Wetter. Leser sehen Probleme beim „Brückenwächter. Straßen NRW verweist auf zwei weitere Gehwege. Alternative zur Anlage sei nur eine Ampel.

Zum automatischen „Brückenwächter“ für die Overwegbrücke zwischen Grundschöttel und Alt-Wetter zählt eine „Blitze“ auf der Bücke. Diese hält fest, welches Schwergewicht über das angeschlagene Bauwerk unterwegs ist. Allerdings steht der Sockel der Blitze mitten auf dem Fußgängerweg der Brücke. Zunächst einmal bis Ende September dauert der Pilotbetrieb der Anlage, so Straßen NRW.

Landesverkehrsminister Henrik Wüst war eigens nach Wetter gekommen, um das „intelligente“ System vorzustellen, das besonders LKW-Fahrer von einem Überfahren der Brücke in Richtung Alt-Wetter abhalten soll. Zentrales Stück ist dabei eine Anzeigetafel, auf der die Brummi-Fahrer ihr eigenes Nummernschild lesen können und die Bitte, doch auf die Umleitung auszuweichen. Wer das unterlässt, wird mit seinem Fahrzeug von der „Blitze“ erfasst und muss zahlen.

Herausforderung für „Alltagshelden“

So richtig geistreich kann ein Leser aus Volmarstein die Sache mit dem automatischen „Brückenwächter“ nicht finden, jedenfalls nicht so lange wie die „Blitze“ ihren jetzigen Standort behält. „Für den Brückenwächter wurden auf dem Gehweg der Brücke der Blitzermast installiert und der Gehweg komplett gesperrt“, schreibt der Leser als Reaktion auf den Zeitungsbericht zur Projektvorstellung. „Fußgänger und Radfahrer von Volmarstein und Grundschöttel müssen nun Richtung Schöntal auf unbestimmte Zeit vier zusätzliche beampelte Überwege benutzen“, rechnet er vor.

Drei parallele Fußwege gibt es. Weg eins führt über einen Treppenturm auf die angehängte Brücke für Radfahrer und Fußgänger. Weg zwei ist der Bürgersteig entlang der Fahrbahn zur Demag hin. Weg drei, der Bürgersteig zum Schöntal hin, ist aktuell versperrt. Nach langer Diskussion sei dieser Beschluss gefasst worden, so Andreas Berg von Straßen NRW. Neben dem Betonsockel für die Aufzeichnungskamera sei für Fußgänger zu wenig Platz, daher die Absperrung. Außerdem sei der Sockel so hoch, „dass beim Besteigen keine richtige Geländerhöhe mehr bleibt. Klettert jemand da drauf, besteht Absturzgefahr.“

Regeln und Ausnahmen

Die Overwegbrücke zwischen Grundschöttel und Alt-Wetter ist in die Jahre gekommen.

Das zulässige Gesamtgewicht von Fahrzeugen, die sie überfahren dürfen, ist Richtung Alt-Wetter auf 7,5 Tonnen begrenzt. Das schließt Reisebusse ein.

Für Linienbusse, die über dieser Gewichtsgrenze liegen, gilt eine Ausnahme.

Auch Einsatzfahrzeuge beispielsweise der Feuerwehr dürfen weiter den schnellen Weg über die Ruhr nehmen.

In eine ganz andere Kerbe schlägt ein Leser vom Schmandbruch. Er sieht die LKW-Fahrer gerade in Corona-Zeiten als Helden des Alltags, denen viel zugemutet werde, etwa weiter die gesperrte Autobahnauffahrt Richtung Bremen in Volmar­stein. Wer derzeit versuche, „diesem Chaos auszuweichen, wird jetzt mit einer weiteren Blitzfalle abkassiert“, schreibt er an die Redaktion.

Im Nachteil sieht er dabei besonders die deutschen Brummi-Fahrer. „Oder ist die Anlage etwa auch mit den ausländischen Verkehrsämtern verbunden, um automatisch auch Bußgelder nach Bucuresti, Warszawa oder Vilnius zu vollstrecken?“, fragt der Wetteraner. Vom „Alltagshelden“ sieht sich der Berufskraftfahrer wieder zum „Deppen der Nation“ zurück gestuft.

Die Bußgeldbescheide verschickt der EN-Kreis, und diese Post geht auch ins Ausland, hat Berg beim Kreis erkundet. Erfahrungsgemäß würden das die Spediteure im Ausland „akzeptieren und begleichen.“

Aufgabe des Brückenwächters ist zunächst einmal, die Begegnung von Schwerlastverkehr zu vermeiden. Daher die Begrenzung der Wächterfunktion in eine Fahrtrichtung. Vom System „übersehen“ werden Linienbusse. Sie kommen zwar auch über 7,5 Tonnen, sind mit einem beladenen Auflieger aber nicht zu vergleichen.

Wie hätte sich die Belastung der Brücke sonst noch senken lassen? Durch eine Ampel, die wechselnd den Verkehr aus nur einer Richtung zulässt, sagt Andreas Berg und erinnert an die Regelung an der Ruhrbrücke nach Vorhalle. „So ist nur der Schwerverkehr eingeschränkt.“

>>>DER KOMMENTAR: Eine gescheite Lösung

Verkehrsthemen sind Aufregerthemen. Kann es wirklich sein, dass mal eben so ein Fußweg über Monate komplett gesperrt worden ist? Macht es Sinn, Busse die Brücke passieren zu lassen, wo doch Brummis nicht mehr dürfen? Und was soll das mit den Bußgeldern, wenn ausländische LKW-Fahrer der Vollstreckung buchstäblich davon fahren könnten?
Bevor der Betonsockel für die „Blitzer“-Kamera zum Klettergerüst wird und mögliche Kletterer in den Abgrund fallen, ist der Verzicht auf einen von drei parallelen Fußwegen zumutbar. Weniger LKW und Reisebusse bringen der Brücke Entlastung, eine Erlaubnis für Linienbusse ändert daran nichts. Und spricht es wirklich gegen den „Brückenwächter“, dass vielleicht nicht alle, die ein Bußgeld verdient haben, auch zum Bezahlen herangezogen werden können?
Das Modellprojekt mag nicht nur für Brummi-Fahrer Einschränkungen mit sich bringen. Aber Riesenwaagen und Fahrspurverengungen wie auf der A1 bei Leverkusen will in Wetter erst recht niemand haben. Und eine Ampel wie bis vor kurzem noch vor der Ruhrbrücke nach Vorhalle für eine einspurige Verkehrsführung wünscht sich an der Overwegbrücke doch wohl keiner zurück.
Da bleibt der „Brückenwächter“ die gescheite Alternative.