Wetter. Viele Gründe für Zuversicht: Gesund geblieben, Geschäft gehalten - die Gäste können kommen zu Schepers Margarethenhöhe und zu Kerstins.

Welcher war der Tag, ab dem es spürbar aufwärts ging? „Seit 16. Mai dürfen wir wieder draußen bewirten, seit 28. Mai auch drinnen mit Test, seit 11. Juni ohne.“ Sabine Schepers kann die Daten runterbeten. Sie markieren die Rückkehr zu einem Beinahe-Alltag im Restaurant Margarethenhöhe in Volmar­stein. Auch Kerstin Scheufen-Hanke von Kerstins Restaurant & Catering in Wengern atmet auf. Das große Klagelied über den zurückliegenden Lockdown aber wollen Beide nicht anstimmen. Wie das?

Ja, es gab schon den Moment, in dem entweder Haus oder Restaurant auf der Kippe zu stehen schienen, berichtet Sabine Schepers - „wenn der Umsatz plötzlich von Hundert auf Null geht...“ Aber dann kamen die zugesagten Hilfen vom Bund, und es hat gereicht. Sorgen um die Existenz habe sie sich danach nicht mehr machen müssen. Auch der Betrieb von Kerstin Scheufen-Hanke ist über die schwere Zeit gekommen. Noch aber sind nicht alle Hilfen eingetroffen.

Beide Gastro-Betriebe sind mit einem Lieferdienst auf dem Markt geblieben. Das hat die Einnahmen bei Feiern oder vom Getränkeverkauf nicht ersetzt. Aber manchmal über die Feiertage kam der Umsatz der ausgefahrenen Menüs an das normale Essensgeschäft heran. Die Getränke! Drei Fässer Bier hat Sabine Schepers wegkippen müssen. Die Regierung hat den Wert ersetzt. „Sogar Kaffee haben wir mit nach Hause genommen, damit nichts über die Zeit kommt“, beschreibt sie die Rettungsversuche für die sonst üblichen Vorräte. Auch Kerstin Scheufen-Hanke hat Bier weggekippt, und den Inhalt von zwei Kästen Schweppes. Das tut weh.

Zum Neustart Mitte Mai musste also kräftig nachgeordert werden. Dass es nicht sofort von Null auf Hundert gegangen ist, hat auch seine Vorteile: „Das muss nicht gleich wieder brummen“, sagt Sabine Schepers. Auf spätabendliche Diskussionen mit Angetrunkenen über Abstandspflichten hat sie jedenfalls keine Lust. Und für Kerstin Scheufen-Hanke gilt die Corona-Devise „Gesund bleiben“ auch für sie selbst und die Angestellten: Immerhin geht’s immer nah ran an die Kundschaft, mit entsprechendem Risiko.

Kerstin Scheufen-Hanke ist froh, ihre Mitarbeiter über die schwierige Zeit gehalten zu haben. Statt Auftragen war Ausfahren angesagt. Die Auftragslage beim Lieferservice schwankte. Und so dankt sie ihren Mitarbeitenden für die Hilfe beim Überleben. Sabine Schepers dagegen hat einige Aushilfen ziehen lassen müssen. Sie haben andere Jobs gefunden und jetzt oft angenehmere Arbeitszeiten, selbst wenn manchmal etwas weniger im Geldbeutel übrig bleiben sollte.

Viel investiert für die Kundschaft: Auf der Terrasse beim Restaurant Kerstins in Wengern: Kris Scheufen, Raphael Rohe, Klaus Scheufen und Kerstin Scheufen-Hanke.
Viel investiert für die Kundschaft: Auf der Terrasse beim Restaurant Kerstins in Wengern: Kris Scheufen, Raphael Rohe, Klaus Scheufen und Kerstin Scheufen-Hanke. © Klaus Görzel

Geld ist ein Stichwort. Nehmen die Gastro-Betriebe jetzt mehr? Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hat das empfohlen. Ein bisschen teurer werde es schon in der Margarethenhöhe werden, kündigt Sabine Schepers an. Dabei gehe es nicht um das verlorene Corona-Jahr. Vielfach seien Pacht oder Lieferanten schon teurer geworden. Kerstin Schefen-Hanke hat in den zurückliegenden Monaten sogar richtig investiert, etwa für Heizstrahler auf der Terrasse: „Einen Corona-Aufschlag zu nehmen haben wir uns aber nicht getraut.“

Sabine Schepers und Kerstin Scheufen-Hanke tauschen sich aus, seit die Stadt den Gastronomen mit gemeinsamen Aktionen durch den Lockdown helfen wollte. In ihrem Fall ist da Vertrauen raus erwachsen. „Viele Gastronomen aber sind sehr misstrauisch“, sagt Raphael Rode, der beide Betriebe aus Wetter berät. Gesund geblieben, nicht untergegangen, von der Kundschaft spürbar wertgeschätzt, geht nun der Blick zuversichtlich nach vorn.

Am Tisch draußen an der Margarethenhöhe hat eine Seniorinnenrunde Platz genommen. „Ich habe jetzt auch die Luca-App“, berichtet eine der Damen stolz. Die Bedienung zeigt auf den QR-Code auf dem Tisch zur einfachen Nachverfolgung. Fast scheint die Dame zu vermissen, dass keiner nach ihrem Impfnachweis fragt. So lange hat sie darauf warten müssen. Und jetzt ist es nicht einmal mehr verlangt...

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