Herdecke. Kreativ Corona begegnen: Das Hotel Zweibrücker Hof in Herdecke will mit einem Wintermarkt im Biergarten Gäste im November und Dezember anlocken.

Normalerweise endet die Biergarten-Saison unterhalb des Zweibrücker Hofs am letzten Sonntag im Oktober. Corona und normal – das passt aber nicht zusammen. Also haben die Verantwortlichen des Herdecker Ringhotels einerseits einige neue Ideen entwickelt, wie der Betrieb auch in dieser außergewöhnlichen Zeit Gäste anlocken kann. Und andererseits kamen sie bei diesen Überlegungen darauf, die Außen-Gastronomie auch im Spät-Herbst sowie im Winter zu öffnen.

Krise. Mit diesem Wort lässt sich aus Sicht des Zweibrücker Hofs das Frühjahr 2020 beschreiben. Corona sorgte dafür, dass der Betrieb einige Wochen nur sehr dosiert laufen konnte und zahlreiche Absagen eintrafen (Übernachtungen, Tagungen, Veranstaltungen , Privatfeiern). Mit Staatshilfen, Kurzarbeit sowie einem hoffnungsvollen Blick auf bessere Tage überstanden Familie Riepe als Eigentümerin und die Angestellten diese Phase. Und tatsächlich: „Wir hatten einen ganz tollen Fahrrad-Sommer mit vielen Übernachtungsgästen, in der Tiefgarage standen nachts schon mal 80 oder 90 Räder“, berichtet Hoteldirektorin Jennifer Pfingsten. „Der Tourismus hat sich in diesem Jahr ganz anders als sonst dargestellt. Wir hatten deswegen auch Verluste, der Ruhrtalradweg hier vor der Tür hat uns aber geholfen.“

Gleiches gelte für den Biergarten direkt am Ufer. Auch die Mitarbeiter des Zweibrücker Hofs merkten schnell, dass sich die Menschen in Pandemie-Zeiten vor allem draußen aufhalten wollen. „Wir haben uns gefreut, als wir dort auch wieder Stammgäste begrüßen konnten und das Terrassen-Geschäft insgesamt richtig gut lief“, so Pfingsten. Auch die Entwicklung im Restaurant sei zufriedenstellend, seit September ist dort das Büfett wieder geöffnet – mit Abstandsregelungen und Einbahnwegsystem. Zudem bieten die Köche auch Essen zum Mitnehmen an, beispielsweise gibt es „Gans to go“.

Tagungen und Weihnachtsfeiern

Bei Tagungen, einem wichtigen Geschäftszweig, wiederum ging es den Angaben zufolge schleppender aufwärts. Die finden zwar statt, aber in kleinerem Maße. Gleichwohl wollen immer wieder Firmen, die sich über die Jahre häufiger am Ortseingang Herdeckes einquartierten, sich für ihre Besprechungen hier treffen. Sie können auch Weihnachtsfeiern im Biergarten buchen. „Auch dafür gelten natürlich die aktuellen Vorgaben und somit strengere Regeln als vor der Corona-Zeit, das kommunizieren wir direkt bei der Anfrage“, erklärt die Hoteldirektorin und berichtet auch von besonderen Anfragen. „Ein Unternehmen bat darum, für jeden einzelnen Tagungsteilnehmer einen eigenen Tisch bereitzustellen. Wir bemühen uns, so etwas stets umzusetzen“, sagt Veranstaltungskoordinatorin Stephanie vom Brocke. „Wenn das klappt, honorieren die Gäste das auch. Und ein Dank tut gut.“

Permanent gehe es um das Thema Abstand. Zwar seien die Räumlichkeiten im Gebäude groß genug, doch bieten sich im Biergarten unter freiem Himmel noch bessere Chancen zur Distanzwahrung. Daher will die Hotelmannschaft 2020 auch nach dem „Last Sunday“ am 25. Oktober die Außen-Gastronomie weiter öffnen. „Wir wollen dort ein kleines Zelt in der Größe von fünf mal zehn Metern sowie fünf Holzhütten aufbauen“, berichtet Pfingsten. An jedem Wochenende bis Weihnachten (wahrscheinlich stets von Freitag bis Sonntag, eventuell auch schon am Donnerstagabend) sollen dann Gäste in der kleinen Budenstadt ein anderes Motto vorfinden. Los geht es am Monatswechsel mit Halloween, weitere Themen sind Nikolaus, Stockbrot und andere kulinarische Schwerpunkte. Auch mal mit musikalischer Untermalung und einer Feuerschale in der Mitte. „Die konkreten Planungen zu all dem laufen, wir sind offen für weitere Ideen. Eine Überlegung ist zudem, die Minigolfanlage auch abends stärker auszuleuchten und zu öffnen.“

Adventsmarkt mit Glühwein

Mitte Dezember soll es an zwei Wochenenden einen Weihnachtsmarkt im Biergarten geben. Nicht in klassischer Form, weil beim Flanieren sich Gäste zu nahe kommen könnten – aber schon mit Glühwein, Mandeln und entsprechender Atmosphäre. „Wir stehen dabei auch mit lokalen Partnern in Kontakt, um das zu gestalten“, sagt die Hoteldirektorin. Bezüglich Kälteschutz verweist sie auf Heizelemente (etwa in der Markise) und dann ausliegende Decken, damit sich Gäste mit ihren wärmenden Jacken unter den Sonnenschirmen keine Erkältung einfangen. „Es geht vor allem darum, jetzt neue Ideen zu entwickeln und ausgetretene Pfade zu verlassen. Es ist nun mal so, dass sich die Leute wegen Corona am liebsten draußen aufhalten wollen.“

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Insgesamt seien es schlicht und ergreifend herausfordernde Zeiten. Ein großer Teil der Hotelmannschaft sei zwar wieder im Betrieb, für manche gelte aber weiterhin Kurzarbeit. „Eines unserer Ziele lautet natürlich, die Stellen hier zu erhalten. Die Ungewissheit bleibt aber bestehen, vor allem wenn wie jetzt am Mittwochabend die Politik über Beherbergungsverbote berät“, sagt Jennifer Pfingsten. „Wir wollen nach innen und außen eine positive Stimmung verbreiten, können aber auch nicht verhehlen, dass manche Sorgen noch vorhanden sind.“

Wobei die Truppe im Zweibrücker Hof nun auch dank eigener Kreativität mit Optimismus in die wichtige Jahreszeit starte.