Herdecke/Wetter. Unwetter: Wetteraner und Herdecker kämpfen am Tag nach dem Dauerregen mit den Folgen des Hochwassers. Es gab Leichtverletzte und viele Schäden.
Wo anfangen, wo aufhören? Das Unwetter hat auch Wetter und Herdecke massive Schäden zugefügt. Nach dem Dauerregen am Mittwoch zeigte sich am Donnerstag das Ausmaß der Katastrophe. Bizarre Motive am Morgen danach: Mancherorts sah es chaotisch aus. An anderen Stellen, die zuvor Seenlandschaften glichen, war das Hochwasser wieder weg.
Der Ennepe-Ruhr-Kreis meldete am Morgen des 15. Juli 1179 Überschwemmungs-Einsätze in seinem Gebiet. Der Dank geht an dauerbeschäftigte Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und Hilfsorganisationen. Auch die Polizei rückte in dem Zusammenhang 265 Mal aus. In Herdecke gab es zwei Leichtverletzte, sonst kamen laut Behörden-Angaben keine Personen in den hiesigen Ruhrstädten zu Schaden.
Das Hochwasser verursachte auch Verkehrsprobleme. Während in Wetter im Laufe des Donnerstags alle Straßen wieder zur Verfügung standen, bleibt die gerade erst gesicherte Landesstraße 675 nach Herdecke entlang des Harkortsees gesperrt (Erdrutsch am Hang). Mit entsprechenden Folgen für Busverbindungen. Ebenfalls abgeriegelt: die zentrale Verbindung über die B54 nach Hagen. Unter der Autobahnbrücke hatte sich an der Stadtgrenze zu Vorhalle derart viel Wasser gesammelt, dass die Bundesstraße schon an der Spaeter-Kurve nahe Bahnhof gesperrt ist.
Chaos aufräumen: Dauerregen überflutet viele Herdecker Orte
An drei Herdecker Orten drohten besondere Dramen. Am überfluteten Bachplatz rettete die Wehr am Mittwoch ca. 40 Bürger, teilweise mit Leitern aus den Wohnungen. „So schlimm war es hier noch nie“, sagen langjährige Anwohner, die nachts im Zweibrücker Hof unterkamen. An der oberen Hauptstraße unterhalb des Bahnhofs liefen etliche Keller und Erdgeschosse voll. „Einfach nur schrecklich“, sagte eine Frau, die ihren Urlaub unterbrach. Am Flussufer ließen sich keine Wege mehr erkennen, beinahe hätte die Stadt in den späten Stunden des 14. Juli das Seniorenheim im Quartier Ruhraue evakuiert. Dort mussten Bewohner in ebenerdigen Zimmern vorübergehend aber nur in höhere Etagen ziehen.
In der Innenstadt breitete sich ein Benzingestank aus, das Wasser führte Heizöl aus diversen Tanks mit sich. Das Regenrückhaltebecken im Ender Tal brach an einer Seite. Statische Fragen an Häusern rückten während der Aufräumarbeiten vermehrt ins Blickfeld. „Überraschend war, wie schnell sich die Wassermassen ausbreiteten“, so Katja Freund aus Herdecke.
Nach Starkregen: Land unter in der Harkortstadt
Am Donnerstag kamen nachmittags neue Sorgen auf, da in Wickede das Wehr der Ruhr den Wassermassen nicht mehr standhielt und eine weitere Welle flussabwärts für weitere Schäden sorgen könnte.
Wengern stark betroffen
Auch Bürger in Wetter kämpften mit dem Hochwasser – insgesamt schien die Lage aber nicht so dramatisch wie in Herdecke. Wie schon 2013 flutete die Elbsche den historischen Ortskern Wengern, Gaststätten und Betriebe liefen voll Wasser, und im Henriette-Davidis-Museum drang es gar durch die Fenster und stieg bis zur Ein-Meter-Marke. In Spitzenzeiten waren 100 freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz; 70 mal mussten sie ausrücken, weil Keller überall in Wetter teilweise bis zur Decke vollgelaufen waren. Im Gewerbegebiet Schöntal unweit der Ruhr fiel der Strom aus, und sogar die Standorte von Stadtbetrieb und Feuerwehrwache standen unter Wasser.