Volmarstein. Laster fahren seit Wochen durch die schmale Straße Am Stork zum neuen Gewerbegebiet. Jetzt gehen die Anwohner gehen auf die Barrikaden.

„Heute morgen ist hier nix los. Bislang waren es gerade mal drei. 50 Lkw rasen hier locker am Tag her“, sagt Wolfgang Bertog, der gerade im Garten arbeitet und kurz an den Zaun gekommen ist, um den Protest seines Nachbarn Wolfgang Apel zu unterstützten. Doch dann ist es auch schon vorbei mit dem Gespräch. Ein riesiger Laster donnert direkt neben den beiden Männern durch die schmale Straße Am Stork hinunter zum neuen Gewerbepark Schwelmer Straße. Unterhalten kann man sich bei dem Lärm nicht. Als der Lkw weg ist, betonen beide Anwohner explizit: „Wir haben nichts gegen die Lkw-Fahrer, die nur ihren Job machen. „Aber“, so Wolfgang Apel weiter, „solch einen Schwerlastverkehr hier durch diese Straße zu jagen, ist schon der Hammer. Und darüber hätten wir als Anlieger im Vorfeld vernünftig informiert werden müssen.“ Das sei nicht der Fall gewesen. Stattdessen würden die Informationen nun im Nachgang der Anwohnerbeschwerden scheibchenweise eintreffen, womit er ganz und gar nicht einverstanden sei.

„Situation gefährlich“

„Seit gut vier Wochen ist die Straße Vordere Heide unter anderem wegen Kanalarbeiten für das neue Gewerbegebiet gesperrt. Der neue Kreisverkehr und damit die Anbindung an die Straße Am Grünewald ist fertig. Man kann aber aktuell nur noch bis zur Straße auf der Dickend fahren, dann ist Sackgasse. Die normale Wegführung wäre eben über die Vordere Heide“, so Wolfgang Apel. Und weiter: „Wir als Anwohner wurden nicht informiert. Eines Tages standen die Umleitungsschilder da, und dann rauschten die Laster hier durch. Die Situation ist gefährlich; denn der Stork ist ja keine ausgebaute Straße. Es gibt keine Gehwege, und es wurde nichts gemacht zum Schutz der Fußgänger.“ Daraufhin habe er Warnschilder mit der Aufschrift „Spielende Kinder“ angeschafft und angebracht und sich erstmals an die Stadt gewandt, um auf die Situation aufmerksam zu machen. „Ich habe deutlich gemacht, dass hier nichts zum Schutz für Fußgänger, Anwohner oder Fahrradfahrer gemacht wurde. Weiter unten Auf Schölling ist ein Reiterhof, so dass Kinder mit ihren Ponys hier her reiten. Ich habe zwei Enkelkinder; wenn die und unsere Nachbarskinder von gegenüber sich besuchen, ist das haarsträubend. Die Laster rasen hier durch, es wird kein Rechts vor Links beachtet“, so der Wetteraner.

Ausweichstreifen abgestreut

Nach seiner ersten Beschwerde habe die Stadt seitlich neben der schmalen Fahrbahn einen Ausweichstreifen für Lkw im Begegnungsverkehr mit Schotter abgestreut. „Eine Woche später habe ich erneut geschrieben, dass die Schottersteine durch die Gegend fliegen, wenn Laster darüber fahren. Dann hat man feinen Schotter aufgetragen.“ Wohlgemerkt: Der Ausweichstreifen wurde nicht als Schutzzone für Menschen eingerichtet, sondern damit Lkw ausweichen können. „Ich habe dann mein Auto mal extra dort abgestellt; denn aus meiner Sicht als Polizeibeamter fährt man dort langsam, wo ein Hindernis ist. Daraufhin hat man mir vorgeworfen, ich würde den Ausweichstreifen als Parkfläche nutzen. Vertreter der Stadt waren hier, als sie mein Auto gesehen haben. Warum suchen die nicht mal das direkte Gespräch?“ Und dann berichtet er noch von den Langholztransportern, die sonntags abends um zehn Uhr gekommen seien und um Mitternacht zurückgefahren seien: „Wir sind alle aus dem Bett gefallen. Das habe ich alles geschildert, aber offenbar hofft die Stadt, dass wir stillhalten. Uns fragen ja sogar die Lkw-Fahrer, was man denn mit uns gemacht hat.“

Situation sorge „für blankes Entsetzen“

Aus seiner Sicht, so Wolfgang Apel, hätte man bei all den Problemen, die das Gewerbegebiet mit sich bringe, in dem Bereich, den die Baufirma als Lagerfläche nutze, eine Stichstraße zum Gewerbegebiet machen können: „Da ist ja sowieso fast alles abgeholzt, der Wald ist eh fast weg.“ Stattdessen rausche nun der Schwerlastverkehr durch den Stork, „das ist schon ein Hammer. Wenn es vernünftig geregelt worden wäre, hätte ich nichts dagegen gehabt. Aber es gab keine Informationen, und jetzt kommen sie scheibchenweise. Man kann sowas ertragen, wenn man vernünftig informiert wird“, kritisiert der Anwohner. Er wisse, dass die Situation bei vielen Leuten „für blankes Entsetzen“ sorge. Das bekräftigt am Ende des Gesprächs auch Nachbar Wolfgang Bertog.

E-Mail vom Stadtbetrieb

Die Stadtverwaltung verweist auf Nachfrage unserer Zeitung, warum die Anwohner des Stork nicht frühzeitig und ausführlich informiert worden seien, auf eine Mail des Stadtbetriebs als Reaktion auf die Beschwerden. Darin heißt es u.a., „wir sind bemüht die Situation aufzuklären und zu verbessern. Bedingt durch die im Vorfeld nicht vorgesehenen umfangreichen Arbeiten der AVU Gevelsberg an ihren Versorgungsleitungen (die Arbeiten sollten bereits im April abgeschlossen sein) hat sich der Bauablauf im Bereich der Vorderen Heide leider sehr verzögert, und die Umfahrung über die o. g. Straßen wird länger und vermehrt in Anspruch genommen als geplant.“

Lieferanten auf Tempolimit hinweisen

Der Lkw-Verkehr werde sich zeitnah deutlich reduzieren. „Sobald die neue Fußwegeverbindung für LKWs befahrbar hergestellt ist, kann der untere Teil der Straße Am Stork und der Oberberger Weg vom Baustellenverkehr entlastet werden, da dann über den neuen Fußweg die Erschließungsfläche bei Bedarf angefahren werden kann.“ Die Baufirma sei nochmals mit Nachdruck aufgefordert worden, ihre Lieferanten auf die Geschwindigkeitsbegrenzung hinzuweisen und mit besonderer Rücksicht die schmalen Straßen zu befahren. Eine weitere Geschwindigkeitsbegrenzung (zurzeit 30 km/h) sollte nochmals hausintern besprochen werden.

Keine Kenntnis von nächtlicher Aktion

Keine Kenntnis hätten Stadt und Stadtbetrieb zudem von der sonntäglichen Nacht-Aktion gehabt, als es zu erheblichen Ruhestörungen durch LKWs gekommen sei, die auf der Gewerbefläche gelagertes Holz und Hackschnitzel abgefahren haben. Die Baufirma sei mit Nachdruck darauf hingewiesen worden, diese Aktionen abends bzw. nachts zu unterbinden.

Bitte um Verständnis

Weiter heißt es in der Mail: „Die Stadt Wetter und der Stadtbetrieb wissen um die besondere Belastung aller Anwohner durch die Baustellentätigkeiten am zukünftigen Gewerbepark, und bitten hierfür weiter um Verständnis. Zukünftig werden Sie über den geplanten Bauablauf und den Stand der Maßnahme per Handwurfzettel rechtzeitig informiert.“ Bisher sei die Baustelleninformation an die Anlieger über einen privat organisierten E-Mail-Verteiler erfolgt, „an den jedoch leider nicht alle Anwohner – wie angenommen - insbesondere nicht die Anwohner Am Stork, angeschlossen sind. Zukünftig werden auch die Anwohner Am Stork ausführlich über die Baustellentätigkeiten informiert.“

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