Herdecke. Kurzarbeit, kaum Gäste, viele Einschränkungen: Corona sorgt für eine Existenz-Krise im Zweibrücker Hof Herdecke. Es gibt aber Hoffnungsschimmer.

Die Übernachtungszahlen in diesem Frühjahr sind auch in der Metropole Ruhr im Zuge der Corona-Pandemie drastisch eingebrochen, teilt das statistische Landesamt mit. Veronika Riepe als Gastgeberin und Hoteldirektorin Jennifer Pfingsten vom Zweibrücker Hof können das leidvoll bestätigen. Wobei das Duo noch über andere Probleme in der Krise berichten kann. Gleichwohl hoffen und setzen sie auf bessere Zeiten.

Der Beginn

„Wir wussten oder ahnten seit Februar, dass uns Corona treffen würde, aber nicht, dass es mit solch einer Wucht geschieht“, sagt Veronika Riepe. Zwischen dem 16. März und 17. Mai durften in dem Ringhotel nur Geschäftskunden übernachten. Es trafen immer mehr Stornierungen aus nah und fern ein, beispielsweise fehlen chinesische Gäste. „Das Ganze hat sich schleichend bis zur Vollkatastrophe entwickelt.“

Das Kerngeschäft

Das wichtigste Standbein für den Betrieb seien Messen mit entsprechenden Übernachtungsgästen in Herdecke sowie Tagungen und diverse Veranstaltungen inklusive Feiern wie Hochzeit, Kommunion, Konfirmation oder ähnliches im Gebäude am Flussufer. Alles abgesagt. „Unserem Geschäft wurde quasi die Grundlage genommen.“ Jennifer Pfingsten ergänzt: „Wir mussten das Haus von 100 auf 0 ‘runterfahren, Etage für Etage wurde leerer. Ein wirklich beklemmendes Gefühl. Dabei dachten wir eigentlich, dass wir einen krisensicheren Job haben, denn gegessen, getrunken und geschlafen wird bekanntlich immer.“ Doch als auch Absagen für Veranstaltungen wie etwa das Tastenfestival im Oktober oder das Elvis-Festival im Juni eintrafen, war klar: Die Lage bleibt über einen längeren Zeitraum düster. Riepe: „Viele fragen uns nach Livemusik und Veranstaltungen. Und ich kann nichts Konkretes sagen, denn das liegt nicht an uns.“

Die Kurzarbeit

Für alle 60 Mitarbeiter beantragte der Zweibrücker Hof staatliche Hilfe, die auch ankam. „Hoffentlich muss ich mich damit nie wieder beschäftigen. Aber ohne das Kurzarbeitergeld wäre die Krise kaum zu überstehen, obwohl wir finanzielle Rücklagen gebildet hatten“, so Riepe, die auch Aushilfen absagte. Sie schmiss in der Lockdown-Phase mit wenigen Abteilungsleitern und 17 Azubis den Übergangs-Betrieb. „Gefreut haben wir uns über die Mitarbeiter-Reaktionen, die uns signalisierten: Gemeinsam schaffen wir das und stehen auch die Kurzarbeit durch.“

Die Gastronomie

„Viel Aufwand“ bedeuten die neuen Corona-Vorgaben. Im geöffneten Biergarten, wo nur Teilbereiche abgesperrt bleiben, müssen sich die Verantwortlichen beispielsweise um die Hygiene bei den Senf- und Ketchup-Pumpspendern kümmern. In der Küche stehe der Aufwand zwar in keinem Verhältnis zum Ertrag – dennoch gebe es eine kleine Speisekarte, beim Frühstück helfen weiterhin die Auszubildenden mit. Schließlich bedarf es auch einiger Vorbereitungen wie Einkauf oder Kühlhaus-Betrieb. „Im Restaurant wollten wir klein anfangen und das dann je nach Nachfrage steigern.“

Die Übernachtungen

Seit dem 18. Mai können auch wieder touristische Gäste in die 117 Zimmer. Zuvor waren es werktags 15 bis 20 Geschäftsleute. Immerhin bekamen Firmen etwas angeboten. Aber an Wochenenden schlief zwischen Mitte März und Mai mitunter niemand dort. „Und fünf Anrufe bedeuteten an einem Tag mal vier Absagen und einmal verwählt.“ Jennifer Pfingsten: „Die Nachfrage steigt langsam wieder, das ist ein Hoffnungsschimmer. Allerdings dauern Informationen und Reservierungsgespräche am Telefon deutlich länger als vorher. Dabei wollen wir aber deutlich machen, dass wir gut aufgestellt sind.“

Der Ausblick

Langsam, aber sicher könne der Zweibrücker Hof den Betrieb wieder hochfahren, auch wenn 2020 von keinen größeren Veranstaltungen im Ruhrfestsaal auszugehen sei. Zwei geplante Renovierungen? Verschoben. „Die Lage ist weiter existenzbedrohend. Für uns kommt es auf die Dauer der Einschränkungen an, wobei wir grundsätzlich breit aufgestellt und nicht auf eine einzige Sparte angewiesen sind“, meint Veronika Riepe. Auch Mitarbeiter kehren sukzessive zurück. Das Hotel will vermehrt in Internet-Portalen werben, um neue Kunden anzulocken. Schließlich fallen Messen und mehr noch länger aus. „Wir sind Gastgeber und wollen es hier so schön wie möglich machen. Wir freuen uns über Sätze von Gästen wie: Haltet durch! Wir selbst sind auch optimistisch, denn irgendwann muss es ja wieder aufwärts gehen. Jede Krise hat ein Ende.“