Wetter/Herdecke. Großes Gebiet: Matthäus Schallenberg ist neuerdings beim Ruhrverband für den Harkort- und Hengsteysee verantwortlich, zudem für weitere Stauseen.
Es gibt viel zu bereden. Dabei hat Matthäus Schallenberg seinen neuen Posten erst seit wenigen Wochen inne. Als Leiter der Betriebsstelle Stauseen beim Ruhrverband folgt der 32-Jährige somit auf den Herdecker Thomas Brinkmann, der sich bis zu seiner Pensionierung in diesem Sommer 27 Jahre lang um den Harkort- und Hengsteysee „kümmerte“. Zugleich ging Michael Kuk in Rente. Der war beim Verband lange für den Kemnader und Baldeneysee verantwortlich. Diese feuchten Aufgabengebiete hier im Osten und weiter im Westen übernimmt nun Schallenberg.
Wenn zwei langjährige Führungsstellen auf nur noch eine Person übergehen, klingt das nach Einsparung. Matthäus Schallenberg widerspricht: „Der Ruhrverband will damit Prozesse vereinheitlichen. Es ist einfacher, wenn alle Fäden an einer Stelle zusammenlaufen, das ist in dem Fall fachlich und thematisch sinnvoll.“ Zudem erhält der 32-Jährige von der noch jüngeren Kristin Bredenkamp dauerhaft Unterstützung bei allen Stauseen-Projekten im Zuständigkeitsgebiet. Das reicht von Dortmund flussabwärts bis Essen-Kettwig. Aus personeller Sicht löst also nun ein junges Duo die erfahrenen Ruhrverbands-Verantwortlichen Brinkmann und Kuk ab.
Seit 2015 hat der öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsverband Schallenberg an Leitungsaufgaben herangeführt. „Zunächst sollte ich Thomas Brinkmann an den Stauseen Ost unterstützen. Eines meiner ersten Projekte war das Asphaltieren eines Wegs am Obergraben in Wetter. Dann folgte der komplexe Austausch des Schleusentors an der Stiftsmühle Herdecke.“ Schlecht scheint sich der Bauingenieur dabei nicht angestellt zu haben. „Der Ruhrverband meinte dann, ich sollte mich auch mit betrieblichen Angelegenheiten befassen.“ 2018 benannten ihn die Chefs dann zum Stellvertreter der beiden Stauseen-Leiter. Diesen neuen Posten trat er am 1. April vor zwei Jahren an.
Dass dies kein Aprilscherz war, sollte sich schnell herausstellen. Fortan hatte er quasi zwei Hüte auf und wurde auch vertrauter mit den Begebenheiten der westlichen Stauseen an der Kemnade sowie in Essen. Am Baldeneysee führt Schallenberg nun auch das sechsköpfige Hafen-Team des Ruhrverbands an. Hinzu kommen je fünf Kollegen am Harkort- und Hengsteysee, ein Trio in Kettwig und am Kemnader See sowie Techniker, Verwaltungsleute und Zeichnerinnen für Pläne. Wenn der 32- Jährige nicht gerade an einem Ufer nach dem Rechten schaut, sitzt er in seinem Büro in Essen oder manchmal auch in Hagen.
Zur Person
Matthäus Schallenberg wuchs in Bottrop auf und begann nach dem Abitur sowie Zivildienst mit einer dualen Ausbildung: Bauingenieur-Studium an der Hochschule Bochum kombiniert mit einer Ausbildung bei einer Kanalbau-Firma. Diese schloss er als Jahrgangsbester ab. „Im Studium habe ich mich inhaltlich am liebsten mit Wasserbau und Umwelttechnik beschäftigt.“
Während er dann noch einen Master-Abschluss (erfolgreich) anstrebte, arbeitete Schallenberg parallel bei einem Essener Ingenieurbüro. Dieses bunte Themenfeld habe ihn gut auf seine aktuellen Aufgaben vorbereitet. „Ich bin oft am Ruhrverbandsgebäude vorbeigefahren und fand, dass das ein interessantes Unternehmen ist. Als dann eine Stelle für den Betrieb Talsperre und Stauseen ausgeschrieben war, habe ich mich spontan beworben.“ Er bekam die Zusage, seit Februar 2015 ist er bei dem Wasserwirtschafts-Betrieb angestellt.
Bleibt die Frage, was genau er in dem großen Gebiet zu tun hat. „Dazu zählen viele technische Themen wie die zunehmende Digitalisierung und vor allem Modernisierungen der Anlagen des Ruhrverbands, etwa Automatisierungen an den Stauseen im Hochwasser-Fall.“
Das geht konkreter, ein Überblick in Fließrichtung: Am Schiffswinkel in Herdecke aktualisiert der Ruhrverband die Prozessleit- und Steuerungstechnik in der Wehrwarte, um von dort wie bisher die Stiftsmühle und dann auch neuerdings das Harkortsee-Wehr dirigieren zu können. Zudem läuft am Hengsteysee weiterhin die Sanierung des Wehrs. An der zweiten von vier Walzen sollen Fachleute die Arbeiten im Frühjahr 2021 beenden, dann stehen die beiden Verschlüsse am Hagener Ufer auf dem Programm.
Auch Harkortsee-Wehr wird saniert
Im Laufe des Jahrzehnts plant der Ruhrverband, die Stauanlage Stiftsmühle am Zusammenfluss von Volme und Ruhr zu sanieren.
Zuvor aber steht eine Überarbeitung des Wehrs am Harkortsee auf der Agenda. „Die vier Walzen dort sind mit jenen am Hengsteysee vergleichbar“, sagt Schallenberg. Die Reihenfolge: Die Arbeiten am Herdecker Schiffswinkel abschließen, dann geht es in Wetter unterhalb der Brücke nach Vorhalle weiter, ehe die Stiftsmühle als vorerst letztes Projekt im östlichen Terrain folgt.
Im Westen des Ruhrverbandsgebiets laufen Prozesse am Kemnader See bereits halbautomatisiert. An dem Hochwasser-Projekt dort war Schallenberg schon vor seinem Karrieresprung beteiligt, noch in diesem Jahr will er mit der Mannschaft die vollautomatische Wehrsteuerung abschließen. Am Baldeneysee steht das Ende der Wehrsanierung aus. Spannend sei dort, wie der weltweit erste Fischlift funktioniert. Über zwei Körbe als eine Art Fahrstuhl sollen die Tiere an der Stauanlage erst nach oben und dann flussaufwärts gelangen können.
Auch interessant
Zudem rechnet Schallenberg künftig auch immer wieder mit Anfragen zur Wasserpest Elodea. „Am Hengstey- und Harkortsee bleibt es dabei, dass wir als Ruhrverband den Vereinen das Mähboot zur Verfügung stellen.“ So wie es sein Vorgänger Brinkmann eingeführt hat.