachzucht entlang der Ruhr stehen – sie sind dank seiner Rettungsaktionen alle wohlauf. „Und weil befreundete Familien aus der Nachbarschaft und meine Familie mit meiner hochschwangeren Frau und meinem Vater geholfen haben“, erklärt der Wetteraner.
Als sich das Hochwasser ankündigte, habe er zunächst die vier Tiere im Stall auf der Warft unter der neuen Ruhrbrücke festgesetzt, Tore und Eisengitter verriegelt. „Da steht ein dicker Bulle, der eine gute Tonne wiegt. Der geht da hin, wo er will und macht, was er will. Den kann man nicht mal eben irgendwo hin führen“, so Rainer Hemesoth. Außerdem seien dort eine Kuh, ein Bullenkalb und eine tragende Kuh untergebracht. „Um die hatten wir ein bisschen Sorge“, meint der Wetteraner im Rückblick.
Immer wieder habe er in der Hochwassernacht von Mittwoch auf Donnerstag dort nachgesehen. „Die haben 50 Zentimeter im Wasser gestanden und da drin rumgepatscht. Und jede Stunde habe ich den Pegelstand Wetter telefonisch erfragt, der um drei und vier Uhr immer noch jede Stunde um sechs Zentimeter anstieg. Mein Vater Wilhelm ist 1940 geboren und hat die Möhnekatastrophe miterlebt. Der hat nur gesagt: Behalt die Nerven. Das Wasser kommt, und es geht.“ Um halb sechs am Freitagmorgen habe er dann aber den nassen Mist aus dem Stall raus- und trockenes Stroh hineingefahren, weil die Zufahrt über den Radweg wieder möglich war. „Da konnte sich die Kuh, die noch kalben soll, auch wieder hinlegen.“
Transport im Anhänger
Auch gegenüber vom Hof standen noch fünf Tiere und ein Kalb, die Rainer Hemesoth zunächst an dem dortigen Geräteschuppen festgemacht hatte, damit sie nicht weglaufen konnten. Denn Vorrang hatten zunächst einmal die sieben Kühe und sechs Kälber an der Bleiche. „Die haben wir erst mit Bauzaunmatten in der Zufahrt zum Gewerbegebiet festgesetzt, weil das Wasser schnell kam. Und dann haben wir sie mit einem Anhänger nach Hause gebracht und hier aufgestallt“, berichtet Rainer Hemesoth. Und: „Dabei hat der Nachbar geholfen. Der hatte zwar Geburtstag und feierte, aber seine ganze Familie hat dann mitgeholfen. Und eine befreundete Familie aus Voßhöfen hat mit den Bauzaunmatten geholfen.“
Bis zwei Uhr nachts hätten die Rettungsaktionen angedauert; denn auch die Tiere gegenüber vom Hof habe er noch zu einem höher gelegenen Schotterplatz ins Trockene geleitet und sie dort mit Bauzaunmatten eingepfercht, bevor er auch sie dann am frühen Donnerstag morgen in den Stall holte. „Den mussten wir erstmal freiräumen; denn im Juli ist da normalerweise was anderes drin. Und den Tieren ist es da jetzt auch eng“, so der Landwirt. Für ihn stand nach der Rettung der Tiere jede Menge weitere Arbeit ins Haus: „Zäune wieder fertig machen, damit die Tiere wieder raus können. Und von den Heuballen muss ich retten, was noch zu retten ist. Als Elementarschäden sind die Verluste leider auch nicht von der Versicherung abgedeckt.“
Anschüttung reichte nicht
Eine weitere unschöne Erkenntnis bleibt nach dem Hochwasser: „Die Bezirksregierung hat mich angerufen und sich nach den Pachtflächen an der Bleiche erkundigt. Die haben ja damals nicht nur die Aussichtspunkte entlang der Ruhr angeschüttet, sondern bei der Renaturierung auch Weidefläche mit Erde aufgefüllt. So musste ich die Auskunft geben, dass die angeschüttete Erhöhung der Fläche leider diesmal nicht gereicht hat.“