Wetter. Beschäftigte der Demag folgten am Freitag dem Warnstreik-Aufruf der IG Metall. Die Kundgebung an der Ruhrstraße stand ganz im Zeichen von Corona.

Wer in Corona-Zeiten zu Warnstreiks aufruft, muss sich natürlich auch mit der Pandemie beschäftigen. Das Virus stand somit am Freitag bei einer Kundgebung der IG Metall in Wetter sowohl organisatorisch als auch inhaltlich im Mittelpunkt. Knapp 50 Anwesende, darunter rund 30 Beschäftigte der Demag, verfolgten vor dem Distributionszentrum an der Ruhrstraße die Redebeiträge und untermauerten Forderungen durch Applaus oder drehende Rasseln.

Jens Mütze als 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hagen wies in seinen Eingangsworten auf den nötigen Abstand und Masken der Teilnehmer hin, ehe er abschließend einen weiteren Protest am Mittag in Schwerte als Autokorso ankündigte. Corona macht erfinderisch.

Wie aber kommen bundesweite Warnstreiks und Forderungen nach mehr Lohn in Krisenzeiten bei der Bevölkerung an? Darauf ging Ivonne Eisenblätter, Betriebsratsvorsitzende von Demag Cranes & Components, kurz ein und fragte zugespitzt: „Sind die Metaller bescheuert?“ Sie gab gleich die Antwort: „Vielen geht es wegen der Corona-Auswirkungen schlecht. Die IG Metall agiert aber mit Augenmaß. Wir kämpfen für die Betriebe, denn mit einer Entgelterhöhung lässt sich auch die Kaufkraft stärken.“

Vier vergebliche Verhandlungen

Die Gewerkschaft fordert für die etwa 700.000 Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen unter anderem vier Prozent mehr Lohn. „Die Arbeitgeber sollten unseren Forderungen mit mehr Respekt begegnen“, sagte Jens Mütze und gab stichwortartig einen Überblick zu weiteren Themen vor der fünften Verhandlungsrunde. Dazu zählen auch Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und Ausbildung.

Kritik der Arbeitgeber

Die nordrhein-westfälischen Metall-Arbeitgeber haben die Warnstreiks der IG Metall in der laufenden Tarifrunde als „unnötig und überflüssig“ kritisiert.

Die Arbeitgeber kritisieren die Aktionen angesichts der ohnehin angespannten Lage zahlreicher Unternehmen in der Corona-Krise und haben bislang Lohnerhöhungen frühestens für 2022 in Aussicht gestellt.

Sie wollen automatische Abweichungen vom Tarifniveau für schwächere Betriebe.

Angesichts dieser Vorlage fiel Ivonne Eisenblätter der Schwenk zur Demag und zu Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite leicht. „Wir sind hier in Wetter hart erprobt, allein wenn ich an die Mahnwache 2018 wegen des damals angekündigten Stellenabbaus oder 2016 an unsere Kundgebung mit Hunderten Kollegen durch die Stadt denke.“ Die Betriebsrätin erinnerte daran, dass Angestellte in der Branche 2020 „berechtigterweise“ auf Entgelt-Erhöhungen verzichtet und in der Krise einen Solidar-Tarifvertrag unterstützt hatten.

Nun aber brauche es ein Zeichen für die Kollegen, schließlich tragen diese viel zur Aufrechterhaltung von Betriebsabläufen bei und akzeptieren Corona-Regelungen. Angesicht des erwarteten Wirtschaftsaufschwung 2021 sei es ein Unding, wenn mancherorts und auch bei der Demag wieder Leiharbeiter eingestellt werden. „Wir waren hier 2018 so etwas wie Pioniere bezüglich des Zukunftstarifvertrags, der eine unbefristete Übernahme von Auszubildenden enthält. Wir dürfen Erreichtes nicht preisgeben und uns nicht darauf ausruhen. Auf uns warten weitere Herausforderungen“, sagte Eisenblätter und erwähnte die Fusionspläne des Mutterkonzerns Konecranes mit Cargotec.

Aus den Reihen der Demag-Vertrauensleute skizzierte Jörg Baumeister, welche Vorteile eine Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich habe. „Das sichert Arbeitsplätze und verhindert den Verlust wertvoller Fachkräfte.“ In Zeiten von Kurzarbeit und bis zu 40 Prozent weniger Einkommen helfe eine erhöhte Flexibilität auch auf Dauer. „Wir dürfen uns nicht mit einer Nullrunde abspeisen lassen.“ Kollege Bruno Lötzsch ergänzte: „Wir wollen bei der Demag weiter gute Produkte bei fairen Bedingungen herstellen.“

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Auch junge „Demagogen“ meldeten sich zu Wort. Bei den Kranbauern in Wetter fänden Azubis oder Studenten gute Bedingungen vor, daher lohne sich ein Kampf für andere Betriebe. Zumal im vergangenen Jahr die Zahl der Ausbildungsplätze gesunken und das auch 2021 leider zu befürchten sei.

Betriebsrat bei von Schaewen

Über eine Rednerin freuten sich die IG Metall und die Demag besonders. Manuela Hecker vom jungen Betriebsrat (im Oktober 2020 erstmals gewählt) der Nachbarfirma van Schaewen berichtete kurz, wie schwierig und steinig der Weg in ihrem Unternehmen zur Mitbestimmung verlief. „Da ist die Demag schon ein tolles Vorbild, wir unterstützen auch die Anliegen der IG Metall“, sagte Hecker, ehe Jens Mütze abschließend Solidarität als wichtige Grundtugend hervorhob.