Herdecke. Der Starkregen liegt lange zurück. Warum die Beseitung der Wasserschäden an der Turnhalle am Schraberg in Herdecke aber noch dauern wird.
Ein gutes Jahr schon müssen Schule und Sportvereine auf die Turnhalle am Schraberg verzichten. Daran wird sich die nächsten anderthalb Jahre wohl auch nichts ändern. Aber im Sommer 2022 könnte eine grundsanierte Halle zur Verfügung stehen, im günstigsten Fall ohne einen Euro aus der Schatulle des städtischen Kämmerers.
Im September 2019 sorgte ein Starkregen für massive Schäden an Dach, Wänden und Boden der Turnhalle in unmittelbarer Nachbarschaft der Grundschule am Schraberg. „Wir haben auf allen Fronten gekämpft“, sagt der Hausmeister und zeigt mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von etwa zehn Zentimetern. So hoch stand das Wasser, nachdem es sich einen Weg vom Hallendach in den Hallenraum gesucht hatte. Eine Kamerabefahrung der Abflussrohre in der Wand offenbarte den Grund: Im Knick der Leitung steckten Steine. „Das hat jemand bewusst so gemacht“, ist Claudia Schulte überzeugt: Siebe abmontiert. Steine rein. Siebe wieder drauf montiert. „Ganz klar ein Vandalismusschaden“, steht für die Leiterin des städtischen Gebäudemanagements fest.
Die Halle war zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr ganz in Schuss. Unter den Dachplatten hängt schon seit vielen Jahren ein Netz. Damit soll verhindert werden, dass Teile der Dämmplatten auf Schüler oder Sportler runterknallen. Wie sich auch in der Turnhalle an der Friedrich-Harkort-Schule herausgestellt hatte, waren Teile der abgehängten Decke „fahrlässig falsch genagelt worden“, so Claudia Schulte. Ins Netz gefallen ist über all die Jahre zum Glück nichts. Jetzt zeigen aufgestemmte Wände, wo das Hauptproblem heute liegt: „Abflussrohre durch die Wand würden heute nicht mehr gelegt“, weiß Claudia Schulte. Ihre Fachabteilung hat mittlerweile einen viel größeren Plan für eine Grundsanierung der Halle.
„Wir werden das Dach sanieren, mit einer energiesparenden Dämmung, begrünt und mit Notüberläufen“, sagt Sylvia Schöne, ebenfalls vom Gebäudemanagement der Stadt Herdecke. Außerdem auf dem Zettel: eine neue Decke, die ein Sicherheitsnetz überflüssig macht. Dazu LED-Licht als Ersatz für die bisherige Beleuchtung. Sie ist ebenfalls voll Wasser gelaufen und nicht mehr brauchbar. Die Giebelwände werden neu verputzt, weil sie sich als nicht ganz luftdicht erwiesen haben. Die Fugen außen im Waschbeton werden erneuert. Die Glasbausteine, die eine ganze Längsseite prägen, werden einer Konstruktion aus Stahl und Klarglas weichen. Der Boden ist nach dem Wassereinbruch auch endgültig hinüber. Und auch in den Sanitäreinrichtungen in der oberen Ebene, dem Eingangsbereich, ist viel zu tun. 866.500 Euro stehen unter dem Strich, den Sylvia Schöne unter die Einzelposten in einer Kostenschätzung gezogen hat.
Dünne Personaldecke
Grundsätzlich war der Sanierungsbedarf der Halle bekannt. Aber der Betrag, der im städtischen Haushalt für 2022 ins Auge gefasst worden war, deckt nicht einmal die Hälfte dieser Schätzung ab. Da kommt es gelegen, dass es ein Förderprogramm des Bundes für Sportanlagen gibt. Ende Oktober ist der Antrag dafür rausgegangen. Im günstigsten Fall beträgt die Förderung 100 Prozent. Greift die Stadt Herdecke in diesem Jahr beim Fördertopf ins Leere, bleibt 2021. Dann könnte es immerhin noch 90 Prozent der Kosten als Zuschuss geben. Und wenn gar kein Geld von außen kommt: „Dann müssen wir uns einen Plan B überlegen“, sagt Claudia Schulte. „Wir sind da aber sehr hoffnungsfroh.“
Der Förderantrag ist auch ein Grund dafür, dass es derzeit ein wenig länger dauert mit den nächsten Schritten. Damit Fördermittel fließen können, dürfen Baumaßnahmen noch nicht begonnen sein. Bis Ende des Jahres wird vermutlich Klarheit in dieser Sache herrschen. Dann käme die Ausschreibung, und vielleicht im Juni nächsten Jahres ist dann Baubeginn am Schraberg. Mehr als anderthalb Jahre werden dann seit dem Starkregen im September 2019 vergangen sein. Die bislang verstrichene Zeit sei nötig gewesen „für eine seriöse und in die Tiefe gehende Betrachtung des Schadens.“ Immer wieder musste der Hausmeister die Halle für die verschiedensten Gutachter öffnen. Statiker, Vermessungstechniker und vor allem immer wieder ein Gebäudediagnostiker haben die Halle unter die Lupe genommen.
Claudia Schulte zeigt Verständnis, dass der Schule der Raum fehlt und auch die Vereine auf eine Wiederinbetriebnahme warten. Und doch findet sie, „dass wir uns in Herdecke immer noch tapfer schlagen beim Gebäudemanagement.“ Die Personaldecke sei dünn, Fluktuation käme hinzu, und Corona mache die Arbeit auch nicht leichter.
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