Herdecke/Wetter. Künstler Knut Waschkau will zum Nachdenken anregen: Im Wald zwischen Herdecke (Ende) und Wetter zeigt er ab Samstag an Bäumen Figuren und Texte.

Raus in die Natur: Die Pandemie hat viele angesichts zahlreicher Verbote zu Spaziergängern gemacht. Knut Waschkau war schon vor der Corona-Zeit oft im Wald unterwegs. Der Herdecker mag vor allem die Wege zwischen dem Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Gut Schede und dem Harkortberg in Wetter. In diesem Gebiet reifte eine besondere Idee heran: An diesem Samstag startet seine Wald-Kunst-Aktion. Die soll einerseits unterhaltsam sein, andererseits zum Nachdenken anregen.

„Die Idee dazu ist zum einen durch meine Erfahrungen als Therapeut entstanden“, berichtet Knut Waschkau, der auch nach seinem Renteneintritt 2012 immer noch vereinzelt Paar-, Lebens- und Erziehungsberatungen anbietet. „Für viele Menschen war und ist der Kontakt zur Natur oder zu unseren Wäldern eine Möglichkeit, die seelischen und körperlichen Folgen der Corona-Pandemie abzumildern.“ Zum anderen sei die Natur ganz allgemein – „und in meinem Projekt insbesondere unsere Wälder – durch die von Menschen verursachte Klimakatastrophe bedroht.“

Mit diesen Gedanken entwickelte der 73-Jährige, der in Ende als freischaffender Künstler lebt und Mitglied des Vereins Artenreich in Wetter ist, über Monate ein außergewöhnliches Projekt. Der Herdecker nahm Kontakt zur Waldbesitzerin auf und erhielt die Erlaubnis, an den Wegen zwischen der Röhre am Krankenhaus, Gut Schede und der Schutzhütte am Harkortberg Bäume mit 24 großen sowie sechs kleineren Figuren zu versehen. Die roten und beweglichen Gestalten, 30 und 40 Zentimeter lange Gliederpuppen, hatte Waschkau früher mal bei einer Ausstellung unter dem Titel „Freiheit“ präsentiert.

Mit einigen Helfern befestigt er nun die Skulpturen mit Draht und in Kreuz-Form an Bäumen. Diese Symbolform wähle er in Anlehnung an Jesus, da „wir Menschen die Probleme verursachen und weil die Hoffnung besteht, dass wir unserer Verantwortung für Veränderungen gerecht werden können.“

Vorsichtiges Vorgehen

Hinzu kommen 24 Texte, die Waschkau auf biegbaren Schildern mit einem schonenden Spezialkleber ebenfalls an der Rinde anbringt. Auch dafür besorgte sich der Künstler eine Genehmigung. „Ich will die Natur ja nicht schädigen.“ Vielmehr wolle er mit kurzen Sprüchen, die er im Internet sammelte, Spaziergänger zum An- und Innehalten animieren. „Und nicht belehren!“ Wer vor einer Figur und den Zeilen steht, soll sich mit Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen. Sinnieren über den Wald, dessen Not, die Klimakatastrophe, das Leben, Corona und manches mehr. „Ich bin ein politisch und ökologisch interessierter Mensch, daher will ich mit meinem Projekt veranschaulichen, dass wir Bürger uns den aktuellen Zustand der Natur vergegenwärtigen und unserer Mitverantwortung bewusst werden.“

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Wer demnächst durch den Wald im Dreieck Krankenhaus, Schede und Hütte geht, kann auf diesem Rundweg Ausschau nach den verzierten Bäumen halten. Die stehen an Weggabelungen und sind laut Waschkau gut, aber nicht immer auf den ersten Blick zu sehen. „Ich bin gespannt, welche Reaktionen das bei den Spaziergängern auslöst.“

Auftakt am Samstag mit Programm an drei Orten

Mit seiner Kunst-Aktion betritt Knut Waschkau Neuland, der 73-Jährige kann sich auch an nichts Vergleichbares in der Vergangenheit auf Herdecker oder Wetteraner Waldflächen erinnern. Wer den Rundweg (Laufrichtung egal) in Angriff nimmt, sollte bei normalem Schritttempo ungefähr 80 Minuten einplanen. Als Startpunkte eignen sich die Röhre am Gemeinschaftskrankenhaus, der Wanderparkplatz an der Sägemühle neben der Ender Talstraße und der Harkortberg.

Zur Vernissage am 19. Juni und zur Finissage am 19. September sollen weitere Protagonisten für Unterhaltung sorgen. Zum Auftakt jetzt an diesem Samstag läuft von 13 bis 17 Uhr ein Programm an drei Standorten. Inhaltlich geht es hier wie da um Themen wie Erholung, Entspannung, Lebensgefühl oder auch Waldsterben und Klimanotstand.

Mit den Sinnen erleben

Die Volmarsteiner Waldpädagogin Janina Peitz will hinter der Röhre an der Ender Klinik für alle Altersgruppen etwas anbieten: Hängematten zum Ausruhen, Barfuß-Gänge als Sinneserfahrung und manches mehr. Mit Blick auf Gut Schede wollen Mathias Wittler (Leiter der Werner-Richard-Schule) mit seinem Saxofon und Gitarrist Jan Biether Improvisationen spielen. An der alten Schutzhütte am Harkortberg mit Blick auf den See werde der Herdecker Autor und Literat Hans-Hermann Kamps Texte vorstellen oder rezitieren, um dann mit Gästen ins Gespräch zu kommen.

Unsere Aktion

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Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich Städte modernisieren.

Natürlich werden wir auch Probleme benennen, die sich durch die Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben. Weitere Texte unserer Aktion finden Sie online unter wp.de/zuversicht

„Es soll an allen drei Standorten um die Grundaspekte der Ausstellung gehen, also das Erlebnis im Wald und dazugehörige kritische Aspekte“, sagt Knut Waschkau. „In der Natur entsteht Energie und eine besondere Gedankenwelt, das weiß ich aus vielen Therapie-Spaziergängen.“ Er selbst will während der vier Stunden bei allen drei Aktionen vorbeischauen und ebenfalls Reaktionen aufsaugen. So wie beim Dialog mit einer Spaziergängerin, die er bei der Vorbereitung an einem Baum traf. „Die war fasziniert von dem Projekt, von der hängenden Figur und auch dem Text.“