Herdecke. Neues Radverkehrskonzept: In Herdecke soll es vielerorts Verbesserungen zwecks Klimaschutz und Mobilitätswende geben. Es geht um konkrete Orte.

Das Fahrrad spielt als Alltags-Verkehrsmittel im Ennepe-Ruhr-Kreis und auch in Herdecke keine nennenswerte Rolle. Sollte es aber – schließlich ist das Zeitalter des Klimaschutzes, der Mobilitätswende und neuer Möglichkeiten durch Motorunterstützung (E-Bike, Pedelec) längst angebrochen.

In Herdecke gibt es ein übergeordnetes Ziel: CO2-Emissionen bis ins Jahr 2030 um 30 Prozent reduzieren und bis 2050 eine klimaneutrale Stadt werden. Ein Ansatzpunkt: mehr Menschen zum Radfahren motivieren. Erkenntnis: Es müssen Verbesserungen her, die bestehende Infrastruktur und die vorhandenen Wege reichen nicht aus. Das stellte ein Arbeitskreis mit verschiedenen Vertretern nach einer Tour durch die Stadt fest und war auch das Ergebnis einer Bürgerwerkstatt: 51 Kommentare zeigten, wo Handlungsbedarf besteht.

80 Seiten im Internet veröffentlicht

Mit dem Konzept soll es gelingen, beispielsweise Netzlücken zu schließen, Radwege sicher an Knotenpunkten vorbei zu führen, überörtliche Routen sinnvoll einzubinden, Abstellplätze zu optimieren oder auch eine bessere Verknüpfung zum ÖPNV („bike and ride“) herzustellen. Zudem gehe es um Infrastruktur, etwa Service oder Leihmöglichkeiten.

Das Radverkehrskonzept steht auf der Internetseite der Stadt (www.herdecke.de, dann durchklicken: Wirtschaft & Stadtplanung, Nachhaltigkeit und Nachhaltige Mobilität).

So entstand das Radverkehrskonzept, das die Politik kürzlich einstimmig verabschiedete. Diese 80 Seiten dienen nun als Grundlage für Aktivitäten in den kommenden zehn Jahren. Zur schrittweisen Umsetzung soll die Stadtverwaltung Fördermittel beantragen, um mit diesen eine(n) Radverkehrsmanager(in) bezahlen zu können. Zudem soll die beauftragte Planungsgesellschaft die Ergebnisse demnächst im entsprechenden Fachausschuss öffentlich erläutern.

Bestandsaufnahme

Sowohl innerhalb Herdeckes als auch bezüglich der Anbindung zu den Nachbarstädten bedarf es Optimierungen. Das gelte für den Alltagsradverkehr und für alle Altersgruppen. Laut Analyse haben Wege innerhalb der Kommune (vom Zentrum nach Ende, zum Schraberg/Schnee, Ahlenberg oder hoch zum Herrentisch) eine ebenso hohe Priorität wie Fahrten nach Wetter, Hagen, Dortmund über Hombruch oder nach Witten über Rüdinghausen. Eine Erkenntnis: Die Infrastruktur auf diesen Strecken lasse zu wünschen übrig, auf der B54 oder an der Ender Talstraße gebe es beispielsweise keine sichere Radwegführung. Die Kritik umfasst weitere Örtlichkeiten, wobei mitunter kleinere Maßnahmen Abhilfe schaffen könnten. Dabei gehe es etwa um das Öffnen von Einbahnstraße für Pedaltreter, Aufstellflächen, bessere Beleuchtung und Beschilderung oder Vorrang gewähren.

Forderungen

Manch kleine Verbesserung – etwa die Durchlässigkeit von Sackgassen oder Gehwegschilder „Radfahrer frei“ – seien bereits erfolgt. Bei anstehenden Straßensanierungen sollten Verantwortliche die Radfahrer-Belange künftig stets berücksichtigen. Die Wegführung auf der Haupt- und Mühlenstraße sollte zum Beispiel eines Tages insbesondere an Querungsstellen und Knotenpunkten zugunsten des Radverkehrs angepasst werden (derzeit „stören“ Zebrastreifen). Wobei grundsätzlich einzuschränken sei, dass neben der Stadt auch überörtliche Akteure wie etwa der Landesbetrieb Straßen NRW für bestimmte Strecken verantwortlich sind.

Premiumroute

Da es in Herdecke eine hohe Pendlerbewegung nach Dortmund und Hagen gebe, sollte diese Verbindung (quer durch die Stadt als Nord-Süd-Achse) verstärkt in den Fokus geraten. Auf dieser potenziellen „Premiumroute“ hätten Radfahrer zum Beispiel weitestgehend Vorrang an Überquerungen.

Priorisierung

In einer Auflistung tauchen in dem Konzept 40 Maßnahmen an konkreten Örtlichkeiten mit vorsichtiger Kosteneinschätzung auf. Gegliedert in drei Priorisierungsstufen, haben diese Radverkehrsanlagen die höchste Bedeutung: zwischen Wetter- und Mühlenstraße Wegführung verbessern, am Kirchender Dorfweg viele Maßnahmen umsetzen, auf der Dortmunder Landstraße sowie der B226 zwischen Stadtgrenze Witten/Gedern und Ender Talstraße einen neuen Radweg bauen (ist jeweils auf der Agenda von Straßen NRW) sowie Alternativrouten für Pedaltreter rund um das Gemeinschaftskrankenhaus im Ender Tal/Hellbracke anlegen. Es folgt eine Maßnahmentabelle für 22 Knotenpunkte. Die wichtigsten Verbesserungen stehen demnach an diesen Orten an: Bachviertel, Hauptstraße mit vielen Abzweigen etwa zur B54, Hengsteyseestraße, Ender Talstraße/Kallenberger Weg, Ender Mark/Dortmunder Landstraße und Wittener Landstraße/Wiesengrund.

Reaktionen

Klaus Fäser, der Herdecker Beauftragte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), ist nach eigenen Angaben gespannt, was von diesen Konzeptideen wann und wie umgesetzt werde. Vor allem angesichts offener Finanzierungsfragen und ungewisser Förderung sei realistisch, dass kleinere Maßnahmen wie Beschilderungen zeitnah erfolgen können. „Bei großen Bauprojekten sind viele Gremien zu beteiligen, das braucht entsprechend viel Vorlauf.“ Fäser wünscht sich zudem, dass Radabstellanlagen etwa vor Supermärkten in Herdecke besser zur Geltung kommen.

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Die CDU hat für das Konzept einige Vorschläge eingereicht, darunter ein neuer Radweg zum Bahnhaltepunkt Wittbräucke und rund um die Sägemühle unten im Ender Tal. Die Grünen forderten, die Umgehungsstraße B54 für die Premiumroute von Hagen über Herdecke nach Dortmund einzubeziehen. Einstimmig folgten die anderen Fraktionen dem Antrag, die Stadtverwaltung soll nun mit dem zuständigen Landesbetrieb diesbezüglich schnell Verhandlungen aufnehmen.