Wetter/Herdecke. Corona-Lockdown: In der evangelischen Kirche Wetter und Herdecke fallen wohl ab sofort und an Weihnachten alle Gottesdienste (mit Präsenz) aus.

Was eigentlich zusammengehört, passt nicht ins Corona-Zeitalter: Nach der Empfehlung der evangelischen Kirche von Westfalen wollen die Pfarrer auch in Wetter und Herdecke ab sofort auf Präsenzgottesdienste verzichten. Somit treten wohl sogar an den Weihnachtstagen weder draußen noch in Gebäuden Geistliche hier vor die evangelischen Gemeinden. Die Absage gelte vorerst bis zum Ende des Lockdowns am 10. Januar.

Vertreter aller Konfessionen nehmen seit Tagen kritische Tendenzen bei Bürgern wahr: Überall gelten Kontaktbeschränkungen, aber bei Gottesdiensten kommen Dutzende oder gar Hunderte (mit Sicherheitsvorkehrungen) zusammen? Verena Schmidt, als Superintendentin im evangelischen Kirchenkreis Hagen auch für Wetter und Herdecke zuständig, sieht die „schmerzhafte Entscheidung“ angesichts aktueller Infektionszahlen nun als Gebot der Stunde an. „Wir tun dies aus einem großen Verantwortungsgefühl heraus. Der Auftrag der Weihnachtsbotschaft ist 2020, Menschen so weit wie möglich zu schützen.“

In der aktuellen Corona-Schutzverordnung steht nichts von Gottesdienst-Verboten. Dementsprechend kann jede evangelische Gemeinde die nun ausgesprochene Empfehlung bewerten. Darüber und über Ersatzangebote etwa via Internet berieten am Mittwochnachmittag hiesige Verantwortliche. In der Runde machte sich, den Angaben zufolge, Bedauern und Betroffenheit wegen der wohl anstehenden Gottesdienst-Absagen breit. Zunächst aber müssen die Presbyterien tagen und die endgültige Entscheidung treffen. Es zeichne sich aber ab, dass so gut wie alle den Empfehlungen folgen und „mit Hochdruck“ dann digitale Formate beziehungsweise Online-Alternativen angehen wollen, wie eine Sprecherin sagte.

Konkrete Pläne in Wengern

Über die Alternative zu abgesagten Gottesdiensten hat sich auch der evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten mit Wengern Gedanken gemacht. Die Pfarrer wollen in der Weihnachtszeit niemanden alleine lassen und weiter seelsorgerisch aktiv sein. Superintendentin Julia Holtz habe – angesichts monatelanger Vorbereitungen – stundenlang mit Kollegen beraten, wie es nach dem schweren Schritt und der Vernunftsentscheidung weiter gehe.

In Wengern hatte Michael Waschhof kleinere Freiluft-Veranstaltungen wie einen Stationen-Gottesdienst geplant. „Vergangene Woche hatten wir dann eine Beerdigung mit vielen Besuchern – und haben da gemerkt, dass sich eine Menschenmenge draußen nicht gut steuern lässt“, erzählt der Pfarrer.

Somit fällt auch der angedachte Weihnachtsspaziergang mit Impulsen und Musik in Wengern aus. „Diese gute Idee lässt sich vielleicht 2021 umsetzen“, so Waschhof, der auf die Internetseite seiner Gemeinde verweist. Neben seinem Podcast gibt es dort eine Anleitung „Wie geht Weihnachten zu Hause“ oder den Kinderfilm „Paule und das Krippenspiel“. Während die Dorfkirche (Kirchstraße 8, von dort soll auch ein Weihnachtsgruß kommen) voraussichtlich am Nachmittag des 24. Dezember sowie am ersten Weihnachtstag vormittags für Einkehr und Gebet öffne, sagt Waschhof bei aller Enttäuschung über die Gottesdienst-Absagen auch: „Ich bin nun froh über die Klarheit und das Ende der Verunsicherung.“

Katholiken halten an wenigen Messen fest

Auch in den katholischen Gemeinde in Wetter und Herdecke laufen Überlegungen zu Gottesdiensten sowie kirchlichen Angeboten in der Corona-Weihnachtszeit. Der Pastoralverbund an den Ruhrseen, so sagte es Pfarradministrator Franz Drüke auf Anfrage, halte sich an die Vorgaben des Erzbistums Paderborn. Dieses konkretisierte kürzlich Schutzverordnungen und erlaube weiterhin Gottesdienste unter strengen Rahmenbedingungen.

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„Wir beraten am Donnerstag per Dienstbesprechung, was noch mal auf den Prüfstand muss. Denn nicht alles, was erlaubt ist, ist sinnvoll“, sagt Drüke. Nach derzeitigem Stand finden Christmetten als Heilige Messe am 24. Dezember in den drei Verbund-Gemeinden statt – in deutlich reduziertem Maße als üblich. Dazu liegen Anmeldungen vor.

Einerseits diskutieren die Gemeinden noch über Angebote für Kinder und Familien. Andererseits kündigt Pastor Drüke für Heilig Abend und die zwei Weihnachtstage einen Livestream (Internetübertragung auf www.pv-andenruhrseen.de) an.

Auch in den katholischen Gemeinden in Wengern und Grundschöttel, die zu einer anderen Pfarrei und zum Bistum Essen gehören, konferieren die Verantwortlichen. Während Wengeraner sich am Mittwochabend über mögliche Absagen austauschen wollten, will die Gemeinde St. Augustinus und Monika in der nächsten Woche ein Krippenspiel auf der Internetplattform YouTube veröffentlichen. Weitere Entscheidungen stehen aus.

Die evangelischen Gemeinden informieren über ihre Pläne im Internet (www.kirchenkreis-hagen.de und www.ev-kirche-wengern.de)