Herdecke. Nicht nur an der Bonnermann-Grundschule in Herdecke: Den Lehrerinnen und Lehrern wird wegen Corona einiges abverlangt.

Im Lockdown bleiben die Schulkinder daheim. Stimmt. Aber nur fast. An den Grundschulen ist die Betreuung schon länger vom Nachmittag auch auf die Zeit der Unterrichtsstunden vorgezogen. Und Betreuung findet statt. An der Robert-Bonnermann-Grundschule in Herdecke haben diese die Lehrerinnen übernommen. Distanzunterricht gibt es natürlich trotzdem. Ein ziemlicher Kraftakt, der aber auch zufrieden macht.

In der Klasse 3b von Bettina Waltenberg stehen fast alle Stühle auf den Tischen. Nur über eine Platte liegen Schnellhefter verteilt. Die Schüler sind trotzdem da. Britta Waltenberg muss nur auf den Rechner vor sich oder auf die große Tafel schauen, die zugleich Projektionsfläche ist. Elf Jungen und Mädchen der Stufe 3 hören ihr gerade zu.

„So, ihr Lieben“, sagt sie zu den Kindern und erinnert an den Stoff. Um Zeitspannen geht es, und um die Geschichte von Max und dem Monsterzeugnis . „Warum heißt das Gänsefüßchen wohl Gänsefüßchen?“ Die Frage macht Sinn, wenn es um den Unterschied von direkter und indirekter Rede geht. „Du musst das Mikro auf ,an’ stellen“, gibt Britta Waltenberg Hilfestellung, damit Jana ihre Antwort für alle vernehmbar geben kann.

Auf die Planung kommt es an

Konzentriert sind die Jungen und Mädchen bei der Sache. Und kommen mit der Technik insgesamt gut klar. Manchmal helfen sie bereits Britta Waltenberg auf die Sprünge. Dann etwa, wenn die Lehrerin ihr Mikro im Stille-Modus hat. „Die Kinder sind da ganz schnell reingewachsen“, sagt sie. Und jeder darf sein, wie er will: Matti nimmt den gestreckten Zeigefinger vor die Brust, wenn er etwas beitragen will. Jana hat Spaß an dem Hand-Symbol, das sich durch ein Klicken mit der Maus auf dem Monitor zeigt.

Ein Klassenzimmer weiter sitzt ein knappes Dutzend Jungen und Mädchen über den Raum verteilt. Gerade ist die Pause zu Ende gegangen. Schnell wird drinnen noch etwas weiter gefrühstückt, dann werden die Arbeitsmappen aufgeblättert. Ein Bogen ist voller Uhren, Und es geht um direkte und indirekte Rede. Die Kinder in der Betreuung haben den gleichen Stoff wie die Jungen und Mädchen ihrer Stufe im Distanzunterricht. Nur kann sich Klassenlehrerin Alexandra Kruse nicht nur virtuell zu ihren Schützlingen hinunterbeugen, wenn sie Hilfestellung geben will. „Wie schreibt man nach dem Doppelpunkt weiter?“ - „groß“, fällt es, so gefragt, der Schülerin wieder ein.

Britta Waltenberg hat die eine dritte Klasse an der Robert-Bonnermann-Schule als Klassenlehrerin, Alexandrea Kruse die andere. Britta Waltenberg macht diese Woche den Distanzunterricht für die ganze Stufe, Alexandra Kruse die Betreuung für Jungen und Mädchen aus a und b. Nächste Woche werden die Rollen getauscht. Viel Planung ist nötig, um „den guten Mix aus Individualität und Gemeinsamkeit hinzu bekommen“, weiß Alexandra Kruse. Der Montag spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Dann nämlich kommen die Kinder, die daheim lernen, und die in der Schule Betreuten zusammen. Die Technik macht es möglich, dass die Einen den Betreuungsraum sehen und die anderen auf der Tafel im Raum alle Daheim Lernenden. Die Montags-Schalten sind wichtig: Weil dann alle zusammen sind, und weil auch der Aufgabenzettel für die kommenden Schultage durchgesprochen wird.

Ein Papa lässt kurz grüßen

In der Schule holen sich die Jungen und Mädchen ihre Arbeitspläne ab. Hier hinterlassen sie ihre ausgefüllten Mappen von der letzten Woche. Auf einem Übersichtsblatt ist fest gehalten, was in welchem Fach geschafft werden soll - dicke Punkte mit Aufgaben für alle, kleinere Punkte für Extra-Aufgaben. Das System ist nicht für Corona erfunden worden. Aber es macht es jetzt leichter, auch die Eltern einzubeziehen. Ihre Hilfe zuhause und ihr Feedback sind wichtiger denn je.

Irgendwo in Herdecke hat es gerade eine Schwankung im Stromnetz gegeben. Viele Jungs und Mädchen sind aus der Leitung zur Schule geflogen. Gleich hat Britta Waltenberg ein paar Nachrichtigen von Eltern auf dem Telefon. Ein Mädchen erscheint gerade wieder auf der großen digitalen Tafel. Ihr Vater grüßt einmal kurz in die Kamera. Dann sind die Aufgaben geklärt. „Ich muss jetzt arbeiten gehen“, sagt die Tochter und erhebt sich in Richtung eigener Schreibtisch.

Auch Britta Waltenberg wird weiter machen. Vor ihr ist die Dokumentenkamera aufgebaut, mit der sich Arbeitsblätter allen zeigen lassen. Dann kommt der Rechner, der die Digitaltafeln steuert. Ein eigenes Laptop hat sie auch aufgeklappt - und alles von einer Kamera zur Übertragung beäugt. „Man ist als Lehrerin halt auch Schauspielerin“, sagt sie und tritt wieder ins Bild.

Von der Betreuung in die Betreuung

Rund 50 Jungen und Mädchen kommen jeden Tag zur Vormittags-Betreuung in der Robert-Bonnermann-Schule in Herdecke.

Einige dieser Kinder haben dann gegen 12.30 Uhr Schluss. Andere wechseln in die üblichen Betreuungsangebote für den Nachmittag.

Weiterführende Schulen sollen jetzt auch morgens betreuen. Die Auswahl trifft die Schule.