Herdecke. Freude übers Wiedersehen und das Ende des Homeschoolings bestimmt das Bild an FHS in Herdecke. Auch Verunsicherung wegen Corona bleibt spürbar.

Mit Reli hat für Till nach Wochen des Home-Schoolings der Unterricht im Herdecker Gymnasium wieder begonnen. „Ich bin schon besser in der Schule“, freut er sich über die Möglichkeiten, wieder direkt beim Lehrer nachfragen zu können. Und doch ist in all der Freude der Schülerinnen und Schüler, die gerade auf den Pausenhof der FHS geströmt sind, eine große Verunsicherung zu spüren: Was ist von den Mutationen des Corona-Virus zu halten? Wie lange bleibt es beim Präsenzunterricht?

Auch Paula ist froh, dass sie ihre Schultasche wieder packen konnte. Wie Till geht sie in die Q1. Ihre Freunde habe sie vermisst, und die Routine, sagt die 16-Jährige. In die gleiche Ecke des Schulhofes hat es Rebecca verschlagen. Die Oberstufenschülerin fand das Schooling daheim „sehr anstrengend“. Nicht immer sei der Aufwand bei der Bewältigung von Aufgaben richtig von den Lehrern eingeschätzt worden. Und echte Pausen seien zu Hause viel schwerer gefallen als jetzt der kollektive Gang nach draußen. Etwas mulmig ist ihr nur wegen der nicht verschwundenen Bedrohung durch Corona. Im Großen und Ganzen aber sei sie „recht glücklich“, dass es mit der Schule normaler weiter geht.

Auch Luca gibt sich am ersten Tag des Präsenzunterrichtes für seine Stufe gespalten. Das Home-Schooling sei für viele nicht ganz einfach gewesen, sagt er und bezieht sich auf sein Umfeld. Mit der Technik habe längst nicht immer alles geklappt. Und doch ist auch der Gang zur Schule nicht ohne Tücken.

Durch ein Fenster der Mensa gibt es Brötchen und Schokoriegel für die Pause.
Durch ein Fenster der Mensa gibt es Brötchen und Schokoriegel für die Pause. © Klaus Görzel

In Grüppchen stehen die Schülerinnen und Schüler zusammen. Alle tragen Mundschutz. Die Freunde haben gefehlt, jetzt kann miteinander geredet werden. Ohne Monitor, ohne Mikrofon. Da wird zumindest in der ersten Pause der Appetit vielfach vergessen. Ein wenig zum Leidwesen von Bettina und Heinz Erkens. Sie haben ein Fenster der Mensa weit aufgestellt, drinnen Schokoriegel ausgelegt und Brötchen. Nicht so viele wie vor dem 10. Dezember. Das war der letzte Öffnungstag vor dem neuerlichen Lockdown. Mit drei Tabletts sind sie vorsichtig gestartet. Aber auch die leeren sich nur langsam.

Sonja Gusella kommt mit Hunger ans offene Fenster. Freude auf beiden Seiten. Gusella ist Schulsozialarbeiterin und daher auch in den letzten Wochen in der Schule gewesen für die Notbetreuung. Die Öffnung der Schule auch für Unterricht findet sie „grundsätzlich gut“, und doch weiß sie nicht, welche Richtung die Inzidenzwerte in den nächsten Wochen nehmen werden.

Vom Ende der Einsamkeit

Seit 16. März stehen Bettina und Heinz Erkens nur noch am Fenster. Sie haben ein sicheres Gedächtnis für die Daten, an denen sich auch Schulalltag so grundsätzlich verändert hat. Die Pausenaufsicht zieht in Kiosk-Nähe ihre Runde. „Die Lehrer sollen ja jetzt früher geimpft werden“, sagt Heinz Erkens und zeigt Verständnis: „Die Leute sind es einfach Leid.“ Auf der Betonumrandung einer Baumscheibe steht zwei Getränkeflaschen. Ein paar Mädchen balancieren auf der Betonkrone und übersteigen das selbstgeschaffene Hindernis. Sie sind aus der Unterstufe und waren dennoch in den letzten Wochen in der Schule. Betreuung. Die Mädchen scheinen ihren eigenen Bereich auf dem Schulhof gefunden zu haben. Und doch nehmen sie den Zuwachs wahr: „Es ist viel schöner, wenn mehr da sind“, sagt eine Fünftklässlerin und hofft dabei gewiss auf ihre Klassenkameraden, die weiter zuhause sind.