Volmarstein. Besondere Ideen: An der Hegestraße Volmarstein will die traditionsreiche Firma Burg ihre alten Gebäude zu einem hochwertigen Wohnkomplex umbauen.

Alte Fabrik, neue Nutzung. Die Aufgabenstellung für Achim Lüling war einfach und schwierig zugleich: Was soll in der Hegestraße mit den historischen Gebäuden des Volmarsteiner Traditionsunternehmens Burg geschehen, wenn die letzten Mitarbeiter der Firmenverwaltung zu den Kollegen nach Vorhalle ziehen?

Der Geschäftsführer, der dem Schlosshersteller und Sicherheitsexperten als Vertreter der vierten Familiengeneration vorsteht, entwickelte mit dem Wuppertaler Bauträger-Fachmann und Makler Martin Seeling ein bemerkenswertes Wohnprojekt. Das besteht aus fünf Elementen, in Kürze erfolgt der Spatenstich. Einzüge sollen plangemäß Weihnachten 2022 erfolgen.

Seit dem Auszug der Mitarbeiter (Vertrieb, Marketing, Finanzen, Entwicklung) in diesem Frühjahr steht der alte Volmarsteiner Gebäudekomplex der Burg F. W. Lüling KG weitgehend leer. Im Oktober 2020 hatten Achim Lüling und Martin Seeling die Wohnkompass GmbH gegründet, um das bekannte Backsteingebäude, den Verwaltungstrakt und das unter Denkmalschutz stehende dunkelrote Fachwerkhaus neu zu beleben. Unter dem Titel „Burg-Domizil“ entwickelte das Duo Ideen, für die noch letzte Genehmigungen ausstehen.

Das facettenreiche Konzept: „Die über Jahre hier entstandenen Verbindungsbauten kommen weg, die alte Grundsubstanz als Teil der Industriekultur an der Hegestraße bleibt erhalten“, sagt Lüling als Vertreter einer der ältesten Schlossfabriken Deutschlands. Also Standort erhalten, den besonderen Charakter bewahren und das mit einem hochwertigen, modernen Wohnungsbau kombinieren.

Hanglage als Vor- und Nachteil

Seit Spätherbst 2019 laufen konkrete Überlegungen für das Millionen-Projekt rund um das alte Wohnhaus des Burg-Gründers Friedrich-Wilhelm Lüling. Die Hanglage? „Bietet Vor- und Nachteile“, sagt Martin Seeling und kommt auf ein zentrales Element der künftigen Anlage zu sprechen. In drei Obergeschossen entstehen 24 Loft-Eigentumswohnungen mit großzügigen Balkonen und tollem Fernblick. 17 Einheiten seien bereits vergeben. Was kostet solch ein Penthouse-Kauf? Für 133,5 Quadratmeter und 3,5 Zimmer ruft Wohnkompass beispielsweise 534.000 Euro auf.

Fabrikgelände wird hochwertig erneuert

Im Burg-Domizil in der Hegestraße stehen insgesamt rund 5000 Quadratmeter nutzbare Produktions- und Bürofläche zur Verfügung. 1890 wurden dort erste Vorhängeschlösser hergestellt.Die Sanierung des bestehenden Fabrikgebäudes erfolge laut Wohnkompass GmbH nach aktuellen Neubaustandards, um auch Fördergeld von der KfW-Bank zu erhalten (Sanierung im Bestand).

In den darunter liegenden zwei Etagen soll es 13 Mieteinheiten mit zubuchbarem Service geben. „Dort sollen zum Beispiel Senioren oder Alleinstehende komfortabel alt werden, sie sollen von uns Unterstützung bei verschiedenen Alltagserledigungen erhalten“, erklärt Lüling und denkt an die steile Hegestraße, die etwa Anwohner mit Rollator nur schwer bewältigen können.

Neben dem Hauptgebäude wollen die Geschäftsführer die alte Büro-Villa in ein Gästehaus mit Übernachtungsmöglichkeit umwandeln. Besonderheit: Die 15 Themen-Zimmer, so die Idee, sollen Unternehmen aus Wetter einrichten und vermieten. Neben deren Kunden oder Gästen erhalten über die Wohnkompass-Verwaltung auch andere ein Bett mit Frühstück. Zudem sollen an der Hegestraße sechs Tiny-Häuser und ein neues Industriemuseum entstehen.

Wohnungen mit Gästehaus und Museum kombinieren

Auch wenn Details für das Wohnprojekt „Burg-Domizil“ noch ausstehen, sieht Achim Lüling als Chef des traditionsreichen Unternehmens und Geschäftsführer von Wohnkompass die Pläne an der Hegestraße „auf einem sehr guten Weg“. Das liege auch an der erfolgreich angelaufenen Vermarktung, am Konzept mit Begegnungscharakter, vielen Tiefgaragen-Parkplätzen und Kellerräumen. Auch das Problem, Abrissbagger an eine der steilsten Stellen Volmarsteins anzuliefern, lasse sich lösen. Martin Seeling als ebenfalls Verantwortlicher der Wohnkompass GmbH erläutert die Einzelheiten.

1. Loftwohnungen: Der Bedarf sei da, das habe die Nachfrage schon bestätigt. Zumal Eigentümer ihre Wünsche teilweise verwirklichen können. „In der größten Einheit mit 258 Quadratmetern hat ein älteres Paar einige Wellness-Elemente vorgesehen“, sagt Seeling. Die anderen 23 Loftwohnungen seien ebenfalls allesamt größer als 100 Quadratmeter und lassen sich durch nicht-tragende Innenwände individuell gestalten.

2. Mietwohnungen: Darunter sollen auf zwei Etagen 13 Einheiten (60 bis 90 Quadratmeter groß) entstehen, die Vermarktung soll nach den Sommerferien beginnen. Da sich dieses Angebot etwa auch an Rentner richtet, planen die beiden Geschäftsführer im Gebäude drei Aufzüge und barrierefreie Vorrichtungen ein. „Uns ist zudem ein Service für die Mieter wichtig. Entweder organisieren wir zubuchbare Hilfen für den Alltag wie Fahrangebote, Essen oder Wäschewaschen über die Verwaltung von Wohnkompass oder über einen externen Dienstleister“, so Seeling.

3. Gästehaus: Um die Firmengeschichte der Harkortstadt abzubilden, sollen heimische Unternehmen möglichst viele der 15 Übernachtungszimmer gestalten und ganzjährig vermieten. Die Idee entstand beim Blick auf das Sporthotel Glockenspitze im Westerwald, wo das Schwesterunternehmen Burg-Wächter das Haus nach Themen einrichtete.

4. Museum: Einerseits soll der ansässige Heimatverein seine Räume etwas vergrößern können, andererseits will Achim Lüling daneben ein Burg-Industriemuseum eröffnen. „Mein Vater hat die hiesige Schlossgeschichte dokumentiert, das möchte ich mit einem Gesamtkonzept neu darstellen.“

5. Tiny-Häuser: Sechs Minihäuser (zwei Etagen, 70 Quadratmeter) wollen die Geschäftspartner verkaufen. „Unser Baby“ nennt Martin Seeling diese Gebäudereihe.