Wetter. Das bundesweite Pilotprojekt Brückenwächter ist in Wetter Geschichte. Arbeiter bauen die letzten Konstruktionen ab.

Im Juni wurde es groß gefeiert. Eigens Landesverkehrsminister Hendrik Wüst kam, um in Wetter den Startschuss für das bundesweite Pilotprojekt zu geben. Nun ist er ziemlich leise, ohne großes Aufhebens, wieder abgebaut – gemeint ist der Brückenwächter.

Eigentlich sollte das System, das ein gemeinsames Projekt der RWTH Aachen und Straßen.NRW war, an der B234 durch die gezielte Ansprache von LKW-Fahrern verhindern, dass die Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht über die für sie gesperrte Overwegbrücke fahren. Dazu sollte eine LED-Anzeige die Brummi-Fahrer auf die Sperrung aufmerksam machen. Diejenigen, die dennoch über die Brücke fuhren, sollten geblitzt und mit einem Knöllchen automatisch bestraft werden. So die Theorie.

Große Hoffnungen

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Zum Start des Pilotprojekts Brückenwächter hatte NRW-Verkehrsminister Wüst noch große Hoffnungen in das Projekt gesetzt. „Mit dem Brückenwächter bekommen wir ein flexibles und schnell einsetzbares System, das den Schutz unserer Bauwerke verbessert und damit die Lebenszeit bis zu einer Sanierung oder einem Neubau verlängert. Das ist ein großer Gewinn“, sagte er. Da konnte er jedoch noch nicht ahnen, dass innerhalb der Projektphase nicht ein Knöllchen verschickt wurde, weil es technische Probleme gab. Ebenso wie mit der LED-Anzeige, die auch nicht so funktionierte, wie sie eigentlich sollte.

Dennoch: Ein paar brauchbare Ergebnisse sammelten die Wissenschaftler der RWTH Aachen in der dreimonatigen Projektphase. Sie untersuchten die Wirkung der Kombination aus Blechschildern und einer variierenden digitalen Anzeige. „Ein abschließendes Fazit können wir erst nach Auswertung aller Daten ziehen“, sagt Benjamin Pier, als Abteilungsleiter Verkehr bei Straßen.NRW für die Durchführung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Pilotprojektes verantwortlich. Erkennbar sei allerdings schon jetzt, dass die Zahl der LKW, die die Brücke trotz des Verbotes überqueren, durch die Kombination aus Blechbeschilderung und digitalen Tafeln zurückgegangen ist. Gut 80 Prozent weniger LKW wurden auf der Brücke gezählt, unabhängig davon, ob die LED-Tafel kurz vor der Brücke mit einem „Achtung“ noch einmal Aufmerksamkeit erzeugte oder nicht.

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Eine signifikante Änderung gab es jedoch, wenn die LED-Tafel einen LKW-Fahrer direkt „angesprochen“ hat, indem das Kennzeichen des Fahrzeugs mit dem Hinweis „Abbiegen“ auftauchte. „Hier haben 95 Prozent der Fahrer die Anweisung befolgt“, beschreibt Philipp-Armand Klee, der für die RWTH Aachen das Projekt betreut hat, das Ergebnis.

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LKW, die sich der Overwegbrücke über die Rampe der B226 näherten, haben die dort bereits bestehende Beschilderung vielfach missachtet. Klee vermutet, dass die Schilder dort nur schlecht wahrgenommen wurden, da sich die Fahrer auf die kurvige Rampe und die Einordnung in die Abbiegespur konzentrieren müssen. Nach der abschließenden Auswertung der erhobenen Daten wollen Straßen.NRW und RWTH Aachen entscheiden, wie und wo das System „Brückenwächter“ zu einem weiteren Einsatz kommt.

Übrigens: Die Sperrung des Fußweges auf der Brücke wird mit der Demontage der Kameras zum Ende des Projektes aufgehoben.

Ampel nicht möglich

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Und nun? „Wir haben an der Brücke keine weiteren Maßnahmen geplant“, erläutert Andreas Berg vom Landesbetrieb Straßen.NRW. „Eine Einbahnregelanlage wie an der Ruhrbrücke können wir hier nicht aufstellen“, so Berg. Die anderen Ampeln im Kreuzungsbereich würden das verbieten, denn dadurch würde ein erheblicher Rückstau erzeugt. Es bliebe jedoch weiterhin die Blechbeschilderung. Der Brückenwächter war ja nur unterstützend gedacht. Klar ist, dass die Ablastung der Brücke aufrechterhalten werden muss. Während die Brücke über die Bahnstrecke nicht mehr zu ertüchtigen sei, plane die Gruppe konstruktiver Ingenieurbau des Landesbetriebs, wie mit der Overwegbrücke weiter verfahren werden soll. Klar ist, dass schnell eine Lösung her muss, denn die Restlaufzeit der Brücke ist bis 2030 angegeben.