Wetter/Herdecke. Unternehmen und Mitarbeiter tun sich zum Teil noch schwer, Schnelltests in den Betrieben anzubieten und auch anzunehmen.
Schnelltest lautet das neue Zauberwort. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs haben an die Unternehmen appelliert, in den Betrieben Testmöglichkeiten für die Mitarbeitenden anzubieten. Das soll zu einer Eindämmung der Pandemie führen. Bisher ist den Firmen freigestellt, wie sie mit dem Appell umgehen. Die Redaktion hat sich mal bei Betrieben in Wetter und Herdecke umgehört und ist dabei auf unterschiedlichste Reaktionen gestoßen.
Die Firma Dörken in Herdecke ist seit Beginn der Pandemie in Bezug auf Schutzmaßnahmen einer der Vorreiter, so auch beim Thema Schnelltests, wie Stefan Ganzke als Leiter der Abteilung Health, Safety & Environment erklärt. „Wir haben schon Anfang des Jahres, bevor das Thema in der Politik auf der Agenda stand, 6000 Schnelltests für unsere Mitarbeiter bestellt“, berichtet Ganzke. Jeweils vier Tests wurden gemeinsam mit FFP2-Schutzmasken in Briefumschläge gepackt und an die Mitarbeiter im Homeoffice geschickt. „Wir haben noch ein Begleitschreiben dazu geschrieben, in dem wir zum einen ans Durchhalten appellieren und zum anderen dazu auffordern, die Tests zu nutzen, ausdrücklich auch für die Familienmitglieder“, sagt Ganzke.
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Am vergangenen Dienstag gab es dann zum ersten Mal die Möglichkeit, sich im Werner-Richard-Saal der Dörken-Stiftung testen zu lassen. „Wir halten dieses Angebot jetzt jeden Dienstag vor, und zwar von 5 Uhr morgens bis 15.30 Uhr, damit alle Mitarbeiter, die durch das Kombisystem unterschiedliche Anfangszeiten haben, die Möglichkeit bekommen, sich testen zu lassen“, erläutert Ganzke. Am Dörken-Standort Hagen-Vorhalle gibt es sind nicht ganz so viele Mitarbeitende, deshalb wird dort nur zwei Stunden lang getestet, aber Ganzke betont, dass die Hagener Mitarbeiter auch nach Herdecke kommen können, um das Angebot zu nutzen.
Hohe Resonanz
Und das Interesse ist groß. „Wir hatten am Dienstag rund ein Drittel der Beschäftigten hier, die sich haben testen lassen. Für den kommenden Dienstag erwarten wir sogar noch mehr Resonanz, weil wir mehr Werbung gemacht haben“, so Ganzke. Und die Kosten? „Bei uns war von vorne herein klar, dass das Unternehmen die Kosten zahlt. Es würde uns wesentlich mehr kosten, wenn ein Mitarbeiter positiv wäre und Kollegen ansteckt“, so Ganzke.
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Nicht nur große Firmen sind aufgefordert, Mitarbeitern Schnelltests bereit zu stellen. Auch kleinere Betriebe sollen das tun. Dazu zählt Anke Beckmann. Sie hat einen Malerbetrieb am Ostender Weg in Herdecke. „Wir sind durch die Innung sehr gut betreut. Über den Landesinnungsverband kann ich für meine Mitarbeiter die Schnelltests beziehen – und das mache ich auch. Die Kosten übernehme ich“, sagt Beckmann. Für sie eine Selbstverständlichkeit, auch wenn jeder selbst entscheiden muss, ob er den Test macht. „Wir sind ja vom Lockdown ausgenommen“, sagt Beckmann. „Wir können nicht einfach ins Homeoffice wechseln, sondern sind überall.“ Das Schnelltestangebot gebe bei Bedarf Sicherheit.
Auch Demag will schützen
Über die Hälfte der Betriebe bietet keine Schnelltests
Die Hans-Böckler-Stiftung hatte am Montag Zahlen publiziert, nach denen 23 Prozent der Befragten berichten, dass Beschäftigte, die im Unternehmen und nicht im Homeoffice sind, einen Schnelltest machen könnten. Für 54 Prozent gebe es keine betrieblichen Schnelltests – und sie seien auch nicht angekündigt.
Eine Blitzumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zeigt: Jedes fünfte Unternehmen im
Märkischen Südwestfalen bietet seinen Beschäftigen bereits Corona-Tests an. Ein weiteres Drittel der Unternehmen möchte ein Test-Angebot in Kürze unterbreiten.
Die Demag in Wetter handhabt die Testungen anders. Jutta Chalupa, Leitung Personal am Standort Wetter, erklärt auf Anfrage: „In unserem Betriebsarztzentrum führen wir seit mehr als einem Jahr Corona-Tests bei Mitarbeitenden und auch bei externen Besuchern durch. Diese Testungen sind ein Baustein unseres breit angelegten Präventions- und Sicherheitskonzepts, das wir zum bestmöglichen Schutz unserer Mitarbeitenden erarbeitet haben.“
Schnelltests bei Mitarbeitern werden in verschiedenen Fällen durchgeführt: Für Dienstreisen ins Ausland oder nach Rückkehr (auch PCR, wenn nötig), nach Kontakt zu Personen mit bestätigter Covid-Infektion zum Ausschluss einer Ansteckung und zur Unterscheidung von Erkältung oder grippalem Infekt und Covid 19. Chalupa: „Über eine zukünftige Teststrategie mit regelmäßigen Schnelltests ist noch keine Entscheidung gefallen. Hier werden wir uns an der entsprechenden Rechtsgrundlage orientieren.“