Herdecke. Fit mit nur 20 Minuten Training die Woche? Das verspricht die elektrische Muskel-Stimulation, Kevin Oestreich hat EMS in Herdecke initiiert.

Es ist die Alternative zum klassischen Fitnessstudio. Für die, denen dazu die Zeit und die Lust fehlt und die sich dennoch fit halten oder es werden wollen. EMS – dahinter verbirgt sich „Elektrische Muskel-Stimulation“ - gewinnt als effektives Ganzkörpertraining immer mehr Freunde. In Herdecke bietet es seit 2015 „Terra Sports“ im Bachviertel an, Kevin Oestreich hat das Studio – noch während des Studiums – gegründet und drei Jahre geleitet. Als Regionalleiter ist der 28-jährige Wetteraner mittlerweile für den gesamten Bereich Dortmund und Umgebung in der EMS-Studio-Kette zuständig und betont: „Wir machen Personal Training bezahlbar.“

Fit in 20 Minuten Training pro Woche: Kevin Oestreich (rechts) trainiert  mit dem Hagener Martin Müller
Fit in 20 Minuten Training pro Woche: Kevin Oestreich (rechts) trainiert mit dem Hagener Martin Müller © Axel Gaiser

„Jetzt verkabele ich dich erstmal.“ Kevin Oestreich empfängt Martin Müller im kleinen Studio an der Bach-Straße, legt ihm Weste und Bauchgurt an. Seit drei Jahren kommt der Hagener nach Herdecke, trainiert dort einmal wöchentlich 20 Minuten. Und wird dort in der gesamten Zeit von Kevin Oestreich, Studioleiter Mike Apprecht oder einem der anderen Personal Trainer bei seinen Übungen begleitet. „Der Trainer betreut den Kunden von A bis Z, ist die kompletten 20 Minuten dabei“, sagt Oestreich. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie ohne Körperkontakt, Coach und Trainierender sind durch eine Plexiglasscheibe getrennt, Korrekturen müssen verbal erfolgen. Doch der Betreuungsschlüssel unterscheidet sich deutlich von anderen Fitness-Studios. Während der Übungsleiter dort für größere Gruppen zuständig ist, kümmert sich ein Trainer bei „Terra Sports“ um maximal zwei Mitglieder.

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Die Zielgruppe will Zeit sparen

„Wir sprechen eine Zielgruppe an, die Zeit sparen will und vielleicht keinen Bock auf ein herkömmliches Studio hat“, sagt Kevin Oestreich, „bei unserem Training reichen einmal pro Woche 20 Minuten völlig aus.“ Weil EMS ein effektives Ganzkörpertraining bietet, durch externe elektrische Reize sei das Training viel intensiver. „Normalerweise kann man die eigenen Muskeln maximal zu 40 bis 50 Prozent durch eigenen Willen stimulieren, in Ausnahmesituationen mit einem Adrenalinschub zusätzlich noch eine Reserve von 10 bis 20 Prozent“, erklärt Oestreich, „durch EMS kann man dagegen deutlich mehr Muskelfasern – etwa 90 bis 100 Prozent – beanspruchen. Und erreicht auch die tiefe Muskulatur, die beim herkömmlichen Krafttraining nicht aktiviert wird.“

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Kevin Oestreich (rechts) verkabelt  Martin Müller.
Kevin Oestreich (rechts) verkabelt Martin Müller. © Axel Gaiser

Während die Trainingslehre davon ausgeht, dass man für einen Leistungsfortschritt mindestens zwei Übungseinheiten wöchentlich benötige, reiche beim EMS-Training eine 20-minütige Trainingssitzung pro Woche. „Durch die intensive Belastung des Muskelreizes verschiebt sich die Regenerationszeit nach hinten“, sagt Oestreich, „nach sechs bis sieben Tagen ist der optimale Zeitpunkt, wieder mit dem nächsten Training anzufangen. Nicht schon nach zwei oder drei Tagen wie beim konventionellen Krafttraining.“ Vier Sekunden Belastung folgen vier Sekunden Pause, netto trainiert das „Terra Sports“-Mitglied also nur zehn Minuten. Die aber eben höchst effektiv, wie Oestreich verdeutlicht: „Wenn man sich vorstellt, ich mache im normalen Fitnessstudio zehn Minuten Bizeps-Training, dann macht man bei uns gleichzeitig noch dabei zehn Minuten Beinpresse und zehn Minuten für den Bauch und für die Brust. Danach ist man fix und fertig.“

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Eigenes Studio in Herdecke eröffnet

Oestreich war seit je her sportinteressiert, spielte Fußball und ging ins Fitnessstudio. „Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen“, denkt er an die Zeit zurück, als er nach dem Abitur mit dem Studium begann: „Aber ich wollte den Lernprozess direkt mit der Praxis verbinden.“ Das bot das Duale Studium im Bereich Fitness-Ökonomie an der privaten Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheits-Management (DHFPG) in Köln. Neben dem Fernstudium mit Präsenzphasen vor Ort wurde er im EMS-Training-Studio „Bodysweet“ als Personal Trainer angelernt, konnte die Erkenntnisse in Trainingslehre, Ernährungsberatung oder Service-Management direkt umsetzen. Und wechselte nach zwei Jahren Studium 2015 zu „Terra Sports“, die damals fast monatlich ein neues Studio eröffneten. „Dort bekam ich die Perspektive geboten, ein eigenes Studio zu eröffnen“, erklärt er, „nach einer eigenen Marktanalyse habe ich dann Ende 2016 das Studio in Herdecke eröffnet und noch während des Studiums die Filialleitung bekommen.“

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Hygiene ist wichtig,Kevin Oestreich reinigt die Westen.
Hygiene ist wichtig,Kevin Oestreich reinigt die Westen. © Axel Gaiser

Mittlerweile, nach drei Jahren im Herdecker „Terra Sports“, konzentriert sich der Wetteraner auf die Aufgaben in der übergeordneten Regionalleitung. Und fungiert meist nur noch bei Studio-Eröffnungen und Probe-Trainings als Personal Trainer. Vom EMS-Training, dessen Zielgruppe zwischen 30 und 60 Jahren liegt und häufig mit Gelenk-, Rücken oder Kniebeschwerden zu tun hat, bleibt er aber überzeugt. „Ich lasse mich selbst einmal pro Woche von den Jungs hier trainieren“, sagt er, „das ist doch eine ganz andere Belastung als beim Fußballtraining.“ Beruflich entwickelt Oestreich sich weg von seinen Anfängen im Sport, mehr hinein in den Managementbereich, hat an der DHFPG ein duales Masters-Studium aufgenommen. Mit dem Schwerpunkt betriebliches Gesundheits-Management, denn Kevin Oestreich weiß um den steigenden Bedarf: „Die Leute werden immer älter. Da ist es wichtig, sich fit zu halten.“