Wetter. Nachnutzung oder Abbruch? Das alte Demag-Verwaltungsgebäude sorgt für einigen politischen Wirbel.

Der Wetteraner Ulrich ­Seuthe ist Gründer des Unternehmens Qass und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit einer Nachnutzung des Demag-Verwaltungsgebäudes. Anlässlich der Berichterstattung dieser Redaktion hat er sich erneut ins Gedächtnis gerufen und weist auf den Qass-Vorschlag einer alternativen Nutzung des Gebäudes hin, den das Unternehmen bereits 2018 Bürgermeister Frank Hasenberg, dem damaligen Bauamtsleiter Manfred Sell sowie der Wirtschaftsförderung des Kreises vorgestellt habe.

Die Idee: Das ehemalige Verwaltungsgebäude sollte nicht abgerissen, sondern einer neuen modernen Nutzung zugeführt werden. Gemeinsam mit Mitarbeitern der EN-Agentur, der Wirtschaftsförderung des Kreises, habe Qass die Idee eines Kooperationsstandortes für innovative Unternehmen, Startups, Fortbildungen insbesondere im Bereich der Digitalisierung, aber auch sozialer Aspekte wie gemeinsamer Gastronomie und Kinderbetreuung ausgearbeitet. Nach Rücksprache mit der Demag habe eine TÜV-Prüfung des Gebäudes stattgefunden, die die Möglichkeit einer weiteren Nutzung als gegeben ansieht.

Unvollständige Information

Vor diesem Hintergrund kritisieren die Grünen Wetter die ihrer Meinung nach unvollständige und einseitige Information zur möglichen Nachnutzung des Geländes am alten Demag-Verwaltungsgebäude. Das vorliegende Alternativkonzept und die Altlastenproblematik sei nicht diskutiert worden. Dazu erklärt Fraktionssprecherin Karen Haltaufderheide: „Die Öffentlichkeit und die Politik haben ein Recht darauf, über alle wichtigen Aspekte zu einer Entscheidung informiert zu werden. Wenn die Politik über die Aufstellung eines Bebauungsplanes entscheiden soll, muss sie vorliegende Alternativen und bestehende Probleme kennen. Wir fragen uns, warum nicht berichtet wurde, dass seit Jahren an einer Nachnutzung des Demag-Gebäudes gearbeitet wurde, von deren Strahlkraft für den Ennepe-RuhrKreis und darüber hinaus die am Prozess Beteiligten – wohl bis auf unseren Bürgermeister – überzeugt sind“, so Haltaufderheide. „Es reicht uns nicht, dass der Bürgermeister ein Konzept kennt und verwirft. Wir wollen eine transparente Diskussion zu den Alternativen und Entwicklungsmöglichkeiten für Wetter“, fordert Haltaufderheide.

Altlasten bereiten Kopfzerbrechen

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Und: „Wir fragen uns weiter, warum nicht auf die Altlastenproblematik hingewiesen wurde. Immerhin soll dort nach dem Plan der Stadt Wohnbebauung entstehen“, meint Haltaufderheide. Bereits 2008 habe der Kreis als Boden- und Wasserbehörde mit Verweis auf die Altlastenproblematik ein solches Vorhaben abgelehnt. Experten rieten dringend dazu, den Boden in diesem Bereich nicht zu öffnen. „Warum versucht man es jetzt wieder und verschweigt die Altlastenproblematik oder spielt sie herunter?“, fragen die Grünen.

Grünen stellen Antrag im Ausschuss

Die Grünen haben zum Hauptausschuss am 29. April bereits einen Antrag eingereicht. Darin fordern sie, dass die Verwaltung bis spätestens zur Ratssitzung am 11. Mai einen Bericht über die Altlastenproblematik auf dem Gelände erstellt.

Außerdem möchten die Grünen, dass das bereits erarbeitete Qass-Konzept vorgestellt wird.

Als dritten und letzten Punkt fordern die Grünen, dass die Verwaltung bis spätestens zum Rat am 11. Mai eine Stellungnahme der EN-Agentur zu beiden Projekten einholt.

Begründung: „Die Beratung zur Nachnutzung des Areals um das alte Demag-Verwaltungsgebäude sollte unter Berücksichtigung aller Chancen und Risiken geführt werden. Dazu gehört, dass der Politik die ausgearbeitete Alternative des Qass-Konzeptes und die Altlastenproblematik dargelegt wird“.

Problematisch sehen sie auch das Vorhaben, in diesem Bereich einen großflächigen Einzelhandel anzusiedeln – entgegen allen üblichen Empfehlungen und Einzelhandelskonzepten. „Damit würde das Ortszentrum von Grundschöttel planmäßig verödet, es gäbe mehr Verkehr, kaum jemand könnte noch zu Fuß einkaufen gehen. Die Auswirkungen auf unsere anderen Einzelhandelsstandorte erscheinen höchst fragwürdig. Wir wollen, dass Projekte wie dieses vollständig diskutiert werden, bevor es ein böses Erwachen gibt. Deshalb beantragen wir die Klärung offener Fragen zum Hauptausschuss“, fordert Haltaufderheide.