Wetter. Viel Platz, gutes Raumklima, Maske nur für den Trainer: So lief der Neu-Start bei FSW-Sports in Wetter.
55 Tage - Udo Pietruck hat es genau nachgehalten - war sein Fitnessstudio in der Corona-Krise geschlossen. Am Montag morgen konnte FSW-Sports in Wetter – wie die anderen Studios – für seine Mitglieder wieder öffnen, zur Erleichterung nicht nur des Betreibers. „NRW ist vorgeprescht, hat als einziges Bundesland für die Fitnessstudios schon Grünes Licht gegeben“, freut sich Pietruck, der seine weitläufige Anlage an der Ruhrstraße für die Auflagen gut gerüstet sieht. Ein Besuch zum Neu-Start.
Auch interessant
„Bitte die Laufwege einhalten!“ Am Eingang empfängt Udo Pietruck jedes FSW-Sports-Mitglied, reicht bei Bedarf eine Einwegflasche Wasser – der Getränkespender darf nicht benutzt werden – und weist in die veränderten Verhaltens-Maßregeln ein. Mit aufgeklebten Pfeilen und Trassierband ist ein Einbahn-System durch das etwa 2000 Quadratmeter große Studio markiert, in dem Umkleideräume, Duschen und Solarium und auch – noch – die Kursräume abgesperrt sind. „Ihr braucht beim Training keine Maske zu tragen“, betont er, „es wäre auch sehr schwierig, mit Maske zu trainieren. Aber wenn möglich, bitte mit Handschuhen trainieren.“ Und ein großes Handtuch auf den Geräten unterlegen, ohne dieses ist kein Training möglich für die Aktiven, die in Sportkleidung umgezogen erscheinen und lediglich die Schuhe wechseln. Zeitpunkt des Betretens und Verlassens des Studios werden gespeichert. Pietruck: „Alle müssen sich einchecken, damit im Fall der Fälle mögliche Infektionsketten nachvollzogen werden können.“
Betrieb aufgenommen
Auch die übrigen Fitness-Studios in Wetter und Herdecke haben am Montag den Betrieb, zum Teil mit eingeschränkten Öffnungszeiten, wieder aufgenommen.
Dazu zählen Clever Fit, Phönix Fitness, Terra Sports und der Vital Aktivclub in Herdecke sowie das Vitalis Fitness Center in Wetter.
Viel Abstand zum nächsten Sportler
Es ist nicht voll an diesem ersten Vormittag, knapp 20 Aktive verteilen sich auf den Ausdauergeräten auf der rundlaufenden Empore – von Laufbändern, Steppern und Ruder-Ergometern ist jedes zweite gesperrt – und den Kraftgeräten in der großen „Functional Area“ im Erdgeschoss. „Der erste kam um 20 Minuten nach acht“, sagt Pietruck, „da war es noch sehr leer. Aber auch zu Spitzenzeiten am frühen Abend haben wir hier nicht mehr als 60 Leute, da bleibt viel Platz.“ Zumal viele seiner insgesamt knapp 1400 Mitglieder älter und somit Angehörige der Risikogruppen seien. „Von denen ist noch niemand hier, da gibt es viel Angst“, weiß er, „dabei sind viele von ihnen, etwa Allergiker oder Asthmatiker, darauf angewiesen, dass sie hier bei uns Sport treiben. Sie können nicht stattdessen joggen gehen.“
Gerade für diese Zielgruppe hat sich FSW-Sports zertifizieren lassen als „Kompetenzzentrum für Gesundheit mit außerordentlichen Hygienestandards“. Die große Halle, in der früher die Britische Rheinarmee Panzer repariert hat, biete viele Lüftungsmöglichkeiten durch Ventilatoren und große Fenster in der Decke. „Für uns ist es ein Glücksfall, dass wir hier fast neun Meter Deckenhöhe haben“, sagt Pietruck, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei so ein gutes Raumklima gewährleistet.
„Das Gute ist, dass man hier einen großen Abstand zum nächsten Sportler hat, viel mehr etwa als beim Einkaufen im Supermarkt“, sagt auch Dieter Köhler, „hier ist es nicht so eng wie in dem Studio, wo ich früher trainiert habe.“ Seine Ausdauer-Einheit auf dem Ruder-Ergometer hat der Herdecker gerade beendet, er absolviert nun noch einige Kraftübungen. „Es ist schön, wieder etwas tun zu können“, sagt er, zwischenzeitlich hielt er sich mit Joggen fit: „Aber so langsam kenne ich jeden Baum von hier bis Witten.“ Köhler trainiert ohne Maske aber mit Einweg-Handschuhen, unter denen die Hände kräftig schwitzen: „Richtige Trainings-Handschuhe habe ich bestellt, die haben die Großhändler momentan nicht auf Lager.“
Kurse starten in nächster Woche
Mangelware – oder nur zu überteuerten Preisen zu haben – seien aktuell auch Desinfektionsmittel, sagt Udo Pietruck. „Das ist wie flüssiges Gold“, sagt er, „früher hat der Desinfektionsmittel-Spender 30 Euro gekostet, jetzt zahle ich dafür 140. Da verdienen sich einige gerade eine goldene Nase.“ Mit einem größeren Vorrat hat der Studio-Geschäftsführer sich dennoch eingedeckt, einige zusätzliche Desinfektions-Stationen aufgestellt. Die Mitglieder sind angehalten, ihre Hände und nach Gebrauch auch die Trainingsgeräte zu desinfizieren. „Zusätzlich ist es Aufgabe des Personals, alle 20 bis 30 Minuten die Geräte zu desinfizieren“, sagt Pietruck, der insgesamt zwölf Mitarbeiter hat. Zudem sollen die Trainer, die mit Maske arbeiten, in den Zeiten des größeren Betriebs darauf achten, dass die Sportler nicht an zwei nebeneinander stehenden Geräten trainieren.
Kurse geben können sie noch nicht, auch wenn die Fitnessstudios davon überrascht wurden, dass auch das grundsätzlich wieder geht. „Wir dürfen Kurse geben, bei denen die Teilnehmer nicht extrem schwitzen und viele Aerosole freigesetzt werden“, weiß Pietruck, „Zumba oder Indoor-Cycling etwa gehen momentan deshalb noch nicht.“ Rücken- oder andere Reha-Kurse dagegen seien problemlos möglich, in der nächsten Woche sollen sie bei FSW-Sports wieder angeboten werden. Der nächste Schritt in Richtung Normalität.
Auch interessant