Herdecke. Ans Aufgeben hat Salvatore Fisicaro nie gedacht. Aber jetzt ist er glücklich, dass er wieder Gäste in seiner Vinothek „Il Cortile“ bewirten kann.

Pina und Salvatore Fisicaro strahlen übers ganze Gesicht. In einer halben Stunde werden die ersten Gäste an den Tischen auf der lauschigen Terrasse ihrer Vinothek „Il Cortile“ im Herzen Herdeckes Platz nehmen. „Letztes Wochenende musste ich viele Leute wegschicken, weil ich keinen Platz mehr hatte“, erzählt Salvatore Fisicaro und hofft gewissermaßen, dass es so bleibt. Besser gesagt: Er empfiehlt eine Vorab-Reservierung, um sich Platz bzw. Tisch zu sichern und ganz entspannt aufs Essen und Trinken freuen zu können. Die harten Zeiten scheinen für das Gastronomenpaar langsam ein Ende zu nehmen. Dabei hat es auch im Lockdown nie die Zuversicht verloren.

Abholgeschäft lohnte sich nicht

Als die Pandemie den Gastronomen im März letzten Jahres erstmals das Geschäft verhagelte, lieferte Salvatore Fisicaro seine Gerichte aus und richtete ein Abholangebot ein. „Im zweiten Lockdown habe ich dann nur noch Gerichte zum Abholen angeboten. Jeden Tag, außer Sonntag. Aber das hat sich nicht gelohnt“, erklärt er. Und fügt hinzu: „Es hat trotzdem Spaß gemacht. Die Gäste sind gekommen, und wir haben immer viel gelacht, auch wenn es eigentlich nichts zu lachen gab.“ Die Angestellten aus Küche und Service schickte er in die Kurzarbeit. „Inzwischen sind sie alle wieder da“, freut sich der Chef.

Obwohl die Pandemie auch sein Leben und seine Arbeit völlig auf den Kopf gestellt hat, kann er sich an einen Moment völliger Resignation nicht erinnern: „Es gab nicht einen Moment, in dem ich dachte, es geht nicht mehr.“ Die finanzielle Unterstützung vom Staat habe er erhalten und warte auch aktuell noch auf das Überbrückungsgeld von Januar bis Juni. „Aber für Juni werden wir es wohl nicht mehr brauchen, wenn das Wetter weiter mitspielt. Ich bin immer zuversichtlich gewesen, dass ich es schaffe. Was mich traurig gemacht hat, das war, dass ich kaum Kontakt zu den Leuten hatte“, so Salvatore Fisicaro. Dann hebt er die Arme zum Himmel, lacht und sagt: „Aber jetzt scheint die Sonne.“

Innen und außen geöffnet

Schon ab Mitte Mai konnte er wieder Gäste im Freien auf seiner Terrasse bewirten. „Wobei die erste Woche schlimm war. Es war so kalt, dass an einem Samstag nur zwei Zweiertische besetzt waren. Da habe ich mich mehr geärgert als die ganzen sieben Monate davor.“

Seit letzter Woche Freitag durften Gäste mit Test auch wieder in seiner Vinothek Platz nehmen; ab Freitag, 11. Juni, ist nun auch die Innengastronomie wieder komplett auch für Besucher ohne Corona-Test geöffnet. Im normalen Betrieb gibt es bei „Il Cortile“ auf der Terrasse 85 Plätze, aktuell werden nur 60 besetzt, um den noch erforderlichen Abstand gewährleisten zu können. Im Innenraum (Erdgeschoss und erste Etage) stehen 65 Plätze zur Verfügung, von denen zurzeit nur 40 besetzt werden. „Seit Mittwoch ist immer alles voll. Gott sei dank“, sagt Fisicaro, „alle Gäste sind wieder da. Und alle sind froh, dass wir weitermachen.“

Klein, frisch und mediterran

Aktuell biete er noch eine sehr kleine Speisekarte an, die etwa alle drei Wochen wechseln soll. Grundsätzlich aber sei das bekannte Angebot geblieben. Und das frisch und mediterran. „Unsere Vorspeisen werden immer frisch zubereitet, es gibt nichts aus der Dose. Und es gibt auch keine fertige Sauce.

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Wenn ein Kunde bestellt, bereiten wir das Gericht zu. Die selbst gemachten Ravioli, eine Spezialität des Hauses, sind zur Zeit noch nicht wieder im Programm.“ Aber frischer Fisch, egal ob Dorade oder Wolfsbarsch, der sei zu haben. Am Herd steht nach wie vor Koch Giuseppe Stagno: „Der ist bei unseren Kunden sehr beliebt und ist vor sechs Jahren mit uns zusammen von Hagen hierher nach Herdecke gegangen.“

Furcht vor Rückkehr des Virus

Die weiteren Lockerungen aufgrund der anhaltend niedrigen Inzidenzzahlen im Kreis, die ab dem heutigen Freitag greifen, betrachtet der Gastronom mit Skepsis: „Das Problem sind die großen Städte um uns herum, in denen die Zahlen noch höher sind. Meine Furcht ist, dass die Menschen von dort das Virus wieder mit hierher bringen. Sie dürfen ja dann ohne Test kommen. Und in Hagen gibt es ja sogar schon Infektionen mit der indischen Variante des Virus.“

Gutes Wetter

Ob es denn Wünsche gebe, die derzeit weit oben auf seiner Liste stehen? „Immer gutes Wetter“, antwortet Salvatore Fisicaro prompt. Und dass die Menschen das Corona-Virus wie auch immer besiegen werden; „denn der Lockdown war nicht nur für mich, er war für alle schwer und hat auch zu lange gedauert.“ Ansonsten wünsche er sich nur viele Besucher mit Durst, Hunger, guter Laune – und ein bisschen Geduld. „Denn wenn alle auf einmal kommen, geht es nicht so schnell. Das verstehen viele nicht. Dabei ist es für uns gerade schwer, Aushilfen zu finden; denn die sind mittlerweile alle woanders beschäftigt.“ Seiner guten Laune tue das aber keinen Abbruch. Und seine Zuversicht – die hatte Salvatore Fisicaro ja ohnehin nie verloren.

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Natürlich werden wir auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben.

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