Wetter. „Schutzschirme“ schützen ESV in Wetter nicht vor allen Verlusten. Langsam kehrt Normalität zurück. Reste von Kurzarbeit, aber kein Stellenabbau.

Als hätten es Jürgen Dittrich und Markus Bachmann geahnt: „Kurs halten in schwierigen Zeiten“ haben die ESV-Vorstände über den jüngsten Jahresbericht geschrieben. Da hatten Beide keine Vorstellung davon, dass es eine Pandemie geben würde und welche Folgen Corona für die Stiftung haben würde.

Die ESV hat Schulen, sie bildet aus, sie betreut Menschen mit Behinderungen und Senioren und hat Kliniken, eine davon in Volmar­stein. Das sind alles Bereiche, die von den Corona-Regelungen besonders betroffen waren oder es noch sind. Der Monat März mit dem Lockdown „war für uns ein ziemlicher Einschnitt“, sagt Jürgen Dittrich. Erst langsam nähere man sich wieder den gewohnten Zuständen.

Die Orthopädische Klinik hat wieder 85 Prozent ihrer Patienten. Über Wochen war das anders, musste sie für mögliche Corona--Kranke Plätze vorhalten. Notfälle in der Tumor- und Revisionsorthopädie durften trotzdem operiert werden. Aktuell werden Dreibettzimmer nur mit zwei Patienten belegt. So lassen sich die Abstandsregeln einhalten.

Kalkuliert ist der Krankenhausbetrieb anders. „Corona ist für uns wirtschaftliche eine Riesenherausforderung“, sagt Markus Bachmann nicht nur mit Blick auf den medizinischen Bereich. Zwar gebe es Schutzschirme auch für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Aber nicht alle Bereiche mit Mehrausgaben oder Mindereinnahmen seinen unter diesen Schutz gestellt. Für Bachmann jedenfalls ist klar: „2020 werden wir am Ende einen Verlust haben.“

Wochenlang ruhte der Therapiebereich weitgehend. Für 240 der 3700 ESV-Beschäftigen wurde Kurzarbeit beantragt. Die meisten sind seit Monatsbeginn wieder raus. Knapp die Hälfte der Schulassistenten wartet noch darauf, dass sie wieder gebraucht wird wie gehabt. „Personelle Anpassungen“ habe es nicht gegeben, so Markus Bachmann, auch an Kürzungen bei Sonderzuwendungen sei nicht gedacht.

Neues in Wetter und in Herdecke

Die Zeiten waren vor Corona schon nicht leicht, weil es einen großen Fachkräftemangel gibt. „In fast allen Bereichen ist es inzwischen schwierig, das richtige Personal zu finden“, heißt es im gedruckten Jahresbericht für 2019. Die ESV will nun noch stärker als bisher schon an ihrer Marke als Arbeitgeber feilen: „Ich stifte Lebensqualität. Ich stifte Gesundheit. Ich stifte Beweglichkeit. Ich stifte Begegnung.“ Solche Aussagen zum Selbstverständnis sollen die Beschäftigten noch zufriedener machen bei ihrer Arbeit. In die Zukunft wirken sollen auch die Investitionen. 8 Millionen Euro waren es allein in den letzten gut vier Jahren für die Klinik in Volmarstein. Auch sonst verankert sich die ESV weiter in der Region: In Wetter wird sie als Betreiber eines Kindergartens an den Start gehen, in Herdecke baut sie ein Zentrum zur Sterilisierung von medizinischem Gerät aus - auch das mit einem Inklusions-Ansatz.

>>> Dorfcafé in Volmarstein könnte Dorfcafé bleiben

wölf Jahre hat die Evangelische Stiftung Volmarstein das Dorfcafé am Volmarsteiner Dorfplatz betrieben. Nach der Schließung wegen Corona wird das Café nicht mehr aufgemacht. Die ESV nennt Gründe – und bietet nach vielfacher Kritik nun einen Weg an, der einen Treff im Dorfkern sichern könnte.

„Das Café lässt sich nicht wirtschaftlich führen“, stellt ESV-Vorstand Jürgen Dittrich fest. Gerade hat sein Vorstands-Kollege Markus Bachmann erklärt, dass die ESV schon ohne Corona finanziell vor vielen Herausforderungen gestanden hat. Fürs laufende Jahr wird sogar ein Minus erwartet – wegen Corona. Und die Pandemie lässt eine einfach Wiedereröffnung auch nicht zu: Wie sollen bei der kleinen Grundfläche Abstandsregeln eingehalten werden, fragt Jürgen Dittrich und bekräftigt: „Der Cafébetrieb ist nicht unser Kernziel.“

Dennoch sagt er: „Ich kann das Dorf sehr gut verstehen“, wenn es für den Erhalt des Treffpunktes kämpft. Aber die ESV habe auf dem Stiftungsgelände in Volmarstein ein weiteres Café und dafür auch Ausbaupläne. Kommt ins jetzige Haus Magdalena eine Reha-Einrichtung, will die Stiftung zentral Patienten wie Besuchern ein attraktives Angebot machen, „zwei Cafés machen da keinen Sinn“, so Dittrich.

Interessenten sollen sich melden

Die ESV hatte angekündigt, die Caféräume als Büros nutzen zu wollen. Es sei darum gegangen, Leerstand zu vermeiden, so der Vorstand. Sein Angebot: „Wenn sich bis 1. September ein Nachfolger für den Cafébetrieb findet, stellen wir unsere eigenen Pläne zurück.“ In einer Stellungnahme hatte sich Bürgermeister Fank Hasenberg für eine öffentliche Nutzung der Räume auch in Zukunft stark gemacht.

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