Wetter. Die Großeltern sind für Kinder wichtige Bezugspersonen. Doch was passiert, wenn plötzlich die Diagnose Demenz auftritt?
Der Stress in ihrem alten Beruf wurde irgendwann zu groß. Deswegen orientierte Franzisca Schubert sich um, machte als Praktikantin in der Seniorenresidenz in Alt-Wetter ihre ersten Erfahrungen mit alten Menschen und fand schnell heraus: „Das harmoniert. Mit diesen Menschen will ich arbeiten.“ Aus ihren Erfahrungen und Erlebnissen als Leiterin des Sozialen Dienstes und Demenzfachkraft in verschiedenen Seniorenheimen wuchs die Erkenntnis, dass viel zu viele Menschen viel zu wenig über die Krankheit Demenz wissen. Nun hat sie ein Sachbuch für Kinder zu diesem Thema geschrieben, aus dem sicherlich auch Erwachsene lernen können.
Wechsel in andere Branche
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Franzisca Schubert ist in Hagen geboren, wuchs in Volmarstein auf, besuchte dort die Grundschule und später die Realschule in Wetter. In Iserlohn machte sie ihr Fachabi, absolvierte eine Ausbildung zur grafischen Assistentin und studierte in Dortmund Grafik-Design. „Ich habe immer selbstständig gearbeitet, aber der Stressfaktor war irgendwann sehr hoch. Man muss immer auf dem neuesten Stand sein, und die Konkurrenz ist ebenfalls sehr groß“, berichtet die 42-Jährige. Sie zog die Reißleine und wechselte in eine völlig andere Branche: Als Praktikantin arbeitete sie im Café und in der Küche der Seniorenresidenz, wo ihr schnell klar wurde, dass alte Menschen ihre Zielgruppe sind. Nach einer Fortbildung arbeitete sie als Betreuungsassistentin und studierte nebenbei Soziale Arbeit in Dortmund. In verschiedenen Seniorenheimen u.a. in Gevelsberg und Hagen übernahm Franzisca Schubert danach die Leitung des Sozialen Dienstes.
Der Soziale Dienst, so erklärt sie kurz, kümmere sich um Kopf und Seele, während die Pflege sich um medizinische Aspekte und den Körper kümmere. „Der Soziale Dienst ermittelt, welche Betreuungsformen zum Bewohner passen, welche Fähigkeiten noch vorhanden sind, wie man sie erhalten oder verbessern kann“, so die Volmarsteinerin. Gut kann sie sich auch noch an die Demenzberatung in einem Hagener Seniorenheim erinnern, die für Angehörige angeboten wurde: „Es war erstaunlich, wie viele kaum etwas über die Erkrankung wussten. Es gibt große Wissenslücken, speziell auch im Umgang mit Erkrankten. Und große Emotionen spielen natürlich auch eine Rolle.“ Aus dieser Erkenntnis wuchs die Idee, ein Buch über Demenz und die vielen Facetten dieser Krankheit zu schreiben. „Aber ich wollte, dass es nicht zu fachspezifisch, sondern für jedermann verständlich wird“, sagt Franzisca Schubert. Das Erklären aus der Kinderperspektive habe sich schließlich für sie als einfachste und verständlichste Variante erwiesen.
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In „Demenz - Oma und Opa stehen Kopf“ erzählt Franzisca Schubert die Geschichte eines Großelternpaars, die in drei Kapiteln von der Heimat über den Einzug in eine Demenz-WG bis hin zur palliativen Phase ihr Leben mit Demenz beschreiten. Lena, Hauptdarstellerin und Enkelin, lernt den Umgang mit ihren Großeltern, die Veränderungen, aber auch die neue Lebensqualität kennen. „Vieles ist auf einmal nicht mehr wie früher. Oma wird vergesslich, ist verwirrt und macht Sachen, die Lena stutzen lassen“, erzählt die 42-Jährige über ihre Hauptfigur. Während Lena mit ihrer Mutter viele Gespräche führt und nach und nach all ihre Ängste und Sorgen ablegt, lernt sie, dass auch das Leben mit Demenz eine wundervolle Zeit bescheren kann. „Oma verliebt sich in der Demenz-WG neu. Nicht bewusst, aber für sie gibt es kein Richtig oder Falsch mehr, nur noch Vorlieben und Abneigungen“, so die Autorin weiter. Am Ende lerne Lena das Wichtigste: Dass das Herz niemals dement werde.
Wie ein Puzzle
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Die Geschichte stellt einen möglichen Lauf der Erkrankung dar, wie er sein könnte und nicht im kompletten Verlauf sein muss. Es kann Ansätze beinhalten, die Parallelen zum eigenen Angehörigen aufzeigen können. Letztendlich sei die Geschichte wie ein Puzzle aus ihren verschiedensten Berufserfahrungen und tatsächlichen Erlebnissen zusammengesetzt.
Mit ihrem Buch will Franzisca Schubert Aufklärung im Umgang mit und beim Verstehen der unheilbaren Erkrankung Demenz leisten. Und das nicht nur für Kinder. Und letztlich soll ihr Buch eine Grundlage schaffen, um zu sehen, dass trotz der Erkrankung noch viel Lebensfreude bleiben kann. Und dass ein lebenswertes Leben möglich ist, wenn eigene Prioritäten anders gesetzt werden.