Herdecke. Dritte Fahrspur weg? Eine Mehrheit lehnt im Ausschuss den Vorschlag der Grünen Herdecke ab, auf der Umgehungsstraße (B54) einen Radweg zu planen.
In ganz Nordrhein-Westfalen entstehen immer mehr Alltagsradwege. Angesichts dieser Entwicklung haben Herdeckes Grüne vorgeschlagen, einen solchen auch auf der Umgehungsstraße einzurichten. Auf dem B54-Teilstück zwischen der Ruhrbrücke und Spaeter-Kurve sollen demnach eines Tages auch Pedaltreter eine Spur vorfinden, um in Richtung Dortmund und Hagen rollen zu können. Dafür müsste dann dort eine der drei derzeitigen Fahrbahnen weichen.
Im Ausschusses für Bauen, Planen und Verkehr erhielt Grünen-Fraktionsvorsitzender Andreas Disselnkötter zwar vorsichtige Zustimmung zu dem grundsätzlichen Gedanken, Radwege in Herdecke zu fördern. Bei der Abstimmung zur möglichen Änderung auf der ausgebauten Bundesstraße sprangen ihm aber nur Christopher Huck von der FDP („Die Intention ist gut, fraglich sind in dem Antrag unter anderem aber die Anschlusspunkte bzw. Kreuzungen“) und Sozialdemokrat Gerd Tebben zur Seite, alle andere stimmten dagegen. „Ich habe das schon vor 20 Jahren angeregt, da dieser Abschnitt hier das einzige Teilstück der B54 zwischen Dortmund und Lüdenscheid ist, das Radfahrer nicht nutzen können“, so Tebben.
Seine SPD-Fraktion wiederum war anderer Meinung. „Wir können nicht befürworten, dass für ein kleines Stück Radweg die dritte Fahrspur für den Kraftverkehr wegfällt“, sagte Jan Schaberick, zugleich Ausschuss-Vorsitzender. „Wir sollten an einem guten Gesamtkonzept für Radwege in Herdecke arbeiten und bestehende Strecken attraktiver machen, das ist besser als diese Einzelmaßnahme.“ Als Schwachstelle in dem Grünen-Vorschlag bezeichnete Schaberick wie auch Huck die Anschlusspunkte, da zusätzliche Radfahrer die Unfallgefahr an dieser Schnellstraße erhöhen würden.
Zudem müsse es weiter das Ziel sein, Radfahrer in die schöne Innenstadt zu einem Aufenthalt zu locken (und sie nicht außen herum zu führen). Darauf entgegnete Disselnkötter, dass es den Grünen zuvorderst um Alltagswege beispielsweise zur oder von der Arbeit gehe. „Und dabei könnte dieser Abschnitt doch eine sinnvolle Ergänzung etwa für Radfahrer aus Ende sein.“
Überregionales Konzept als Hintergrund
Die Grünen meinen, dass Radfahrer derzeit Herdecke „auf mehr oder weniger zeitaufwendigen, komplizierten und nicht sehr radfahrfreundlichen Wegen auf ihrem Weg zwischen Hagen und Dortmund durchqueren.“
Hintergrund der Überlegungen der Grünen, die einen ausreichend breiten Weg südwärts auf der rechten Straßenseite wollen, ist das vom Regionalverband Ruhr erarbeitete „Zukunftskonzept für den regionalen Alltagsradverkehr in der Metropole Ruhr“. Darin ist auch eine Radverbindung zwischen Dortmund und Hagen über Herdecke vorgesehen. Demnach seien „intensive Untersuchungen über die Möglichkeiten der Realisierung erforderlich“.
CDU dagegen
Auch die CDU hatte den Vorschlag nach eigenen Angaben intensiv diskutiert. „Wir lehnen den Antrag ab, weil er nicht zu Ende gedacht ist. Dabei würde es sich um eine Insel-Lösung handeln, zudem sind für uns auf dieser Art Fahrrad-Autobahn die Anschlussfragen nicht geklärt“, erläuterte Ratsmitglied Dr. Georg Torwesten. Über einen Seitenstreifen am Rand dieses B54-Abschnitts ließe sich aber grundsätzlich mit der CDU reden.
Dr. Rutger Booß als sachkundiger Bürger für die Linken entdecke in Bestrebungen, mehr für den Radverkehr zu tun, durchaus Charme. Der aktuelle Grünen-Vorschlag sei aber nicht zielführend. „Die Umgehungsstraße ist für den Kfz-Verkehr mit Geschwindigkeiten von 100 km/h ausgelegt, das lässt sich nicht umwidmen. Und durch eine fehlende dritte Fahrspur sehe ich Risiken, dass sich dort mehr Stau bildet.“
Stau-Auswirkungen bis ins Zentrum
Rückstau-Auswirkungen befürchtet Doris Voeste (CDU) im Falle einer Umsetzung womöglich sogar in der Neuen Bachstraße, wenn Navigationsgeräte Autofahrer von der verstopften Umgehungsstraße wegführen. „Es dürfte auch grundsätzlich kein großer Spaß sein, mit dem Rad auf einer Bundesstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung zwischen vielen Lkw zu fahren. Also sollten wir vorhandene Radwege optimieren und das Angebot bzw. die Anbindungen verbessern.“
Christopher Huck wiederum sieht keinen Nachteil, wenn der Kfz-Verkehr nur zweispurig über diesen B54-Abschnitt laufe. „Und die Vorschrift, 100 km/h zu fahren, ließe sich dann auch ändern.“ Von diesen Argumenten ließen sich die anderen Fraktionen aber nicht überzeugen.