Volmarstein. 100 Jahre Burg-Wächter: Das familiengeführte Unternehmen aus Volmarstein steht für Schlösser und Sicherheit. Und für Sponsoring, etwa beim BVB.

Die Fahnen wehen seit Monaten an gut sichtbaren Stellen im Wind. Sonst gibt es kaum Hinweise, dass eines der renommiertesten Unternehmen in Wetter 2020 seinen 100. Geburtstag feiern kann. Wobei Letzteres in dieser außergewöhnlichen Zeit unmöglich ist. Die Pandemie hat die Pläne bei Burg-Wächter gehörig durcheinander gewirbelt. „Wegen Corona mussten alle geplanten Feierlichkeiten zum großen Jubiläum verschoben werden“, so Martin Neumann, bei Burg-Wächter für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Sowohl Aktionen für die Mitarbeiter als auch für Händler und Kunden sollen 2021 nachgeholt werden. Hoffentlich lässt das Virus das zu.“

Wer an Burg-Wächter denkt, landet unweigerlich beim Namen Lüling. Reinhard als Enkel des Firmengründers bildet mit seinen Vettern Dietmar und Harald Lüling die Geschäftsführung, Reinhards Söhne Christopher und Gerrit als Vertreter der nächsten Generation arbeiten längst beim Sicherheitsspezialisten aus Volmarstein. Angesichts der Tradition lohnt eine Bestandsaufnahme und eine Abgrenzung zum Schwesterbetrieb Burg. Also los.

Staus quo

Burg-Wächter beschäftigt am Volmarsteiner Stammsitz 112 Mitarbeiter. In Deutschland (mit dem Werk zur Fertigung in Meinerzhagen) hat das inhabergeführte Familienunternehmen ca. 380 Angestellte, weltweit mit Produktionsstandorten in Osteuropa und China rund 625. „Made in Germany“ gehöre zur Firmenphilosophie, so der international führende Hersteller von elektronischen und mechanischen Schlössern. Der Schlüsselbegriff lautet: Sicherheit.

Die Anfänge

Die Geschichte der Herstellung von Vorhangschlössern in Volmarstein lässt sich bis ins Jahr 1750 zurückverfolgen. Das „Schlossmachen“ war ein traditionelles Handwerk und in zahlreichen Familien zu Hause. Noch um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es unzählige kleine Familienbetriebe in dieser Branche in Volmarstein. Hier gründet Friedrich-Wilhelm Lüling am 1. September 1890 die Firma F.W. Lüling und spezialisiert sich auf die Produktion von Vorhangschlössern. Der spätere Firmenname Burg wird am 3. April 1919 als Wortmarke beim Reichspatentamt angemeldet. Am 2. November 1899 wird Alfred Lüling als Sohn von Berta und Friedrich-Wilhelm Lüling geboren.

Alfred Lüling, Firmengründer.
Alfred Lüling, Firmengründer. © Burg Wächter

Der 25. November 1920 ist die Geburtsstunde von Burg-Wächter. Unter dem Namen F. Buhl Co. wird die Firma von Alfred Lüling und dessen Onkel Ferdinand Buhl in Volmarstein gegründet. Nach dem anfänglichen Vertrieb des „Hebel-Schraubhefters“ für Schumacher werden nach kurzer Zeit Vorhangschlösser der Firma F.W. Lüling ins Programm aufgenommen. 1923 wird Alfred Lüling das Alleinvertriebsrecht für Deutschland für Vorhangschlösser von Burg übertragen. 1950 treten die drei Söhne von Alfred Lüling (Alfred junior, Adalbert und Friedhelm) ins Unternehmen ein, die Firma wird in Burg-Wächter unbenannt. Ab dieser Zeit konzentriert sich Burg auf die Produktion von Schließsystemen für die Industrie, Burg-Wächter auf Sicherheitsprodukte für den Endkunden.

Die Produkte

Die Geschichte von Burg-Wächter basiert auf dem handgeschmiedeten Vorhängeschloss. Als Wächter für Sicherheitsthemen konnte das Unternehmen seine Produkte im Laufe der Jahrzehnte modernisieren, mittlerweile fertigt das mittelständische Unternehmen auch Zutrittskontrollen, Tür- und Fenstersicherungen, Videoüberwachungssysteme, Tresore, Kassetten sowie Briefkästen. Aufsehen erregten die Volmarsteiner vor Jahren, als sie elektronische Schließzylinder vorstellten und per Handy Türen öffneten. 2019 stellten sie eine 3D-Brille vor, zuvor einen intelligenten Briefkasten für Paketsendungen. Oft taucht die Firma im Zusammenhang mit Einbruchsschutz-Maßnahmen auf (etwa als Präventions-Partner der Polizei-Gewerkschaft).

Sponsoring

2012 vereinbarte Burg-Wächter mit dem Fußballverein Borussia Dortmund als damaliger Meister sowie Pokalsieger eine Kooperation. Die endete kürzlich. „Nach acht Jahren Partnerschaft im Sport-Sponsoring ist es ja normal, dass eine Zusammenarbeit irgendwann endet. Das war ein ganz normaler Prozess“, sagt Neumann. Die Volmarsteiner unterstützen im Sinne der Talentförderung weiter Leichtathleten. Zum Track-Team gehört auch Deutschlands schnellste Frau, die Sprinterin Gina Lückenkemper aus dem westfälischen Soest.

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Als christlich geprägtes Unternehmen will sich das Unternehmen auch gesellschaftlich engagieren, erinnert sei an das Mitwirken beim Bau des Kreisverkehrs am Schöllinger Feld im Schulterschluss mit weiteren Betrieben. Auch heimische Vereine profitieren von Geldern der traditionsreichen Firma, die zudem auch überregional Handballer oder Wintersportler unterstützt(e). Bis Sommer 2011 war fast fünf Jahre lang eine große Mehrzweckhalle in Düsseldorf nach dem Sicherheitsspezialisten benannt, das Burg-Wächter Castello.

Weitere Berichterstattungen und ein Interview folgen.