Wetter. Für Doris und Karl Heinz Wicker aus Wengern ist die Coronaimpfung selbstverständlich. Ein Angebot des Bürgerbusvereins freut sie daher besonders.

„Alles gut überstanden?“, fragt Bürgerbusfahrer Roland Gasser. Und Doris Wicker kann beruhigen: Alles gut gelaufen nach der ersten Impfung. Wenige Wochen ist das her. Jetzt haben Doris und Karl Heinz Wicker erneut den Bürgerbus gebucht, um preiswert und ohne große Umstände von Wengern zum Impfzentrum des Kreises in Ennepetal zu kommen. Eine kleine Aufgeregtheit gibt es nur, weil Doris Wicker eigentlich einen Tag nach ihrem Mann einen Termin in Ennepetal hat. Ob sie sich und dem Bürgerbus die Fahrt ersparen kann?

Doris Wicker ist 80 Jahre alt, ihr Mann 82. Für Beide war es keine Frage, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. Die Tochter arbeitet als Lehrerin. Da wollte das Seniorenpaar auf keinen Fall zur Gefahrenquelle werden. Ihr Impfausweis ist allerdings ganz neu – nicht einmal gegen Grippe haben sich die Beiden bisher impfen lassen. Da kam das Angebot des Bürgerbusvereins, für zehn Euro nach Ennepetal zu fahren, gerade recht: „Ich finde das Angebot ganz toll. Sonst hätten wir eine Taxe nehmen müssen.“

Aus der Zeitung hat Doris Wicker davon erfahren. „Ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf meine WP“, sagt sie, und Ehemann Karl Heinz pflichtet bei: „Ein Frühstück ohne Zeitung ist kein Frühstück.“ Jetzt aber ist Kaffeezeit, und nach einer halben Stunde Fahrzeit rollt er neue Kleinbus auf dem ehemaligen Aldi-Parkplatz in Ennepetal vor. Draußen gibt es eine kurze Schlange. „Beim ersten Termin war das nicht so“, sagt Doris Wicker, und wie Fahrer Roland Gasser kennt sie den Grund: Mittlerweile werden nicht nur die über 80-Jährigen mit Biontec geimpft. Auch Lehrer oder Erzieher reihen sich ein für eine Impfung mit AstraZeneca. Wegen der Impfpause mit diesem Stoff sind fürs Aufholen nun die Öffnungszeiten verlängert worden -- und es bilden sich auch mal Schlangen.

Die große Erleichterung kommt für Doris Wicker gleich bei der Anmeldung: Natürlich könne ihre Impfung mit erledigt werden, wo sie mal da sei. Alle Plätze im Wartebereich sind besetzt, und doch öffnet sich nach weniger als einer halben Stunde die Tür zu einer der nebeneinander liegenden Impfstraßen. Ein kurzes Vorgespräch, Impfpass rausholen. Dann geht’s einen Raum weiter. Stephan Höner wartet auf seinem Stuhl. Einen Moment später hat der Rettungssanitäter schon die Spritze aufgezogen, Karl Heinz Wicker kurz gepikst und ein Pflaster zum Schutz auf die Einstichstelle geklebt. Das war’s. Fast.

Auch die zweite Impfung ist geschafft: Im Impfpass von Karl Heinz Wicker aus Wengern wird die Impfung gegen Corona vermerkt.
Auch die zweite Impfung ist geschafft: Im Impfpass von Karl Heinz Wicker aus Wengern wird die Impfung gegen Corona vermerkt. © WP | Klaus Görzel

Eine Viertelstunde dauert die Nachbeobachtung. Quadratische Tische, jeweils drei Stühle für Geimpfte und Begleitung, an jeder Stirnwand eine digitale Eieruhr. Karl Heinz Wicker kennt das Prozedere schon: Wenn die Uhr abgelaufen ist, geht’s zur Abmeldung. Noch aber zählen die Sekunden nach unten. „Wenn’s andere Zeiten wären, gäbe es nachher auch noch Kaffee und Kuchen“, scherzt eine Betreuerin des Roten Kreuzes über das bisschen Café-Haus-Atmosphäre. Wenn’s andere Zeiten wären, würde es diesen Warteraum nicht geben.

Roland Gasser hat draußen im Bus gewartet. Es ist nicht die erste Fahrt des 68-Jährigen zum Impfzentrum. Aber mehr als ein einzelnes Pärchen hatte er dabei nicht zu fahren. Was in der Natur der Sache liegt: Die Terminvergabe für Impfwillige nimmt keine Rücksichten auf die Optimierung der Fahrten beim Bürgerbus. „Ein bisschen neidisch auf die Geimpften bin ich schon, aber nicht verärgert“, gibt Roland Gasser zu. Verärgert wäre verständlich, weil Bürgerbusfahrer nicht vorgezogen werden, obwohl sie selbst meist Rentner sind und viele ältere Leute fahren. Und neidisch? Ja, jetzt, wo er wegen AstraZeneca schon jüngere Menschen in der Schlange warten sieht.